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Mit Brustgurt und Funkchip

Eine neue Initiative soll Jogger unterstützen. "Running for life" heißt das Projekt, bei dem die Läufer während des Laufens ihre Trainingsdaten ins Internet übertragen können. Dort werden sie gesammelt und dokumentiert. Die erste Laufstrecke befindet sich in einem Park in Leipzig.

Von Andrea Kalbe |
    " So, hier ist die Messstation, jetzt wird der 1. Wert aufgezeichnet, also die Startzeit wird aufgezeichnet. Nach einem Kilometer ist die 2. Messstation, dort wird auch wieder der Puls und die Zeit aufgezeichnet. "

    Simon Tartler joggt durch den Leipziger Clara-Zetkin-Park. Er läuft regelmäßig, meistens mit einer Pulsuhr am Handgelenk, die seine Herzfrequenz anzeigt. Seit kurzem nun nutzt der 41-Jährige eine neuartige Laufstrecke, die ihm noch mehr bietet: Auf dem 5-Kilometer-Parcours befinden sich in regelmäßigen Abständen Messstationen, die seine Werte automatisch empfangen und direkt ins Internet übertragen. Dafür trägt Simon Tartler einen speziellen Brustgurt mit integriertem Funkchip. Zuhause kann er sich dann in sein persönliches Laufkonto einloggen und alle Daten analysieren. 70 Euro kosten solch ein Gurt und die Anmeldung im System. Um sich zu registrieren, muss der Läufer lediglich seine Stammdaten, wie Gewicht, Geschlecht, Alter und den Ruhepuls, angeben. Die Software erstellt ihm dann einen individuellen Trainingsplan, erklärt Gesundheitsberater Holger Illian, der das Konzept entwickelt hat:

    " Dann gibt es einen festen Algorithmus, und der rechnet mir dann aus, in welcher Trainingsherzfrequenz ich idealerweise laufe. Da gibt es eine Untergrenze und eine Obergrenze, und danach kann ich mich eigentlich sehr schön richten, so wie bei einem Ampelprinzip: Grüner Bereich - dann bin ich genau in der Mitte. Gelber Bereich - dann komme ich so langsam an den Unter- oder Oberbereich, und im roten Bereich weiß ich, da habe ich etwas falsch gemacht. Das kann sein, dass ich zu langsam laufe. Das kann aber auch sein, dass ich zu schnell laufe, das heißt, ich war zu ehrgeizig. "

    Konkret überträgt jede Messstation die Herzfrequenz, die zurückgelegte Strecke und die Zeit, die der Läufer dafür gebraucht hat. In den Laufkonten werden alle Daten kontinuierlich dokumentiert und aufbereitet. Auf einen Blick kann der Läufer sehen, ob er sich über einen bestimmten Zeitraum verbessert oder verschlechtert hat. Bald soll es in dem Portal noch zusätzliche Angebote geben. So kann man sich dann zum Beispiel in einem Forum mit anderen austauschen oder sich zu Lauftreffs verabreden. Bei dem Projekt geht es Holger Illian nicht um Spitzensport, sondern darum, Lust auf professionelles Laufen zu machen.

    " Also erreichen wollen wir erst mal ein bisschen eine Massenbewegung von Präventions- und Gesundheitssport. Dass Leute, die heute schon laufen, weiterhin laufen, aber qualifiziert sich kontrollieren, dass sie auch das Richtige tun, in der richtigen Art und Weise. Wir wollen Leute motivieren, neu zu laufen, also die so genannten Couch Potatoes, die sich vielleicht wohler fühlen in einer Gemeinschaft, die den Anstoß bekommen über einen Kurs, wie das heute schon ist. "

    Auch Kinder und Jugendliche gehören zu Illians Zielgruppe. Er glaubt, dass gerade sie, für die das Internet zum Alltag gehört, jetzt mehr laufen werden. Ob das so ist, will die Leipziger Sportsoziologin Dr. Petra Tzschoppe in einer Studie herausfinden. Allgemein ist sie davon überzeugt, dass diese Art von Laufen bei vielen die Motivation steigert.

    " Hier ist ja nun der große Vorteil, dass ich meine eigenen Daten speichern kann, dass ich über einen längeren Zeitraum auch nachvollziehen kann, was hat sich verändert, also bin ich jetzt imstande bei einer geringen Frequenz die gleiche Strecke in der gleichen Zeit zu laufen oder auch wenn ich schneller laufe, was passiert dann. Also wirklich dieser längsschnittliche Vergleich, den erst mal der einzelne Läufer hat, der aber natürlich auch nutzbar ist: Sei es für den Lehrer in der Schule, der sehen kann, was haben meine Schüler in der Zeit gemacht, was beispielsweise auch der Trainer nutzen kann, wenn er eine Sportgruppe hat. "

    Holger Illian will sogar noch einen Schritt weiter gehen. So soll die eigene Laufaktivität in Zukunft von den Krankenkassen anerkannt werden. Heißt: Wer sein Trainingstagebuch ausdruckt und bei der Krankenkasse vorlegt, kann an deren Bonusprogrammen teilnehmen. Die AOK-Sachsen hat der Idee bereits zugestimmt. Nach Leipzig wollen nun fünf weitere Städte die spezielle Laufstrecke anlegen. Die Leipziger jedenfalls sind mit ihrem Parcours zufrieden.

    " Wir haben von der Strecke gehört. Und der Vorteil ist ja, dass man dort auch ein Feedback von dem bekommt, was auf der Strecke passiert. Und das finden wir eine gute Geschichte, und deshalb haben wir uns entschlossen, daran teilzunehmen. "

    " Ja weil man seine Trainingseinheiten besser kontrollieren kann. Man kann es immer im nachhinein noch mal anschauen. Wenn man jetzt eine Polaruhr um hat, sieht man es, und dann ist es weg, und so ist es dokumentiert. Ich finde es schon ganz gut. "

    Weitere Informationen:

    Städte, in denen Running for Life demnächst angeboten wird, sind Magdeburg, Hannover, Kiel, Augsburg und Frankfurt am Main. Interessierte in Leipzig können sich an den Leipziger Laufladen wenden, wo man den Gurt kaufen und sich in dem System anmelden kann. In den anderen Städten wird man das Equipment ebenfalls bei einem Facheinzelhändler kaufen können, wer das sein wird, steht allerdings noch nicht fest.