Harald Bremer kennt sich aus mit der prekären Situation ausländischer Studierender. Der Sozialarbeiter der ESG, der Evangelischen Studentengemeinde in Hannover, berät Studenten aus Osteuropa, Afrika, Asien und Lateinamerika:
"Das Problem ist: Wir wollen internationale Studierende hier haben. Es werden millionenschwere Bildungsmessen veranstaltet, vor allen Dingen in Südostasien und Osteuropa. Über die Frage der Finanzierung des Lebensunterhalts macht sich natürlich eine Hochschule oder ein Professor keine Gedanken. Sie gehen davon aus, es geht ähnlich wie bei deutschen Studierenden. Dass die Nicht-Deutschen allerdings erheblichen Einschränkungen unterliegen, dass macht sich niemand klar."
Das Deutsche Studentenwerk hat ermittelt, dass mehr als die Hälfte der so genannten Bildungsausländer jeden Monat rund 400 Euro dazu verdienen muss, um über die Runden zu kommen. Allerdings dürfen Studierende, die aus Ländern außerhalb der EU kommen, maximal 90 Tage pro Jahr arbeiten. Nur 13 Prozent der ausländischen Studierenden erhalten ausreichend finanzielle Unterstützung aus der Heimat, 23 Prozent ein Stipendium – aber meist erst in den letzten Semestern, da sie zuvor nachweisen müssen, dass ihre Leistungen förderungswürdig sind. Die polnische Studentin Mariolo Kudlinska jobbt auf Messen, um ihr Studium der Wirtschaftswissenschaften finanzieren zu können. Besonders schwierig war für sie schon der Studienbeginn, als sie gegenüber der Ausländerbehörde finanzielle Sicherheiten nachweisen musste:
"Ich musste über 14.000 DM nachweisen, auf einem Sperrkonto mit Sperrvermerk, und das war eigentlich utopisch,. Woher sollte ich das ganze Geld hernehmen? Selbst für deutsche Studierende ist es eigentlich unmöglich, soviel Geld auf einmal herzubringen. Ich musste halt das Geld leihen und nebenbei arbeiten, damit ich das Geld zurückgeben kann."
Mittlerweile ist Mariolo Kudlinska im achten Semester, aber noch immer gilt – selbst für die sogenannten EU-Ausländer: Jeder muss 7000 Euro auf einem Sperrkonto nachweisen oder eine Bürgschaft durch einen Deutschen, sonst erhält er keine Aufenthaltsgenehmigung in Deutschland und kann hier weder studieren noch arbeiten.
Befürchtungen, dass nach der Einführung der Studiengebühren der Anteil ausländischer Studierender zurückgehen wird, sind nicht unbegründet: Nach Recherchen des Wissenschaftlichen Dienstes des Deutschen Bundestages ist in Österreich der Anteil an Studierenden aus Entwicklungsländern um ein Drittel gesunken, nachdem dort im Wintersemester 2001/2002 Studiengebühren eingeführt worden waren.
Dass es durch die Studiengebühren finanzielle Engpässe für ausländische Studierende geben werde, das räumt auch Burkhard Rauhut, Rektor der Aachener Hochschule, ein. Dennoch hält er nichts von zusätzlichen Stipendien oder Gebührenbefreiungen für ausländische Studenten. Von den Studiengebühren, die direkt der Uni zugute kämen, würden besonders ausländische Studenten profitieren:
"Gerade unsere ausländisch Studierenden haben eine sehr niedrige Erfolgsquote, weil einfach das deutsche System, sagen wir so, die Betreuungsrelation zu gering ist. Wenn wir jetzt zu viele Stipendien vergeben, indem wir darauf verzichten, würde genau die Wirkung nicht eintreten, die wir erzielen wollen, nämlich eine Verbesserung in der Lehre, so dass auch die Studienzeiten überschaubar sind. Denn die Studienzeiten bedeuten ja auch höhere Lebenshaltungskosten."
Burkhard Rauhut fordert stattdessen eine Art Solidaritätszuschlag der wohlhabenden Ausländer, die in Deutschland studieren:
" Deshalb muss man überlegen, ob man da nicht etwas anderes macht, zum Beispiel eine Querfinanzierung, indem man von ausländischen Studenten, die wirklich Geld haben, dieses Geld auch nimmt und dafür dann Studierenden, die auch bisher nicht studieren können, weil sie die Lebenshaltungskosten nicht aufbringen können, Stipendien für diese vergibt."
Ein Vorschlag, den Niedersachsens Wissenschaftsminister Lutz Stratmann für nicht besonders praktikabel hält. Der CDU-Politiker sieht vielmehr die Hochschulen am Zuge: Die könnten über Stipendien leistungsstarke ausländische Studierende unterstützen:
"Wir haben in Niedersachsen einen Teil unserer Zuschüsse formelgebunden, dass heißt, nach bestimmten Leistungskriterien werden die vergeben. Und da spielt auch das Thema Internationalität eine Rolle. Wenn eine Hochschule einen hohen Ausländeranteil hat, viel für ausländische Studierende tut, wird das über die Mittelvergaben honoriert, so dass im Ergebnis sich solche Stipendien für die Hochschulen per saldo sogar auch finanziell günstig auswirken können."
Doch ein Stipendium erhalten ausländische Studierende in der Regel erst im Hauptstudium – nachdem sie entsprechende Leistungsnachweise erbracht haben. Aber das Hauptstudium werden nach der Einführung von Studiengebühren – so Harald Bremer – viele erst gar nicht erreichen. Er fordert, zumindest Studierende aus Entwicklungsländern von der Studiengebühr zu befreien.
"Das Problem ist: Wir wollen internationale Studierende hier haben. Es werden millionenschwere Bildungsmessen veranstaltet, vor allen Dingen in Südostasien und Osteuropa. Über die Frage der Finanzierung des Lebensunterhalts macht sich natürlich eine Hochschule oder ein Professor keine Gedanken. Sie gehen davon aus, es geht ähnlich wie bei deutschen Studierenden. Dass die Nicht-Deutschen allerdings erheblichen Einschränkungen unterliegen, dass macht sich niemand klar."
Das Deutsche Studentenwerk hat ermittelt, dass mehr als die Hälfte der so genannten Bildungsausländer jeden Monat rund 400 Euro dazu verdienen muss, um über die Runden zu kommen. Allerdings dürfen Studierende, die aus Ländern außerhalb der EU kommen, maximal 90 Tage pro Jahr arbeiten. Nur 13 Prozent der ausländischen Studierenden erhalten ausreichend finanzielle Unterstützung aus der Heimat, 23 Prozent ein Stipendium – aber meist erst in den letzten Semestern, da sie zuvor nachweisen müssen, dass ihre Leistungen förderungswürdig sind. Die polnische Studentin Mariolo Kudlinska jobbt auf Messen, um ihr Studium der Wirtschaftswissenschaften finanzieren zu können. Besonders schwierig war für sie schon der Studienbeginn, als sie gegenüber der Ausländerbehörde finanzielle Sicherheiten nachweisen musste:
"Ich musste über 14.000 DM nachweisen, auf einem Sperrkonto mit Sperrvermerk, und das war eigentlich utopisch,. Woher sollte ich das ganze Geld hernehmen? Selbst für deutsche Studierende ist es eigentlich unmöglich, soviel Geld auf einmal herzubringen. Ich musste halt das Geld leihen und nebenbei arbeiten, damit ich das Geld zurückgeben kann."
Mittlerweile ist Mariolo Kudlinska im achten Semester, aber noch immer gilt – selbst für die sogenannten EU-Ausländer: Jeder muss 7000 Euro auf einem Sperrkonto nachweisen oder eine Bürgschaft durch einen Deutschen, sonst erhält er keine Aufenthaltsgenehmigung in Deutschland und kann hier weder studieren noch arbeiten.
Befürchtungen, dass nach der Einführung der Studiengebühren der Anteil ausländischer Studierender zurückgehen wird, sind nicht unbegründet: Nach Recherchen des Wissenschaftlichen Dienstes des Deutschen Bundestages ist in Österreich der Anteil an Studierenden aus Entwicklungsländern um ein Drittel gesunken, nachdem dort im Wintersemester 2001/2002 Studiengebühren eingeführt worden waren.
Dass es durch die Studiengebühren finanzielle Engpässe für ausländische Studierende geben werde, das räumt auch Burkhard Rauhut, Rektor der Aachener Hochschule, ein. Dennoch hält er nichts von zusätzlichen Stipendien oder Gebührenbefreiungen für ausländische Studenten. Von den Studiengebühren, die direkt der Uni zugute kämen, würden besonders ausländische Studenten profitieren:
"Gerade unsere ausländisch Studierenden haben eine sehr niedrige Erfolgsquote, weil einfach das deutsche System, sagen wir so, die Betreuungsrelation zu gering ist. Wenn wir jetzt zu viele Stipendien vergeben, indem wir darauf verzichten, würde genau die Wirkung nicht eintreten, die wir erzielen wollen, nämlich eine Verbesserung in der Lehre, so dass auch die Studienzeiten überschaubar sind. Denn die Studienzeiten bedeuten ja auch höhere Lebenshaltungskosten."
Burkhard Rauhut fordert stattdessen eine Art Solidaritätszuschlag der wohlhabenden Ausländer, die in Deutschland studieren:
" Deshalb muss man überlegen, ob man da nicht etwas anderes macht, zum Beispiel eine Querfinanzierung, indem man von ausländischen Studenten, die wirklich Geld haben, dieses Geld auch nimmt und dafür dann Studierenden, die auch bisher nicht studieren können, weil sie die Lebenshaltungskosten nicht aufbringen können, Stipendien für diese vergibt."
Ein Vorschlag, den Niedersachsens Wissenschaftsminister Lutz Stratmann für nicht besonders praktikabel hält. Der CDU-Politiker sieht vielmehr die Hochschulen am Zuge: Die könnten über Stipendien leistungsstarke ausländische Studierende unterstützen:
"Wir haben in Niedersachsen einen Teil unserer Zuschüsse formelgebunden, dass heißt, nach bestimmten Leistungskriterien werden die vergeben. Und da spielt auch das Thema Internationalität eine Rolle. Wenn eine Hochschule einen hohen Ausländeranteil hat, viel für ausländische Studierende tut, wird das über die Mittelvergaben honoriert, so dass im Ergebnis sich solche Stipendien für die Hochschulen per saldo sogar auch finanziell günstig auswirken können."
Doch ein Stipendium erhalten ausländische Studierende in der Regel erst im Hauptstudium – nachdem sie entsprechende Leistungsnachweise erbracht haben. Aber das Hauptstudium werden nach der Einführung von Studiengebühren – so Harald Bremer – viele erst gar nicht erreichen. Er fordert, zumindest Studierende aus Entwicklungsländern von der Studiengebühr zu befreien.