Stephan Sachse sitzt am Schreibtisch. Der Blick nach draußen, aus dem 17. Stock über die Hamburger Binnenalster, ist auch bei trübem Wetter ein Erlebnis. Vor ihm, auf dem Computerbildschirm ist das abgebildet, was das Chaos bei der zurzeit laufenden Modernisierung des Studienplatzvergabesystems beenden könnte: ein Computerprogramm von Sachses Firma, den "Datenlotsen":
"Sie sehen hier oben den Bewerber, die Bewerberin, die dann entweder verzweigt wird, je nachdem, ob es ein zulassungsbeschränkter Studiengang ist oder nicht. Auf das entsprechende Campus-Net-Apply-Portal oder auf das alte HIS-QIS."
Sachse braucht eine Weile, um das Problem und seine Lösung zu erklären. Er steigt tief ein in die Feinheiten der Software und in das, was sie leisten könnte. Einfach ausgedrückt besteht die Herausforderung bei der Modernisierung der elektronischen Studienplatzvergabe in einem simplen Problem: Die alte Software, bald 30 Jahre alt, gleicht einem alten VW-Käfer. Der fährt und wurde zwischenzeitlich immer wieder modernisiert hat neue Bremsen, Reifen, eine moderne Lenkung und ein schickes Autoradio verpasst bekommen. Nun soll noch ein Porsche-Motor eingebaut werden.
Und siehe da: Der passt einfach nicht zum Rest. Der Einbau klappt nicht. Der alte Käfer ist das HIS-System, mit dem rund 180 deutsche Hochschulen ihre Studienbewerber auswählen, der Porsche-Motor ist die von der Firma T-Systems entwickelte neue Software, über die sich Studienbewerber irgendwann einmal bewerben sollen. Denn das alte System führt mittlerweile - bei immer mehr Mehrfachbewerbungen - zu vermeidbaren Kosten. Ein neues System sei längst überfällig erklärt Stephan Sachse:
"Es bringt schlichtweg Transparenz über den Bewerbungsprozess. Das Problem der Bewerberinnen und Bewerber ist, dass sie sich an vielen Hochschulen bewerben müssen. Sie müssen immer wieder die gleichen Informationen in die individuellen Hochschulportale eingeben. Das nervt, wenn man sich vorstellt, dass die durchschnittliche Anzahl zehn Bewerbungen pro Bewerberin, Bewerber ist. Und für die Hochschulen bedeutet das einen riesigen Verwaltungsaufwand. Weil einfach auf den gleichen Studienplatz zwischen zehn und zwanzig Bewerbungen kommen."
Und das Abarbeiten dieses an sich fiktiven Bewerberansturms könnte die neue Software den Hochschulen ersparen. Ursprünglich war geplant, das neue und funktionierende T-System an die alten, dezentralen HIS-Programme anzukoppeln. Aber weil die alten Systeme viel zu unterschiedlich auf die einzelnen Unis zugeschnitten sind, gibt es Probleme. Und die könnte der sogenannte Konnektor der Datenlotsen lösen. Die Firma könnte die Kupplung liefern, damit der alte Käfer am Ende doch vom Porsche-Motor angetrieben wird. Und diese Kupplung scheint auch in der Praxis zu funktionieren:
"Wir haben jetzt schon angefangen, an elf HIS-Hochschulen unsere Software einzuführen. Und wir sind in der Lage, jetzt sehr schnell viele weitere Hochschulen bis hin zu allen weiteren Hochschulen mit dem System auszurüsten, sodass darüber die Anbindung erfolgen kann."
4,6 Millionen würde das kosten, das erklärt Sachse gestern in Berlin vor dem Bildungsausschuss. Den gleichen Betrag gibt die HIS bisher für die Weiterentwicklung IT-Systeme der Deutschen Hochschulen aus pro Jahr. Und bisher ist der HIS-eigene Konnektor zwischen Alt- und Neu-Software nicht funktionsfähig. Die Frage, die der Stiftungsrat spätestens auf seiner nächsten Sitzung am 2. Februar beantworten sollte, ist: Soll man weiter allein auf die Entwicklungen der HIS setzen, obwohl die Firma schon drei Mal den Start des neuen "Dialogorientierten Auswahlsystems" wegen ungelöster Probleme verschieben musste. Oder greift man zum fertigen Produkt der Datenlotsen und entzieht der HIS dieses Geschäft. Holger Fischer, der Vizepräsident der Hamburger Universität, hält diesen Schritt für denkbar:
"Wenn man jetzt will, möglichst viele Hochschulen schnell an den Start zu bringen, dann wäre eine solche Konnektoren-Lösung eine optimale Lösung. Man müsste aber die Hochschulen überzeugen und dazu verpflichten, dass sie sich eben einen funktionsfähigen Konnektor besorgen."
Möglichst viele Universitäten müssten von den Kultusministerien der Länder zur Einführung dieses Systems gezwungen werden. Nur so, mit einem bundesweit einheitlichen Vorgehen, würden die Vorteile der Konnektorlösung zum Tragen kommen, so Fischer. Aber daran, dass sich der Stiftungsrat für diesen Weg entscheidet, hat er starke Zweifel. Dagegen sprechen die Widerstände aus vielen Hochschulen, die vor zusätzlichen Kosten warnen und die Bedenken von Bildungspolitikern gegen den Wechsel zum System der "Datenlotsen". Deren Lösung sei zurzeit die günstigste und vor allem: Sie sei einsatzbereit, heißt es. Aber am Ende arbeitet auch diese Firma, wie die HIS, dafür, möglichst viele Kunden zu gewinnen und mit Wartungs- und Folgeaufträgen viel Geld zu verdienen.
"Sie sehen hier oben den Bewerber, die Bewerberin, die dann entweder verzweigt wird, je nachdem, ob es ein zulassungsbeschränkter Studiengang ist oder nicht. Auf das entsprechende Campus-Net-Apply-Portal oder auf das alte HIS-QIS."
Sachse braucht eine Weile, um das Problem und seine Lösung zu erklären. Er steigt tief ein in die Feinheiten der Software und in das, was sie leisten könnte. Einfach ausgedrückt besteht die Herausforderung bei der Modernisierung der elektronischen Studienplatzvergabe in einem simplen Problem: Die alte Software, bald 30 Jahre alt, gleicht einem alten VW-Käfer. Der fährt und wurde zwischenzeitlich immer wieder modernisiert hat neue Bremsen, Reifen, eine moderne Lenkung und ein schickes Autoradio verpasst bekommen. Nun soll noch ein Porsche-Motor eingebaut werden.
Und siehe da: Der passt einfach nicht zum Rest. Der Einbau klappt nicht. Der alte Käfer ist das HIS-System, mit dem rund 180 deutsche Hochschulen ihre Studienbewerber auswählen, der Porsche-Motor ist die von der Firma T-Systems entwickelte neue Software, über die sich Studienbewerber irgendwann einmal bewerben sollen. Denn das alte System führt mittlerweile - bei immer mehr Mehrfachbewerbungen - zu vermeidbaren Kosten. Ein neues System sei längst überfällig erklärt Stephan Sachse:
"Es bringt schlichtweg Transparenz über den Bewerbungsprozess. Das Problem der Bewerberinnen und Bewerber ist, dass sie sich an vielen Hochschulen bewerben müssen. Sie müssen immer wieder die gleichen Informationen in die individuellen Hochschulportale eingeben. Das nervt, wenn man sich vorstellt, dass die durchschnittliche Anzahl zehn Bewerbungen pro Bewerberin, Bewerber ist. Und für die Hochschulen bedeutet das einen riesigen Verwaltungsaufwand. Weil einfach auf den gleichen Studienplatz zwischen zehn und zwanzig Bewerbungen kommen."
Und das Abarbeiten dieses an sich fiktiven Bewerberansturms könnte die neue Software den Hochschulen ersparen. Ursprünglich war geplant, das neue und funktionierende T-System an die alten, dezentralen HIS-Programme anzukoppeln. Aber weil die alten Systeme viel zu unterschiedlich auf die einzelnen Unis zugeschnitten sind, gibt es Probleme. Und die könnte der sogenannte Konnektor der Datenlotsen lösen. Die Firma könnte die Kupplung liefern, damit der alte Käfer am Ende doch vom Porsche-Motor angetrieben wird. Und diese Kupplung scheint auch in der Praxis zu funktionieren:
"Wir haben jetzt schon angefangen, an elf HIS-Hochschulen unsere Software einzuführen. Und wir sind in der Lage, jetzt sehr schnell viele weitere Hochschulen bis hin zu allen weiteren Hochschulen mit dem System auszurüsten, sodass darüber die Anbindung erfolgen kann."
4,6 Millionen würde das kosten, das erklärt Sachse gestern in Berlin vor dem Bildungsausschuss. Den gleichen Betrag gibt die HIS bisher für die Weiterentwicklung IT-Systeme der Deutschen Hochschulen aus pro Jahr. Und bisher ist der HIS-eigene Konnektor zwischen Alt- und Neu-Software nicht funktionsfähig. Die Frage, die der Stiftungsrat spätestens auf seiner nächsten Sitzung am 2. Februar beantworten sollte, ist: Soll man weiter allein auf die Entwicklungen der HIS setzen, obwohl die Firma schon drei Mal den Start des neuen "Dialogorientierten Auswahlsystems" wegen ungelöster Probleme verschieben musste. Oder greift man zum fertigen Produkt der Datenlotsen und entzieht der HIS dieses Geschäft. Holger Fischer, der Vizepräsident der Hamburger Universität, hält diesen Schritt für denkbar:
"Wenn man jetzt will, möglichst viele Hochschulen schnell an den Start zu bringen, dann wäre eine solche Konnektoren-Lösung eine optimale Lösung. Man müsste aber die Hochschulen überzeugen und dazu verpflichten, dass sie sich eben einen funktionsfähigen Konnektor besorgen."
Möglichst viele Universitäten müssten von den Kultusministerien der Länder zur Einführung dieses Systems gezwungen werden. Nur so, mit einem bundesweit einheitlichen Vorgehen, würden die Vorteile der Konnektorlösung zum Tragen kommen, so Fischer. Aber daran, dass sich der Stiftungsrat für diesen Weg entscheidet, hat er starke Zweifel. Dagegen sprechen die Widerstände aus vielen Hochschulen, die vor zusätzlichen Kosten warnen und die Bedenken von Bildungspolitikern gegen den Wechsel zum System der "Datenlotsen". Deren Lösung sei zurzeit die günstigste und vor allem: Sie sei einsatzbereit, heißt es. Aber am Ende arbeitet auch diese Firma, wie die HIS, dafür, möglichst viele Kunden zu gewinnen und mit Wartungs- und Folgeaufträgen viel Geld zu verdienen.