Riszard hält den krummen Besenstiel fest in beiden Händen, fegt den Bordstein entlang. Die Uliza Podgorna hinunter, Richtung Hauptstrasse. Ein Lkw donnert vorbei. Der kleine Haufen vor Riszards Besen zersträut sich in alle Richtungen
"Wenn die Lkw vorbeifahren, dann wird das wieder aufgewirbelt, dann muss ich wieder von vorne anfangen."
Riszard lächelt. Fegt weiter. Unbeirrt. 800 Zlothy, umgerechnet 200 Euro bekommt der 53jährige im Monat von der Kommune überwiesen. Als Mädchen für alles. Er repariert Laternen, hält die Strassen sauber. Hier in Torzyn, einem Zweitausend-Einwohner-Ort. Die Häuser stehen links und rechts der Landstrasse.
"Der Verkehr hat sich verdoppelt und verdreifacht, seit Polen in der EU ist. Dramatisch hat sich das gesteigert. Nördlich und südlich gibt es noch andere Grenzübergänge, aber trotzdem fahren sie hier durch. Wahrscheinlich ist es hier am einfachsten."
Fußgängerasyl, heißen in Torzyn die drei Zebrastreifen. Mit integrierter Warnanlage. Ein Sensor registriert, wenn sich ein Fußgänger nähert, dann blinken die Leuchtdioden an einem Fußgängerschild, das am Mast hängt. Zwischen den beiden Fahrbahnen, in der Straßenmitte, eine kleine Erhöhung, vielleicht 50 Zentimeter breit. Eine Verkehrsinsel en miniature. Ein Warteraum für Fußgänger. Ein Asyl. Zwischen den Fahrbahnen.
Ein Mittfünfziger kommt mit seinem roten Elektrorollstuhl die uliza podgorna hinunter. Bleibt vor dem Zebrastreifen stehen. Die Leuchtdioden am Fußgängerschild blinken. Die Lkw fahren weiter.
"Einmal habe ich eine Viertelstunde lang gezählt. Es waren 326 Fahrzeuge. Ich habe Striche gemacht. Dabei wird man verrückt. Da dreht man durch."
Alle sechs Sekunden rollt über die Landstrasse ein Fahrzeug. Richtung Westen quälen sich die Lkw die Steigung empor. Richtung Osten rollen sie bergab. Eine Blechkarawane. Auf der Landstrasse. Die in Torzyn zur Hauptstrasse wird.
"Die Bäume sterben hier. Bei mir zuhause musste ich alle Obstbäume fällen. Die Früchte waren dunkel und die Blätter schwarz."
Die Lkw donnern weiter vorbei. Die Leuchtdioden am Fußgängerschild haben aufgehört zu blinken. Trotzdem manövriert der Rollstuhlfahrer vorsichtig sein Gefährt auf den Zebrastreifen.
"Nicht alle lassen mich rüber. Der auch nicht. Es gibt genug Verrückte hinterm Steuer. Oooh der aber, der hält an. Das ist ein braver Fahrer."
Ein Lkw aus Litauen bremst, hält an. Der Rollstuhlfahrer setzt sich in Bewegung, überquert die erste Spur, macht eine kurze Pause auf der kleinen Verkehrsinsel. Der nächste Lkw donnert heran. Der Rollstuhlfahrer gibt Gas. Rollt über die Strasse, hievt mit Mühe sein Gefährt über den Bordstein. Steht dann sicher auf der anderen Seite.
"Jetzt wollen wir rüber. Beschissen ist das hier. Oh, mein Gott. Und dann noch der hohe Bordstein. Aber wir müssen weiter. Sie sehen, was hier los ist."
In kleinen Grüppchen kommen jetzt die Grundschüler die Uliza Podgorna hinuntergeschlendert. Zur Hauptstrasse. Um 12.30 ist Schulschluss in Torzyn.
"In der Schule sagen uns die Lehrer immer wieder, wir sollen vorsichtig sein. Den Zebrastreifen benutzen, links und rechts gucken. Polizisten waren auch schon da und haben uns das erzählt."
Agnieska und Alicia stehen an der Landstrasse. Warten. Wie jeden Schultag. Neun und zehn Jahre Jahre sind sie alt.
"Wir müssen oft ganz schön lange warten. Bis zu zehn Minuten. Die Lkw halten nur selten an. Manchmal geht's aber auch schneller."
Zweimal pro Tag müssen sie über die Strasse. Mindestens. Doch wenn kein Lkw anhält, hilft auch kein Fußgängerasyl. Eigentlich, hilft da nur eins, sagen sie:
"Am besten wäre, man würde uns eine Brücke über die Strasse bauen."
"Wenn die Lkw vorbeifahren, dann wird das wieder aufgewirbelt, dann muss ich wieder von vorne anfangen."
Riszard lächelt. Fegt weiter. Unbeirrt. 800 Zlothy, umgerechnet 200 Euro bekommt der 53jährige im Monat von der Kommune überwiesen. Als Mädchen für alles. Er repariert Laternen, hält die Strassen sauber. Hier in Torzyn, einem Zweitausend-Einwohner-Ort. Die Häuser stehen links und rechts der Landstrasse.
"Der Verkehr hat sich verdoppelt und verdreifacht, seit Polen in der EU ist. Dramatisch hat sich das gesteigert. Nördlich und südlich gibt es noch andere Grenzübergänge, aber trotzdem fahren sie hier durch. Wahrscheinlich ist es hier am einfachsten."
Fußgängerasyl, heißen in Torzyn die drei Zebrastreifen. Mit integrierter Warnanlage. Ein Sensor registriert, wenn sich ein Fußgänger nähert, dann blinken die Leuchtdioden an einem Fußgängerschild, das am Mast hängt. Zwischen den beiden Fahrbahnen, in der Straßenmitte, eine kleine Erhöhung, vielleicht 50 Zentimeter breit. Eine Verkehrsinsel en miniature. Ein Warteraum für Fußgänger. Ein Asyl. Zwischen den Fahrbahnen.
Ein Mittfünfziger kommt mit seinem roten Elektrorollstuhl die uliza podgorna hinunter. Bleibt vor dem Zebrastreifen stehen. Die Leuchtdioden am Fußgängerschild blinken. Die Lkw fahren weiter.
"Einmal habe ich eine Viertelstunde lang gezählt. Es waren 326 Fahrzeuge. Ich habe Striche gemacht. Dabei wird man verrückt. Da dreht man durch."
Alle sechs Sekunden rollt über die Landstrasse ein Fahrzeug. Richtung Westen quälen sich die Lkw die Steigung empor. Richtung Osten rollen sie bergab. Eine Blechkarawane. Auf der Landstrasse. Die in Torzyn zur Hauptstrasse wird.
"Die Bäume sterben hier. Bei mir zuhause musste ich alle Obstbäume fällen. Die Früchte waren dunkel und die Blätter schwarz."
Die Lkw donnern weiter vorbei. Die Leuchtdioden am Fußgängerschild haben aufgehört zu blinken. Trotzdem manövriert der Rollstuhlfahrer vorsichtig sein Gefährt auf den Zebrastreifen.
"Nicht alle lassen mich rüber. Der auch nicht. Es gibt genug Verrückte hinterm Steuer. Oooh der aber, der hält an. Das ist ein braver Fahrer."
Ein Lkw aus Litauen bremst, hält an. Der Rollstuhlfahrer setzt sich in Bewegung, überquert die erste Spur, macht eine kurze Pause auf der kleinen Verkehrsinsel. Der nächste Lkw donnert heran. Der Rollstuhlfahrer gibt Gas. Rollt über die Strasse, hievt mit Mühe sein Gefährt über den Bordstein. Steht dann sicher auf der anderen Seite.
"Jetzt wollen wir rüber. Beschissen ist das hier. Oh, mein Gott. Und dann noch der hohe Bordstein. Aber wir müssen weiter. Sie sehen, was hier los ist."
In kleinen Grüppchen kommen jetzt die Grundschüler die Uliza Podgorna hinuntergeschlendert. Zur Hauptstrasse. Um 12.30 ist Schulschluss in Torzyn.
"In der Schule sagen uns die Lehrer immer wieder, wir sollen vorsichtig sein. Den Zebrastreifen benutzen, links und rechts gucken. Polizisten waren auch schon da und haben uns das erzählt."
Agnieska und Alicia stehen an der Landstrasse. Warten. Wie jeden Schultag. Neun und zehn Jahre Jahre sind sie alt.
"Wir müssen oft ganz schön lange warten. Bis zu zehn Minuten. Die Lkw halten nur selten an. Manchmal geht's aber auch schneller."
Zweimal pro Tag müssen sie über die Strasse. Mindestens. Doch wenn kein Lkw anhält, hilft auch kein Fußgängerasyl. Eigentlich, hilft da nur eins, sagen sie:
"Am besten wäre, man würde uns eine Brücke über die Strasse bauen."