Was passiert in unserem Kopf, wenn wir andere Menschen beobachten und verstehen wollen? Brauchen wir dazu nur das Gehirn und abstrakte geistige Fähigkeiten? Oder ist auch Körpergefühl nötig? Diesem kniffligen Problem widmete sich am Münchner Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften ein Team um den Psychologen Günther Knoblich, der inzwischen an der Rutgers University in Newark arbeitet. Die Forscher konnten Experimente mit den beiden einzigen der Wissenschaft bekannten Menschen durchführen, die ihr Körpergefühl durch eine Nervenkrankheit vollständig verloren haben. Bei ihnen funktionieren zwar noch alle Nervenleitungen , die Signale vom Gehirn zu den Muskeln oder Gelenken im Körper senden. Degeneriert sind aber alle jene Nervenfasern, über die der Körper umkehrt Informationen von aktuellen Bewegungen und sonstigen Zuständen an das Gehirn liefert. Knoblich:
"Wenn die Patienten im Dunkeln sitzen, dann können sie ihre Körperhaltung nicht mehr kontrollieren. Also die können sich nicht aufrecht halten im Dunkeln, weil bei ihnen alles visuell kontrolliert wird. Also sie können sozusagen immer noch Kommandos vom Gehirn an den Körper schicken, sie können den Körper aber nicht mehr spüren, was normalerweise notwendig ist, um gerade zu sitzen und auch wichtig ist, um Handlungen auszuführen, und das ging ihnen verloren."
Um herauszubekommen, wann Seh-Informationen ausreichen, um die Handlungen anderer Menschen zu verstehen, zeigten die Wissenschaftler den beiden Patienten ohne Körpergefühl einen Videofilm. Dieser wurde zum Vergleich auch gesunden Versuchspersonen vorgeführt. Knoblich:
""In diesem Experiment haben wir Menschen gefilmt, die entweder schwere oder auch leichte Kisten angehoben haben, Und das besondere an diesem Film war, dass wir ihnen vorher immer gesagt haben, wie schwer die Kiste ist. Und normalerweise war diese Information richtig, aber in anderen Fällen haben wir sie auch getäuscht. Und wenn man zum Beispiel einen Bierkasten aufhebt und denkt, alle Flaschen sind voll, aber sie sind eigentlich leer, dann wird es passieren, dass man an der Bewegung sieht, dass die hebende Person getäuscht wurde."
Die Patienten sollten zunächst schätzen, wie schwer die Kiste ungefähr ist, die im Video gerade gehoben wurde. Das konnten sie genauso gut wie die gesunden Probanden, wenn die Personen im Video über das richtige Gewicht Bescheid wussten. Offenbar genügte also in diesem Fall der reine Seheindruck, um vom Bewegungsablauf der Kistenheber auf das Gewicht der Kiste zurückzuschließen. Als die Patienten jedoch beurteilen sollten, wann jemand im Video über das wahre Gewicht der Kiste getäuscht worden war, kam etwas anderes heraus. Knoblich:
"Da war es so, dass die beiden Patienten zwar nicht auf Zufallsniveau waren und nur geraten haben, aber dass ihre Erkennungsleistung sehr, sehr schlecht war, nämlich schlechter als die schlechteste Leistung irgendeiner anderen Person. Und insofern haben wir da einen deutlichen Nachweis dafür erbracht, dass diese Simulation auch vom peripheren Körpergefühl abhängt und dass man den Körper spüren muss, um Simulationen durchzuführen , die einem dabei helfen, andere zu verstehen."
Der Körper ist offenbar dann als innerer Simulator nötig, sobald man Erwartungen oder andere geistigen Vorstellungen interpretieren will, die hinter dem unmittelbar beobachtbaren Verhalten anderer Menschen stecken. Mit diesem Ergebnis hat die Gruppe um Günther Knoblich einen weiteren Beleg dafür geliefert, dass geistige Leistungen nicht nur auf körperliche Wahrnehmungen folgen und sie nachträglich interpretieren, sondern dass sie oft von Anfang an auf körperlichen Vorgängen beruhen.
"Wenn die Patienten im Dunkeln sitzen, dann können sie ihre Körperhaltung nicht mehr kontrollieren. Also die können sich nicht aufrecht halten im Dunkeln, weil bei ihnen alles visuell kontrolliert wird. Also sie können sozusagen immer noch Kommandos vom Gehirn an den Körper schicken, sie können den Körper aber nicht mehr spüren, was normalerweise notwendig ist, um gerade zu sitzen und auch wichtig ist, um Handlungen auszuführen, und das ging ihnen verloren."
Um herauszubekommen, wann Seh-Informationen ausreichen, um die Handlungen anderer Menschen zu verstehen, zeigten die Wissenschaftler den beiden Patienten ohne Körpergefühl einen Videofilm. Dieser wurde zum Vergleich auch gesunden Versuchspersonen vorgeführt. Knoblich:
""In diesem Experiment haben wir Menschen gefilmt, die entweder schwere oder auch leichte Kisten angehoben haben, Und das besondere an diesem Film war, dass wir ihnen vorher immer gesagt haben, wie schwer die Kiste ist. Und normalerweise war diese Information richtig, aber in anderen Fällen haben wir sie auch getäuscht. Und wenn man zum Beispiel einen Bierkasten aufhebt und denkt, alle Flaschen sind voll, aber sie sind eigentlich leer, dann wird es passieren, dass man an der Bewegung sieht, dass die hebende Person getäuscht wurde."
Die Patienten sollten zunächst schätzen, wie schwer die Kiste ungefähr ist, die im Video gerade gehoben wurde. Das konnten sie genauso gut wie die gesunden Probanden, wenn die Personen im Video über das richtige Gewicht Bescheid wussten. Offenbar genügte also in diesem Fall der reine Seheindruck, um vom Bewegungsablauf der Kistenheber auf das Gewicht der Kiste zurückzuschließen. Als die Patienten jedoch beurteilen sollten, wann jemand im Video über das wahre Gewicht der Kiste getäuscht worden war, kam etwas anderes heraus. Knoblich:
"Da war es so, dass die beiden Patienten zwar nicht auf Zufallsniveau waren und nur geraten haben, aber dass ihre Erkennungsleistung sehr, sehr schlecht war, nämlich schlechter als die schlechteste Leistung irgendeiner anderen Person. Und insofern haben wir da einen deutlichen Nachweis dafür erbracht, dass diese Simulation auch vom peripheren Körpergefühl abhängt und dass man den Körper spüren muss, um Simulationen durchzuführen , die einem dabei helfen, andere zu verstehen."
Der Körper ist offenbar dann als innerer Simulator nötig, sobald man Erwartungen oder andere geistigen Vorstellungen interpretieren will, die hinter dem unmittelbar beobachtbaren Verhalten anderer Menschen stecken. Mit diesem Ergebnis hat die Gruppe um Günther Knoblich einen weiteren Beleg dafür geliefert, dass geistige Leistungen nicht nur auf körperliche Wahrnehmungen folgen und sie nachträglich interpretieren, sondern dass sie oft von Anfang an auf körperlichen Vorgängen beruhen.