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Mit dem Latein am Ende?

Internet.- Bislang war die Verwendung lateinischer Schriftzeichen für Internetnamen Pflicht. Dagegen wehren sich vor allem Asiaten und Araber schon lange. Seit dieser Woche können sie Netznamen in ihren Landessprachen sowie mit ihren eigenen Schriftzeichen beantragen.

Von Pia Grund-Ludwig |
    Asiatische und arabische Netzbenutzer haben sich seit Jahren immer wieder heftig darüber beschwert, dass sie bei Internet-Namen benachteiligt werden, weil nur lateinische Buchstaben verwendet werden dürfen. Seit mehr als acht Jahren suchen die Techniker der Icann nach einer Lösung. Das war nicht so einfach.

    Nur ein simples Beispiel: Bis vor kurzem war eine Mindestzahl von drei Zeichen für Netznamen vorgeschrieben. Die chinesische oder japanische Schrift drückt aber mit zwei Zeichen sehr viel aus, viele Begriffe haben gar nicht mehr. Auch das Arabische, das von rechts nach links geschrieben wird, bereitete Probleme. Am Montag dieser Woche war es dann soweit: Ab sofort können Netznamen mit arabischen, kyrillischen oder asiatischen Schriftzeichen angemeldet werden. Zunächst dürfen 30 Länder Anträge auf diese internationalen Netznamen, die "International Domain Names", stellen. Die Vergabe erfolgt über die Behörden, die auch die Namensrechte für das jeweilige Land haben.

    Dass diese Behörden auch die neuen Domains vergeben dürfen, war nicht unumstritten. Man hätte die Chance auch nutzen können, um für mehr Vielfalt zu sorgen, meinte etwa Milton Mueller. Er ist Professor an der amerikanischen University of Syracus und beschäftigt sich mit der Politik der Netzbehörde Icann. Er wirft Icann vor, nicht alle Gruppen, die an der Gestaltung des Internets beteiligt sind, gehört zu haben. Vielmehr wurden die Vorschläge für die Netznamen von einem Beratergremium erarbeitet, das der Icann-Vorstand eingesetzt hat.

    Den Benutzern in den arabischen Ländern oder in Asien dürfte dieser Streit aber egal sein. Für sie haben die neuen Netznamen erhebliche Vorteile. Sie müssen nicht mehr wissen, wie ihre Schriftzeichen wohl in lateinisch umgesetzt werden, sondern können diese direkt benutzen. Ab sofort können sie die Netznamen beantragen. Wann sie freigeschaltet werden, ist im Moment aber noch nicht wirklich klar. Das hängt damit zusammen, dass die Einführung der internationalen Netznamen derzeit nicht das einzige Großprojekt ist, das sich die Icann vorgenommen hat.

    Gleichzeitig will sie das Sicherheitsprotokoll DNSsec in ihre Strukturen integrieren. Das soll es schwieriger machen, Surfer auf gefälschte Internet-Seiten umzulenken. Die Umstellung soll in den nächsten Monaten erfolgen. Die Sicherheitsmaßnahmen einzuführen sei aufwendiger, wenn es mehr unterschiedliche Namensräume gäbe. Allein die Einführung der Sicherheitsmaßnahmen soll knapp ein Jahr dauern. So kann es also doch noch ein kleines bisschen dauern, bis mehr internationale Gleichberechtigung im Netz der Netze Einzug hält.