In dem großen Hörsaal an der Uni Ulm ist kaum ein Platz mehr frei. Diejenigen, die gebannt auf die Tafel schauen, werden erst Mitte Oktober ihr Studium beginnen. Das, was ihnen Tobias Nau als wissenschaftlicher Angestellter des Fachbereiches Mathematik gerade erläutert, sollten sie eigentlich bereits in der Schule gelernt haben. Aber: Für viele Studiengänge reicht der Mathe-Unterricht am Gymnasium nicht mehr aus. Das hat häufig auch mit den unterschiedlichen Lehrplänen in den einzelnen Bundesländern zu tun. Anika Czisch hat in Frankfurt Abitur gemacht , will nun aber in Ulm Biochemie studieren.
"Es ist also so, dass man in Hessen einfach weniger Mathe hat als in Baden-Württemberg und der Unterschied eben groß ist. Deswegen wollte ich das einfach ausgleichen und habe mir gedacht, dass ich das im Mathecamp hier ganz gut hinbekommen kann."
Dass die Mathe-Kenntnisse, die die Schulen vermitteln, fürs Uni-Studium nicht ausreichen, haben Dozenten und Professoren vor allem der naturwissenschaftlichen Fächer häufig beklagt. Hartmut Lanzinger, Fachstudienberater für Mathematik an der Uni Ulm:
"Es sind schont typische Mittelstufen-Themen, also von Gleichungen lösen bis hin zu Logarithmen. Das liegt zum Teil daran, dass der Stoff in den verschiedenen Studienfächern wichtig ist, aber beispielsweise, um Beispiel Logarithmen zu bleiben, in der Schule zwar diskutiert, aber später nicht mehr aufgegriffen wird. Die Leute haben das irgendwann gelernt in der neunten Klasse. Und dann für die Kurvendiskussion in der Oberstufe genügt es im Prinzip die Ableitung der Logarithmusfunktion zu kenne, wenn ich diese Fachbegriffe mal verwenden darf, wohingegen das Verständnis 'Was bedeutet diese Größe?‘ später in der Schule nicht mehr aufgenommen wird. Und jetzt beispielsweise bei Anwendungen, also beispielsweise wenn man die Laufzeit eines Kredites berechnet, nicht mehr aufgegriffen wird."
Um diese mathematischen Defizite auszugleichen, startete die Uni Ulm vor fünf Jahren als erste Hochschule mit speziellen 'Mathe-Trainingscamps' für Studienanfänger. Andere Hochschulen zogen nach. In Ulm haben die Mathematik-Dozenten aber ein spezielles Konzept entwickelt: Die Trainingscamps haben nur noch wenig mit dem herkömmlichen Mathe-Unterricht an den Schulen zu tun. Sie sind, wie im regulären Uni-Alltag, in Vorlesungen und Übungen gegliedert. Damit sollen sich die Studienanfänger an den Lehrbetrieb in einer Hochschule gewöhnen. Teilnehmerin Tandy Schwarz:
"Man rechnet in den Vorlesungen eigentlich gar nichts. Der schreibt an, man schreibt mit, notiert was. Und dann hat man in den Übungen Zeit, auch den Tutor speziell zu fragen. Und das ist in der Schule meistens nicht möglich."
Hinzu kommt, dass in den naturwissenschaftlichen Studiengängen von vornherein die Fähigkeit zum selbständigen Lösen von mathematischen Problemen verlangt wird. Das geht nur mit viel Übung. Dafür fehlt aber im Matheunterricht an den Schulen die notwendige Zeit. Denn neben der klassischen Mathematik haben in den vergangenen Jahren noch eine Fülle weiterer Themen Einzug in die Lehrpläne gehalten. Ein Beispiel dafür sind die Grundlagen der Informatik. Professor Irene Bouw, Studiendekanin am Institut für Reine Mathematik der Uni Ulm:
"Ich denke , die Schwerpunkte an der Schule haben sich auch umgeformt. Da sind immer neue Sachen dazu gekommen, die sie früher nicht gelernt haben. Gerade im Umgang mit Computern können die Studenten natürlich viel mehr als sie früher konnten. Ich denke, da hat eine gewisse Verschiebung stattgefunden und da müssen wir uns als Uni eben drauf einstellen."
Allerdings wirken sich mathematische Defizite zu Studienbeginn heute weitaus krasser aus als noch vor wenigen Jahren. Auch dies war für die Uni Ulm ein wichtiger Grund , den Studienanfängern 'Mathe-Trainingscamps' anzubieten. Hartmut Lanzinger:
"Mit den neuen Bachelor-Master-Studiengängen besteht natürlich ein Prüfungsdruck von Anfang an. Früher ging das mit den Prüfungen tendenziell eher später los. Und jetzt ist es so: Bereits im ersten Semester finden Prüfungen statt, deren Noten dann für den Abschluss insgesamt zählt. Und da ist es denn jetzt wichtiger denn je, dass man jetzt von Anfang an richtig ins Studium reinkommt."
Über 500 Studienanfänger nahmen an den Trainingseinheiten teil. Neben angehenden Mathematikern und Naturwissenschaftlern sind darunter auch zahlreiche Wirtschaftswissenschaftler oder Psychologen. Sie benötigen in ihrem Studienfach ebenfalls mathematische Grundkenntnisse. Für die meisten zahlt sich der Kurs im laufe des Studiums aus, weiß Studiendekanin Irene Bouw:
"Wir haben das mal ausgewertet, in den Vorlesungen für Mathematik im ersten Semester bei den Studenten für Elektrotechnik und bei den Physikstudenten. Und nach der ersten Klausur haben wir ausgewertet, wie der Zusammenhang war zwischen dem Besuch am Trainingscamp und der Note. Und da haben wir tatsächlich festgestellt, dass die Teilnehmer am Trainingscamp besser abgeschnitten haben als die anderen."
"Es ist also so, dass man in Hessen einfach weniger Mathe hat als in Baden-Württemberg und der Unterschied eben groß ist. Deswegen wollte ich das einfach ausgleichen und habe mir gedacht, dass ich das im Mathecamp hier ganz gut hinbekommen kann."
Dass die Mathe-Kenntnisse, die die Schulen vermitteln, fürs Uni-Studium nicht ausreichen, haben Dozenten und Professoren vor allem der naturwissenschaftlichen Fächer häufig beklagt. Hartmut Lanzinger, Fachstudienberater für Mathematik an der Uni Ulm:
"Es sind schont typische Mittelstufen-Themen, also von Gleichungen lösen bis hin zu Logarithmen. Das liegt zum Teil daran, dass der Stoff in den verschiedenen Studienfächern wichtig ist, aber beispielsweise, um Beispiel Logarithmen zu bleiben, in der Schule zwar diskutiert, aber später nicht mehr aufgegriffen wird. Die Leute haben das irgendwann gelernt in der neunten Klasse. Und dann für die Kurvendiskussion in der Oberstufe genügt es im Prinzip die Ableitung der Logarithmusfunktion zu kenne, wenn ich diese Fachbegriffe mal verwenden darf, wohingegen das Verständnis 'Was bedeutet diese Größe?‘ später in der Schule nicht mehr aufgenommen wird. Und jetzt beispielsweise bei Anwendungen, also beispielsweise wenn man die Laufzeit eines Kredites berechnet, nicht mehr aufgegriffen wird."
Um diese mathematischen Defizite auszugleichen, startete die Uni Ulm vor fünf Jahren als erste Hochschule mit speziellen 'Mathe-Trainingscamps' für Studienanfänger. Andere Hochschulen zogen nach. In Ulm haben die Mathematik-Dozenten aber ein spezielles Konzept entwickelt: Die Trainingscamps haben nur noch wenig mit dem herkömmlichen Mathe-Unterricht an den Schulen zu tun. Sie sind, wie im regulären Uni-Alltag, in Vorlesungen und Übungen gegliedert. Damit sollen sich die Studienanfänger an den Lehrbetrieb in einer Hochschule gewöhnen. Teilnehmerin Tandy Schwarz:
"Man rechnet in den Vorlesungen eigentlich gar nichts. Der schreibt an, man schreibt mit, notiert was. Und dann hat man in den Übungen Zeit, auch den Tutor speziell zu fragen. Und das ist in der Schule meistens nicht möglich."
Hinzu kommt, dass in den naturwissenschaftlichen Studiengängen von vornherein die Fähigkeit zum selbständigen Lösen von mathematischen Problemen verlangt wird. Das geht nur mit viel Übung. Dafür fehlt aber im Matheunterricht an den Schulen die notwendige Zeit. Denn neben der klassischen Mathematik haben in den vergangenen Jahren noch eine Fülle weiterer Themen Einzug in die Lehrpläne gehalten. Ein Beispiel dafür sind die Grundlagen der Informatik. Professor Irene Bouw, Studiendekanin am Institut für Reine Mathematik der Uni Ulm:
"Ich denke , die Schwerpunkte an der Schule haben sich auch umgeformt. Da sind immer neue Sachen dazu gekommen, die sie früher nicht gelernt haben. Gerade im Umgang mit Computern können die Studenten natürlich viel mehr als sie früher konnten. Ich denke, da hat eine gewisse Verschiebung stattgefunden und da müssen wir uns als Uni eben drauf einstellen."
Allerdings wirken sich mathematische Defizite zu Studienbeginn heute weitaus krasser aus als noch vor wenigen Jahren. Auch dies war für die Uni Ulm ein wichtiger Grund , den Studienanfängern 'Mathe-Trainingscamps' anzubieten. Hartmut Lanzinger:
"Mit den neuen Bachelor-Master-Studiengängen besteht natürlich ein Prüfungsdruck von Anfang an. Früher ging das mit den Prüfungen tendenziell eher später los. Und jetzt ist es so: Bereits im ersten Semester finden Prüfungen statt, deren Noten dann für den Abschluss insgesamt zählt. Und da ist es denn jetzt wichtiger denn je, dass man jetzt von Anfang an richtig ins Studium reinkommt."
Über 500 Studienanfänger nahmen an den Trainingseinheiten teil. Neben angehenden Mathematikern und Naturwissenschaftlern sind darunter auch zahlreiche Wirtschaftswissenschaftler oder Psychologen. Sie benötigen in ihrem Studienfach ebenfalls mathematische Grundkenntnisse. Für die meisten zahlt sich der Kurs im laufe des Studiums aus, weiß Studiendekanin Irene Bouw:
"Wir haben das mal ausgewertet, in den Vorlesungen für Mathematik im ersten Semester bei den Studenten für Elektrotechnik und bei den Physikstudenten. Und nach der ersten Klausur haben wir ausgewertet, wie der Zusammenhang war zwischen dem Besuch am Trainingscamp und der Note. Und da haben wir tatsächlich festgestellt, dass die Teilnehmer am Trainingscamp besser abgeschnitten haben als die anderen."