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Mit einem Klick auf den Campus

Vorlesungsskripte hinterlegen, Wohnungs- und Reisebörsen organisieren, Mitfahrer finden - all das können Konstanzer Studenten bald auf ihrem neuen Internetportal. 20 von 60 deutschen Studentenwerken wollen schon mit dem "Seewerk Bodensee" kooperieren. Ihr Ziel: für jeden Hochschulstandort eine eigene regionale Plattform einrichten.

Von Thomas Wagner |
    "Also wir gehen auf seepeople.de. Da kommt das Logo 'Meet students und share knowledge'."

    Georg Schmidt studiert an der Hochschule Konstanz Wirtschaftsinformatik im sechsten Semester. Der Klick auf seepeople.de lohnt sich für ihn ganz besonders.

    "Da ist ein typisches Beispiel, dass wir eine Projektarbeit von einem Professor kriegen. Und dann stellt sich die Frage: Wie kriegen wir uns organisiert ? Und wie tauschen wir Informationen aus, damit wir möglichst wenig doppelt machen? Und für so etwas wäre eine Gruppe das ideale Mittel, um genau unser Bedürfnis abzudecken."

    Deshalb legt Georg Schmidt in dem neuen Portal "seepeople.de" eine Themengruppe an. Informatikstudenten aus ganz Deutschland, die ein ähnliches Thema bearbeiten, können sich dort einloggen und Diskussionsbeiträge beisteuern - ein Beispiel für das, was zukünftig mit "seepeople.de" möglich ist. Ein anderes Beispiel: Ein Dozent organisiert damit komplett seine Vorlesung. Volker Kiefer, Geschäftsführer des Studentenwerkes Seezeit-Bodensee:

    "Ein typischer Anwendungsfall könnte sein: Der Dozent legt zum Anfang des Semesters alle seine Studierende als Gruppe fest, definiert die in diesem Fall als geschlossene Gruppe. Der Dozent kann nun während des Semesters im Prinzip die komplette Organisation über dieses Portal bewerkstelligen: Also er hinterlegt die Skripte. Er koordiniert Termine über diesen eigenen Kalender. Die Studierenden haben die Möglichkeit, selbst Inhalte zu generieren und fort zu schreiben, so dass im Prinzip alle Funktionalitäten abgedeckt sind, die für eine Unterstützung der Semesterorganisation notwendig sind."

    Solche E-Laerning-Komponenten sind das eine in dem neuen Portal; bundesweite Info-Börsen das andere. Informatikstudent Georg Schmidt hat bereits eigene Gestaltungsideen eingebracht.

    "Studentische Mitfahrgelegenheiten wären natürlich ein sehr interessantes Gebiet. Denn unter den Studenten herrschen gewisse Gemeinsamkeiten, Geldmangel und so weiter. Und wenn man da Leute findet, denen man vertrauen kann oder die man als seriös einstuft, dann bietet sich dann natürlich die Gelegenheit, eine Mitfahrbörse zu realisieren, auf der sich Studenten untereinander austauschen können."

    Studentische Wohnungs- und Reisebörsen könnten, wenn die Studierenden dies wünschen, ebenso auf "seepeople.de" eingerichtet werden. 20 von bundesweit 60 Studentenwerke haben mit Seewerk Bodensee bereits eine Kooperationsvereinbarung zum gemeinsamen Betrieb der neuen Internet-Plattform unterschrieben. Weitere werden folgen. Und für jedes Studentenwerk soll eine eigene regionale Plattform eingerichtet werden, ähnlich wie der Lokalteil einer Tageszeitung. Volker Kiefer:

    "Nehmen wir mal zum Beispiel Magdeburg: Der Student, der in diesem Hochschulraum studiert, dem wird sich ein erstes regionales Fenster öffnen. Mit dem regionalen Fenster öffnet sich ein Kalender, wo Informationen abgelegt werden, in diesem Fall kulturelle Informationen, zum Jazz-Konzert in Magdeburg, die nur für diesen Raum erkennbar sind. Er kann dann aber, wenn er andere Interessen hat, auch wechseln, entweder in andere Regionen oder eine bundesweite Sicht einnehmen."

    Die Kombination dieser vielfältigen Komponenten in einem einzigen Internet-Portal macht "seepeole.de" bundesweit einzigartig. Zwar gibt es auch andere Studentenportale, die sich aber entweder auf Serviceelemente konzentrieren oder Diskussionsforen bieten. Die Kombination mit inhaltsbezogenen Gruppenelementen, aber auch mit Lokalsegmenten für die einzelnen Hochschulstandorte, wie bei "seepeople.de" vorgesehen, ist neu.

    Dabei stand am Anfang ein Wettbewerb des Deutschen Akademischen Austauschdienstes. Der zielte in eine ganz andere Richtung : Studentenwerke sollten einen Internet-Auftritt zur besseren Integration ausländischer Studierender entwerfen. "Seezeit Bodensee" in Konstanz gewann diesen Wettbewerb. Das war, so Geschäftsführer Volker Kiefer, die Geburtsstunde von "seepeole.de".

    "Wir haben dann selbst daran Spaß gefunden, an dieser Idee weiter zu basteln. Es kamen dann auch Anfragen von Kollegen aus anderen Studentenwerken. Und dann lag es nahe, sich darüber Gedanken zu machen, wie man auch tatsächlich ein bundesweites Roll-Out bewerkstelligen könnte."

    ...dann aber nicht mehr nur für ausländische, sondern grundsätzlich für alle Studierende. Finanziert werden soll "seepeople.de" durch Werbung. Und irgendwie, so findet Volker Kiefer, ist "seepeople.de" auch selbst Werbung - für den Hochschulstandort Deutschland. Aus den Nachbarländern jedenfalls ist ihm kein vergleichbares Angebot bekannt.