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Mit engen Maschen zum Erfolg

Forschungspolitik. - Die Titel lauten nüchtern: "Kompetenznetz Rheuma" oder "Kompetenznetz Parkinson", doch hinter den technokratischen Begriffen verbergen sich moderne Konzepte zur Forschungsorganisation. Parallel sollen Ergebnisse aus verschiedenen Standorten ausgewertet werden und die Resultate ihren Weg zurück in die Praxis finden. Vor zweieinhalb Jahren richtete das Bundesministerium für Bildung und Forschung die Kompetenznetzwerke ein und stattete sie mit finanziellen Mitteln für die ersten fünf Jahre aus. Zur Halbzeit des Projektes trafen sich Vertreter der insgesamt 12 wissenschaftlichen Netze und zogen eine Zwischenbilanz.

    Bis zu zehn Jahre vergehen, bis eine medizinische Entdeckung, etwa eine neue Therapie, in der Praxis Einzug hält. Viel zu lange, meint auch Ministerialrat Peter Lange vom Bundesministerium für Bildung und Forschung. Um schneller zu vorzeigbaren Resultaten zu gelangen, so die Idee aus dem Ministerium, sollten Forscher und Mediziner über so genannte Kompetenznetze schneller miteinander ins Gespräch kommen. "Die in den regelmäßigen Treffen geknüpften Kontakte stellen eine persönliche Kommunikation zwischen Grundlagenforschern und Klinikern her", erklärt Lange. Gegenseitiger Austausch ohne Barrieren ist ein zentraler Bestandteil des Konzepts, denn die zu einem Kompetenzzentrum zusammengeführten Einrichtungen, von der Universität bis zur einzelnen Praxis, sind meist räumlich getrennt und liegen im gesamten Bundesgebiet.

    Der verbesserte Informationsfluss unter den vernetzten Forschern und Praktikern trage etwa dazu bei, Medikamente viel schneller als bisher zu testen, erklärt der Sprecher des Parkinsonnetzes, Professor Wolfgang Oertel aus Marburg: "Weil 17 Universitäten an unserem Projekt teilnehmen, können so mehr geeignete Patienten gefunden werden, die auch bereit sind, an solchen Studien teilzunehmen." Damit könnten aussagekräftige Statistiken in kürzerer Zeit erhoben werden und Medikamente damit auch schneller auf den Markt gelangen. Doch nicht nur Kranke und die Industrie profitieren von der beschleunigten Forschung - auch die Wissenschaftler, die regelmäßig neue Mittel für ihre Vorhaben beantragen müssen, besitzen im Rahmen vernetzter Projekte größere finanzielle Sicherheit.

    Rund eine Million Mark pro erhält jedes Kompetenznetz für seine Arbeit. Doch damit über die geplante Dauer von fünf Jahren hinaus weitere Mittel fließen, müssen sich die Organisatoren bereits jetzt, zur Halbzeit des Forschungsmodells, Gedanken über die weitere Entwicklung der eigenen Ziele machen. Dazu Professor Ulrich Fölsch, Sprecher aller Kompetenznetze: "So gründeten wir etwa eine Firma, in die die pharmazeutische Industrie einzahlen kann, sofern sie von uns eine Frage beantwortet haben möchte." Fölsch ist zuversichtlich, dass die parallelen Kompetenznetze so auch über die Fördergrenze von fünf Jahren fortbestehen werden.

    [Quelle: Anja Paumen]