Von Frank Grotelüschen
Die Polarregionen sind die Kühlschränke in unserem Klimasystem. Wenn sich dort was ändert, dann merken wir das überall.
Für Heinz Miller ist das der Grund, sich warm anzuziehen und mitten in den Kühlschrank hineinzubegeben – genauer gesagt in die Antarktis. Dort fahndet der Forscher vom Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven nach den Klimaspuren der Vergangenheit. Und die finden sich kilometertief im Eis.
Also bohrt man nun ein Loch ins Eis und zieht den Kern, den man dabei erbohrt, heraus. Die Eiskerne haben einen Durchmesser von 10 Zentimetern. Und wenn man ein solches Eisschild von oben nach unten durchbohrt hat, hat man eine Eisstange, die ist 3 km lang.
Mit scharfen Messern schälen feinmechanische Präzisionsbohrer die Eiswurst in drei Meter langen Portionen heraus. In den kurzen Sommermonaten ackern die Wissenschaftler im Schichtbetrieb. Läuft alles optimal, fördern sie pro Woche eine 200 Meter lange Eisstange zu Tage.
In der ist fein geschichtet der jährliche Niederschlag konserviert. Und zwischen den Eiskristallen oder ursprünglich zwischen den Schneeflocken, da ist die Luft der Vergangenheit in Form von Luftbläschen eingeschlossen.
Eben diese Luftbläschen verraten, welche Temperaturen vor Jahrtausenden herrschten, wie stark die Luft verschmutzt war und wie viel Treibhausgase sie enthielt. EPICA, so heißt die Messkampagne, bei der Forscher aus zehn Ländern der Antarktis auf den Zahn fühlen – und zwar gleich an zwei Stellen.
Der eine Eiskern wird in Dome C erbohrt. Das ist im pazifisch-indischen Sektor der Antarktis. Da hat man 1997 begonnen, hat jetzt dort Ende Januar eine Tiefe von 3200 Meter erreicht und ein Alter von etwa 800.000 Jahren. Das ist ein ganz großer Erfolg, weil wir damit bis jetzt das älteste Eis kontinuierlich erbohrt haben.
Die zweite Bohrung ist im Februar bis auf 1550 Meter vorgestoßen und hat 50.000 Jahre altes Eis ans Licht gebracht. In den nächsten beiden Jahren wollen die Experten dann noch tiefer und Proben bergen, die 300.000 Jahre auf dem Buckel haben. Das Besondere an dieser Bohrung: Sie ist die erste auf der atlantischen Seite der Antarktis. Und das erlaubt Vergleiche mit älteren Bohrungen in Grönland. Dahinter steckt folgendes Ziel: Miller will herauszufinden, wie stark sich Nord- und Südpol in ihrem Klima beeinflussen und inwieweit dieses Wechselspiel auf das globale Klima wirkt. Die Auswertung der Bohrkerne läuft zurzeit auf vollen Touren. Und nun präsentieren die Forscher ihre ersten Ergebnisse:
Es zeigt sich z.B., dass Ende der letzten Eiszeit, als es schon mal warm war und dann wieder in fast volle glaziale Bedingungen zurück kippte, dass der plötzlichen Abkühlung in der nördlichen Hemisphäre ein ähnliches Ereignis auf der Südhemisphäre voranging, um 50 oder 100 Jahre. (14:54) Nun – wenn wir in der Südhemisphäre ein Signal sehen, was wir in der Nordhemisphäre erst später sehen, heißt das doch eigentlich, dass irgendwas im Süden anfängt und im Norden dann eine Auswirkung hat.
Auf welche Weise ein antarktisches Klimaereignis die Abkühlung am Nordpol vor 12.000 Jahren angestoßen haben mag - das wissen die Experten noch nicht. Dazu bedarf es noch weiterer Analysen. Doch die Polarforscher haben da noch ein zweites Ergebnis zu bieten. Die Verteilung von Hochdruck- und Tiefdruckgebieten rund um die Antarktis scheint sich alle vier Jahre zu wiederholen. Dass das in den letzten 20 Jahren so war, wusste die Fachwelt zwar schon. Doch Miller und seine Leute haben die Spur nun weiter verfolgt.
Im vierjährigen Rhythmus wechselt dort das großräumige Muster. Aus dem Eiskern können wir zeigen, dass dies ein Phänomen ist, was mindestens die letzten 2000 Jahre schon angedauert hat. Das heißt für mich: Das ist ein Phänomen, das ist stabil. Das muss man beachten.
Und womöglich, so die Spekulation, ist es ja genau dieser Vier-Jahres-Rhythmus, der hinter El Nino steckt – jenem Klimaphänomen, das unter anderem für regelmäßige Dürrekatastrophen in Südostasien verantwortlich ist.
Die Polarregionen sind die Kühlschränke in unserem Klimasystem. Wenn sich dort was ändert, dann merken wir das überall.
Für Heinz Miller ist das der Grund, sich warm anzuziehen und mitten in den Kühlschrank hineinzubegeben – genauer gesagt in die Antarktis. Dort fahndet der Forscher vom Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven nach den Klimaspuren der Vergangenheit. Und die finden sich kilometertief im Eis.
Also bohrt man nun ein Loch ins Eis und zieht den Kern, den man dabei erbohrt, heraus. Die Eiskerne haben einen Durchmesser von 10 Zentimetern. Und wenn man ein solches Eisschild von oben nach unten durchbohrt hat, hat man eine Eisstange, die ist 3 km lang.
Mit scharfen Messern schälen feinmechanische Präzisionsbohrer die Eiswurst in drei Meter langen Portionen heraus. In den kurzen Sommermonaten ackern die Wissenschaftler im Schichtbetrieb. Läuft alles optimal, fördern sie pro Woche eine 200 Meter lange Eisstange zu Tage.
In der ist fein geschichtet der jährliche Niederschlag konserviert. Und zwischen den Eiskristallen oder ursprünglich zwischen den Schneeflocken, da ist die Luft der Vergangenheit in Form von Luftbläschen eingeschlossen.
Eben diese Luftbläschen verraten, welche Temperaturen vor Jahrtausenden herrschten, wie stark die Luft verschmutzt war und wie viel Treibhausgase sie enthielt. EPICA, so heißt die Messkampagne, bei der Forscher aus zehn Ländern der Antarktis auf den Zahn fühlen – und zwar gleich an zwei Stellen.
Der eine Eiskern wird in Dome C erbohrt. Das ist im pazifisch-indischen Sektor der Antarktis. Da hat man 1997 begonnen, hat jetzt dort Ende Januar eine Tiefe von 3200 Meter erreicht und ein Alter von etwa 800.000 Jahren. Das ist ein ganz großer Erfolg, weil wir damit bis jetzt das älteste Eis kontinuierlich erbohrt haben.
Die zweite Bohrung ist im Februar bis auf 1550 Meter vorgestoßen und hat 50.000 Jahre altes Eis ans Licht gebracht. In den nächsten beiden Jahren wollen die Experten dann noch tiefer und Proben bergen, die 300.000 Jahre auf dem Buckel haben. Das Besondere an dieser Bohrung: Sie ist die erste auf der atlantischen Seite der Antarktis. Und das erlaubt Vergleiche mit älteren Bohrungen in Grönland. Dahinter steckt folgendes Ziel: Miller will herauszufinden, wie stark sich Nord- und Südpol in ihrem Klima beeinflussen und inwieweit dieses Wechselspiel auf das globale Klima wirkt. Die Auswertung der Bohrkerne läuft zurzeit auf vollen Touren. Und nun präsentieren die Forscher ihre ersten Ergebnisse:
Es zeigt sich z.B., dass Ende der letzten Eiszeit, als es schon mal warm war und dann wieder in fast volle glaziale Bedingungen zurück kippte, dass der plötzlichen Abkühlung in der nördlichen Hemisphäre ein ähnliches Ereignis auf der Südhemisphäre voranging, um 50 oder 100 Jahre. (14:54) Nun – wenn wir in der Südhemisphäre ein Signal sehen, was wir in der Nordhemisphäre erst später sehen, heißt das doch eigentlich, dass irgendwas im Süden anfängt und im Norden dann eine Auswirkung hat.
Auf welche Weise ein antarktisches Klimaereignis die Abkühlung am Nordpol vor 12.000 Jahren angestoßen haben mag - das wissen die Experten noch nicht. Dazu bedarf es noch weiterer Analysen. Doch die Polarforscher haben da noch ein zweites Ergebnis zu bieten. Die Verteilung von Hochdruck- und Tiefdruckgebieten rund um die Antarktis scheint sich alle vier Jahre zu wiederholen. Dass das in den letzten 20 Jahren so war, wusste die Fachwelt zwar schon. Doch Miller und seine Leute haben die Spur nun weiter verfolgt.
Im vierjährigen Rhythmus wechselt dort das großräumige Muster. Aus dem Eiskern können wir zeigen, dass dies ein Phänomen ist, was mindestens die letzten 2000 Jahre schon angedauert hat. Das heißt für mich: Das ist ein Phänomen, das ist stabil. Das muss man beachten.
Und womöglich, so die Spekulation, ist es ja genau dieser Vier-Jahres-Rhythmus, der hinter El Nino steckt – jenem Klimaphänomen, das unter anderem für regelmäßige Dürrekatastrophen in Südostasien verantwortlich ist.