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Mit Erneuerbaren Energien in die berufliche Zukunft

Rund 140.000 Menschen in Deutschland arbeiten derzeit im Bereich Erneuerbare Energien. Eine wichtige Wachstumsbranche: Die Beschäftigtenzahlen steigen, Unternehmen expandieren und suchen neue Mitarbeiter. Eine Gelegenheit dazu ist Jobmesse für Erneuerbare Energien in Gelsenkirchen, wo sich etwa 60 Unternehmen und Universitäten vorgestellt haben.

Von Hilde Braun |
    " Für junge Menschen, die jetzt vor der Berufswahl stehen, da kann man nur sagen, da ist mit Sicherheit eine interessante berufliche Perspektive."

    NRW-Energieminister Axel Horstmann ist optimistisch. Es scheint tatsächlich so: Weil Öl als Rohstoff immer teurer wird, gibt es immer mehr Unternehmen, die auf regenerative Energien setzen, auf Wind, Sonne, Wasser oder Erdwärme.

    Wer in der Branche einen Job sucht, muss hoch qualifiziert sein. Dirk-Holger Neuhaus von der Firma Solarworld in Freiberg könnte noch Mitarbeiter einstellen, aber:

    " Es ist nicht einfach, motivierte, gut qualifizierte Leute zu finden. Wir haben in allen sächsischen Zeitungen inseriert. Wir bauen insgesamt in diesem Jahr drei Fabriken. Dafür brauchen wir nicht nur hoch spezialisierte Leute, sondern auch Leute, die die Maschinen bedienen. Aber gerade bei den hoch qualifizierten Technikern, Chemikern haben wir große Probleme Leute zu finden."

    Die besten Chancen auf einen Job haben Naturwissenschaftler, und da sind es vor allem Ingenieure, die gesucht werden. Markus Burghardt arbeitet im Vertrieb eines der größten Windenergieunternehmen Deutschlands, bei der Enercon:

    " Derzeit haben wir im Unternehmen etwa 50 Stellen in verschiedenen Fachbereichen vakant. Seit einiger Zeit ist in Deutschland bekannt, dass ein Ingenieurmangel herrscht, deshalb können wir nur appellieren, in diesem Bereich Qualifikationen zu erlangen."

    Wer sich qualifizieren will, der muss sich durch ein regelrechtes Wirrwarr an Ausbildungsmöglichkeiten, Studiengängen und Berufsbildern wühlen. Den Studiengang "Erneuerbare Energien" gibt es in Deutschland nicht.

    Stattdessen bieten die Universitäten und Fachhochschulen diverse Masterstudiengänge. Zum Beispiel die Fachhochschule Bochum: Ab dem Wintersemester kann man dort geothermische Energiesysteme studieren, erklärt Stephan Exner, vom Zentrum für Geothermie und Zukunftsenergien NRW:

    " Das Studium wird vier Semester umfassen. Bohrlochgeophysik, Anlagen-Gebäudetechnik, Energievermarktung solche Inhalte werden im Hauptstudium vorhanden sein. "

    Die Universität Kassel und die Fernuniversität Hagen bieten ähnliche Masterstudiengänge. Voraussetzung ist aber immer ein abgeschlossenes Studium meist im Bereich Maschinenbau oder Physik.

    Manchmal sind Fächer wie Solartechnik oder Energie-Management bereits Bestandteil von Studiengängen, wie zum Beispiel beim Klassiker Maschinenbau bei der Universität Duisburg/Essen. Die Fachhochschule Köln bietet die Studienrichtung "Regenerative Energie- und Stofftechnik".

    Wer den Überblick über die diversen Fachrichtungen nicht verlieren will, bekommt Hilfe beim Solar-Institut Jülich. Es bietet ein zweiwöchiges Sommercamp für Studenten aller Fachrichtungen, erklärt Frank Späte:

    " Es gibt Unterricht und Vorlesungen, zum anderen auch praktische Untersuchungen, die wir durchführen. Am Wochenende wird solar gekocht, ein bisschen etwas am Computer simuliert, die ganze Bandbreite, die man heute an den Hochschulen anbietet."

    Neben Studiengängen werden auf der Jobmesse natürlich vor allem Jobs angeboten, an Stellwänden hängen insgesamt 280 Stellen aus.

    An den Ständen der Unternehmen können Interessierte direkt Bewerbungsgespräche führen. Anja Wurow arbeitet in der Personalabteilung der Conergy, einem Solarunternehmen in Hamburg. Sie macht auch Absolventen anderer Studiengänge Hoffnung. Denn der Erfolg der Branche hat auch für andere Berufe positive Konsequenzen:

    " Neben den klassischen Ingenieurberufen werden auch ganz normale Berufe gesucht, zum Beispiel haben wir im Marketingbereich sieben offene Stellen, Zielgruppenmanager, die international Kunden beraten, klassische Marketingassistenz, Teamleiter Marketing, wir suchen auch einen Auslandsbuchhalter, wir suchen im Controlling. "

    Edgar Schönhok, ein freiberuflicher PR Agent aus Hannover, hat die Pinwand mit den Stellenangeboten studiert, auch für ihn ist etwas dabei:

    " Es sind ein paar Angebote auch für Geisteswissenschaftler dabei. Man muss allerdings genau hinschauen. Der Bereich Öffentlichkeitsarbeit und die kaufmännischen Bereiche sind die beiden Hauptbereiche."

    Ute Bachner ist enttäuscht, sie hat die weite Reise von Regensburg gemacht, um Jobangebote zu studieren, doch ohne zwei Jahre Weiterbildung geht es für sie nicht.

    " Für mich als Diplomgeographin ist es eher schwer im Bereich Erneuerbare Energien einzusteigen, da hauptsächlich Ingenieure gesucht werden oder Absolventen der Betriebswirtschaftslehre. Eine Möglichkeit wäre, ein weiteres Studium zu absolvieren, zum Beispiel einen Masterstudiengang Erneuerbare Energien, um dann im Bereich Planung und Management Fuß fassen zu können."

    Passend zu den einzelnen Berufen, die auf der Messe vorgestellt werden, gibt es dann noch ein Bewerbungstraining. Dabei lesen Experten Bewerbungsmappen durch und machen Verbesserungsvorschläge.

    Wer sich entschieden hat, bei den Erneuerbaren Energien zu arbeiten, der sollte aber vor allem eins sein: flexibel! Denn der Vertrieb im Ausland beispielsweise ist gang und gebe, erklärt Theo Bühler vom Wissenschaftsladen Bonn:

    "Schon die Techniker brauchen Fremdsprachenkenntnisse. Sie brauchen die Fähigkeit zur Marketing-Kommunikation. Es geht auch darum, sich ständig weiterzubilden, das ist eine unheimlich dynamische Branche, auch was die Technologie angeht. "