Was für Marcel Proust Combray war, ein paradiesischer Ort, eine nie versiegende Inspirationsquelle, das ist für Josep Pla das kleine Städtchen Palafrugell nahe der Costa Brava gewesen. Der katalanische Schriftsteller hat diese Region und deren Menschen in unzähligen Prosastücken verewigt. In Form von Feuilletons, von Tage- und Reisebüchern, in Erzählungen und auch in seinem einzigen Roman Enge Straße, der in Wahrheit ein ganz persönlicher Stadtführer ist. Aus all diesen Texten ruft uns Pla mit freundlicher aber fester Stimme entgegen, auch wenn er den Ort nicht ausdrücklich erwähnt : hier spricht einer aus Palafrugell. Einer, der zwar die große Welt gut kennt, der sich aber gerne und nicht ohne Stolz auf die heimatliche Erde zurückbesinnt, die zu ihm gehört wie das eigene Spiegelbild.
"Ein Kennzeichen seiner Autobiographie ist, .... dass er immer wieder auf die Jahre seiner Jugend in der katalanischen Provinz zurückgekommen ist. Im Empordan, das ist die Landschaft, die sich jenseits der französischen Grenzen bis Barcelona, nein, es ist die Landschaft, die sich um Figueres und die Provinzhauptstadt Girona. Dazu gehört der schönste Teil der Costa Brava mit dem Vorgebirge von Cadaques. Das ist der paradiesische Ort seiner Jugend gewesen, der er immer wieder in seinen autobiographischen Werken beschwört. Er kommt darauf immer wieder zurück. "
erläutert Heinrich von Berenberg, der sich als erster verlegerisch mutig für Pla bei uns eingesetzt hat. Aber wer ist überhaupt dieser Josep Pla? Bis vor einigen Monaten war er absolut unbekannt. Dann kam die Frankfurter Buchmesse mit ihrem Schwerpunkt Katalonien. Und plötzlich hieß es als sei‘s ein uralter Hut, dieser Pla sei der berühmteste katalanische Schriftsteller des 20. Jahrhunderts.
"Das ist leicht dahergesagt. Stimmt aber auch. Wenn Sie nach Barcelona fahren, auch wenn Sie nach Spanien fahren, kennt jeder Mensch diesen Autor. Er ist in Katalonien einer der Autoren, mit deren Werken die Kinder ihre Muttersprache lernen, und er ist dort allgemein verbreitet und sehr berühmt. Komplizierter wird die Angelegenheit, wenn man sagen will, warum er dort so berühmt ist. Und warum man ihn sonst überhaupt nicht kennt. Wobei, so kompliziert ist es auch nicht. Zum ersten schreibt er in einer Sprache, die vergleichsweise klein ist, er schreibt auf katalanisch. ... Pla hat diese Sprache vor allem in den Zeiten nach dem Ende des Bürgerkrieges literarisch rehabilitiert, zusammen mit Mercè Rodoreda, das muss man sagen, die sehr sehr viel für das Katalanische getan hat ..... Was seiner Bekanntheit sicherlich nicht zuträglich war, ist die Tatsache, dass er nicht die klassischen Genre der Literatur bedient hat. "
Pla hat sich weder als Lyriker, Dramatiker oder Romancier einen Namen gemacht. Er gehört vielmehr zu jenen Schriftsteller-Feuilletonisten, die in dem schönen Glauben, aus der Mitte der Normalverteilung heraus zu schreiben, sich für alles und nichts, vor allem aber für sich selbst interessieren. In Das graue Heft schildert Pla, wie er als junger Mann, der nicht weiß, wozu er eigentlich berufen ist, nach dem Jura-Examen schließlich bei einer Zeitung in Barcelona landet. Im Laufe der Zeit etabliert er sich als ein sehr geachteter und geschätzter Journalist, eine Tätigkeit, die ihn durch ganz Europa führt :
"Er hat längere Zeit in London gelebt, er hat lange lange Zeit in Paris gelebt, er hat mehrere Jahr auch in Berlin verbracht. Er ist in diesen Ländern immer als Auslandskorrespondent von verschiedenen Zeitungen gewesen. ... Und sein Name ist bereits vor dem Bürgerkrieg nicht unbekannt gewesen. Aber seine klassische Zeit als eine Art, ja wie soll man sagen, als eine Art klassischer regionaler Dichter, die hat er nach dem Bürgerkrieg gehabt. Er ist auch deswegen so berühmt geworden - er hat immer wieder über das Land geschrieben. .... und er hat angefangen mit kleinen regionalen Reisebeschreibungen, die sehr schön sind. ... Erst später sind dann die Romane dazugekommen.. Und noch später dann sein Hauptwerk El quadern gris, was wiederum in Spanien ein Werk ist, das in Spanien jeder kennt, obwohl es kein Roman ist. Es ist ein tagebuchartiges autobiographisches Riesenwerk, was jenseits der Grenzen immer schwer zu vermitteln ist "
Ein Grundzug Plas ist ein diesseitiger Skeptizismus. Er ist ein Bewunderer des großen Essaisten Michel de Montaigne, der in "einfacher ungezwungener Rede", "kurz und bündig" seine Erfahrungen und Meinungen aufschrieb. Und wie Montaigne liebt es Pla, den Leser spitzbübisch mit seinen Schwächen zu konfrontieren. "Mein wesentliches Charakteristikum", bekennt er, "ist die Schwäche. ... Ich fühle mich wie ein Larve, die nicht fertig gesponnen ist. Ich kenne die Gründe für meine Fehltritte und Geschäfte mit schlechtem Ausgang, vermag mich aber nicht zu bessern." Doch dieser Skeptizismus ist kein Patentrezept. Plas Leben ist voller Ungereimtheiten.
"Der Skeptizismus hat ihm nicht immer geholfen. Man sollte bei Pla nicht verschweigen, dass seine eigene Biographie in perfekter Weise die gewaltigen Widersprüche wiedergibt, die die ganze spanische Geschichte im 20. Jahrhundert prägt. Sein Arrangement mit der Franco-Seite während es Bürgerkrieges ist ein unrühmliches Kapitel in seiner Biographie .. Er hat sich nicht mit Franco selbst versucht zu arrangieren. Es ist etwas komplizierter. Pla hat sein ganzes Leben lang, sagen wir mal ein sehr verhängnisvollen Hang zu reichen Leuten gehabt. Er hat reiche Leute bewundert, egal welchen Charakters sie waren, und fand die Tatsache, dass sie viel Geld hatten, er hatte immer wenig Geld, per se ein Grund, diese Leute zu bewundern. .... Und als der Bürgerkrieg näher kam, in den kritischen Jahren der spanischen Republik, in den Jahren der Wirtschaftskrise, hat er instinktiv sich der rechten Seite des politischen Spektrums zugewandt, weniger wegen politischer Sympathien, er ist wirklich eigentlich ein großer Skeptiker gewesen, und er hat als Journalist über die Frühphase des Faschismus geschrieben, und das läßt in seiner kritischen Verve überhaupt nichts zu wünschen übrig. "
Populär haben Pla auch eine Reihe biographischer Essays gemacht, Porträts bedeutender Persönlichkeiten Kataloniens, die unter dem Titel homenots veröffentlicht worden sind. In ihnen schildert er das Glück der Selbstverwirklichung, wie es ihm wohl selbst vorschwebte :
" Es gibt eine ganze Sammlung, die sehr unterschiedlich ist. ... Einige Porträts darin, die sehr sehr schön sind. Zwei haben wir gemacht. Dali und Gaudi. Aber es gibt noch sehr viel mehr. Er hat geschrieben über den Architekten Maturell, ..... und dann über Pau Casals, der große Cellist..."
Diese Essays stehen in einer "erziberischen Tradition", nämlich der Tertulia:
"Die Tertulia ist, das könnte man übersetzen als eine Caféhausrunde, das heißt diese Tertulia besteht darin, dass man sich in einem Caféhaus trifft und miteinander redet, über Literatur und alles Mögliche. Das ist in Spanien, heute vielleicht weniger, eine uralte eingefleischte Tradition immer gewesen ... und Pla ist ein äußerst geselliger Mensch gewesen, und hat diese Tertulias besucht. Diese Essays kommen daraus hervor, weil man sofort anmerkt den colloquialen Ton, der darin herrscht, die Lust an der Pointe, die Lust an der Übertreibung, die Lust an der Überspitzung, die Lust daran, mitten im Essay innezuhalten, und zu sagen, es gibt hier einen Aspekt, auf den will ich mal kommen .... Man wird dort keine objektiven Tatbestände bekommen, aber es wird unendlich viel erzählt, berichtet, und der Spaß daran ist weniger, dass man etwas Genaues erfährt, der Spaß ist der literarische Spaß, sagen wir mal, ja der impressionistische Wert dieser Essays ist sehr sehr viel größer als der zitierbare Wert höchst objektiver Quellen."
Das stimmt nicht ganz. Den Wandel der katalanischen Landschaft, der Costa Brava etwa, hat Pla, der ja auch ein bedeutender Reiseschriftsteller ist, eindrucksvoll festgehalten. Bei seinen Streifzügen der Küste entlang stoßen wir aber auch immer wieder auf das große Naturschauspiel, das ihm das Meer bereitet. "Unter den stillen Hauptpersonen seines Werkes ist es", so Heinrich von Berenberg, "vielleicht die wichtigste":
" Er hat immer gesagt, er ist am Meer geboren ... er hat seine ganze Kindheit in der Nähe des Meeres verbracht, und wenn Sie diese 3 Geschichten lesen, dann kann man mit diesem Meer sehr schön Bekanntschaft schließen. Er hat dieses Geschichten tatsächlich geschrieben, um zu zeigen : 1. wie man früher in diesem Landstrich gelebt hat, dieser Landstrich, der früher einer dieser ganz versteckten abgelegenen europäischen Regionen war, in denen ein hoher Analphabetismus herrschte, aber in denen die Leute zu essen und zu trinken hatten, und das Meiste, was sie aßen kam alles aus dem Meer. Der Fisch. Das ist das Land der gebratenen .. Man kann dieses Land nur verstehen, wenn man in diesem Land der gebratenen Sardinen geboren wird. Dieses Land der Sardinen, das ist seine Heimat. Und es hat heute, wenn man es liest, etwas sehr nachdenklich Machendes. Das ist ja eine Landschaft, die inzwischen sehr gut bekannt ist, es ist eine Ferienlandschaft geworden, und es ist vor allem eine Küste geworden, die bis aufs äußerste zerstört ist, die vollkommen verwüstet worden ist, durch den Bauboom, die vollkommen verwüstet worden ist durch die Tourismusindustrie. Pla hat die Anfangsjahre dieser touristischen Zerstörung in den frühen 60ger Jahren bereits erlebt, und er hat auch mit der Beschwörung der frühen Jahre dagegen angeschrieben, und hat immer wieder gesagt : dieses ist eine magische Gegend, die es so nicht mehr gibt. "
"Das Graue Heft", (Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main)
"Enge Straße", (Amann Verlag, Zürich)
"Der Untergang der Cala Galiota", (Berenberg Verlag, Berlin)
"Ein Kennzeichen seiner Autobiographie ist, .... dass er immer wieder auf die Jahre seiner Jugend in der katalanischen Provinz zurückgekommen ist. Im Empordan, das ist die Landschaft, die sich jenseits der französischen Grenzen bis Barcelona, nein, es ist die Landschaft, die sich um Figueres und die Provinzhauptstadt Girona. Dazu gehört der schönste Teil der Costa Brava mit dem Vorgebirge von Cadaques. Das ist der paradiesische Ort seiner Jugend gewesen, der er immer wieder in seinen autobiographischen Werken beschwört. Er kommt darauf immer wieder zurück. "
erläutert Heinrich von Berenberg, der sich als erster verlegerisch mutig für Pla bei uns eingesetzt hat. Aber wer ist überhaupt dieser Josep Pla? Bis vor einigen Monaten war er absolut unbekannt. Dann kam die Frankfurter Buchmesse mit ihrem Schwerpunkt Katalonien. Und plötzlich hieß es als sei‘s ein uralter Hut, dieser Pla sei der berühmteste katalanische Schriftsteller des 20. Jahrhunderts.
"Das ist leicht dahergesagt. Stimmt aber auch. Wenn Sie nach Barcelona fahren, auch wenn Sie nach Spanien fahren, kennt jeder Mensch diesen Autor. Er ist in Katalonien einer der Autoren, mit deren Werken die Kinder ihre Muttersprache lernen, und er ist dort allgemein verbreitet und sehr berühmt. Komplizierter wird die Angelegenheit, wenn man sagen will, warum er dort so berühmt ist. Und warum man ihn sonst überhaupt nicht kennt. Wobei, so kompliziert ist es auch nicht. Zum ersten schreibt er in einer Sprache, die vergleichsweise klein ist, er schreibt auf katalanisch. ... Pla hat diese Sprache vor allem in den Zeiten nach dem Ende des Bürgerkrieges literarisch rehabilitiert, zusammen mit Mercè Rodoreda, das muss man sagen, die sehr sehr viel für das Katalanische getan hat ..... Was seiner Bekanntheit sicherlich nicht zuträglich war, ist die Tatsache, dass er nicht die klassischen Genre der Literatur bedient hat. "
Pla hat sich weder als Lyriker, Dramatiker oder Romancier einen Namen gemacht. Er gehört vielmehr zu jenen Schriftsteller-Feuilletonisten, die in dem schönen Glauben, aus der Mitte der Normalverteilung heraus zu schreiben, sich für alles und nichts, vor allem aber für sich selbst interessieren. In Das graue Heft schildert Pla, wie er als junger Mann, der nicht weiß, wozu er eigentlich berufen ist, nach dem Jura-Examen schließlich bei einer Zeitung in Barcelona landet. Im Laufe der Zeit etabliert er sich als ein sehr geachteter und geschätzter Journalist, eine Tätigkeit, die ihn durch ganz Europa führt :
"Er hat längere Zeit in London gelebt, er hat lange lange Zeit in Paris gelebt, er hat mehrere Jahr auch in Berlin verbracht. Er ist in diesen Ländern immer als Auslandskorrespondent von verschiedenen Zeitungen gewesen. ... Und sein Name ist bereits vor dem Bürgerkrieg nicht unbekannt gewesen. Aber seine klassische Zeit als eine Art, ja wie soll man sagen, als eine Art klassischer regionaler Dichter, die hat er nach dem Bürgerkrieg gehabt. Er ist auch deswegen so berühmt geworden - er hat immer wieder über das Land geschrieben. .... und er hat angefangen mit kleinen regionalen Reisebeschreibungen, die sehr schön sind. ... Erst später sind dann die Romane dazugekommen.. Und noch später dann sein Hauptwerk El quadern gris, was wiederum in Spanien ein Werk ist, das in Spanien jeder kennt, obwohl es kein Roman ist. Es ist ein tagebuchartiges autobiographisches Riesenwerk, was jenseits der Grenzen immer schwer zu vermitteln ist "
Ein Grundzug Plas ist ein diesseitiger Skeptizismus. Er ist ein Bewunderer des großen Essaisten Michel de Montaigne, der in "einfacher ungezwungener Rede", "kurz und bündig" seine Erfahrungen und Meinungen aufschrieb. Und wie Montaigne liebt es Pla, den Leser spitzbübisch mit seinen Schwächen zu konfrontieren. "Mein wesentliches Charakteristikum", bekennt er, "ist die Schwäche. ... Ich fühle mich wie ein Larve, die nicht fertig gesponnen ist. Ich kenne die Gründe für meine Fehltritte und Geschäfte mit schlechtem Ausgang, vermag mich aber nicht zu bessern." Doch dieser Skeptizismus ist kein Patentrezept. Plas Leben ist voller Ungereimtheiten.
"Der Skeptizismus hat ihm nicht immer geholfen. Man sollte bei Pla nicht verschweigen, dass seine eigene Biographie in perfekter Weise die gewaltigen Widersprüche wiedergibt, die die ganze spanische Geschichte im 20. Jahrhundert prägt. Sein Arrangement mit der Franco-Seite während es Bürgerkrieges ist ein unrühmliches Kapitel in seiner Biographie .. Er hat sich nicht mit Franco selbst versucht zu arrangieren. Es ist etwas komplizierter. Pla hat sein ganzes Leben lang, sagen wir mal ein sehr verhängnisvollen Hang zu reichen Leuten gehabt. Er hat reiche Leute bewundert, egal welchen Charakters sie waren, und fand die Tatsache, dass sie viel Geld hatten, er hatte immer wenig Geld, per se ein Grund, diese Leute zu bewundern. .... Und als der Bürgerkrieg näher kam, in den kritischen Jahren der spanischen Republik, in den Jahren der Wirtschaftskrise, hat er instinktiv sich der rechten Seite des politischen Spektrums zugewandt, weniger wegen politischer Sympathien, er ist wirklich eigentlich ein großer Skeptiker gewesen, und er hat als Journalist über die Frühphase des Faschismus geschrieben, und das läßt in seiner kritischen Verve überhaupt nichts zu wünschen übrig. "
Populär haben Pla auch eine Reihe biographischer Essays gemacht, Porträts bedeutender Persönlichkeiten Kataloniens, die unter dem Titel homenots veröffentlicht worden sind. In ihnen schildert er das Glück der Selbstverwirklichung, wie es ihm wohl selbst vorschwebte :
" Es gibt eine ganze Sammlung, die sehr unterschiedlich ist. ... Einige Porträts darin, die sehr sehr schön sind. Zwei haben wir gemacht. Dali und Gaudi. Aber es gibt noch sehr viel mehr. Er hat geschrieben über den Architekten Maturell, ..... und dann über Pau Casals, der große Cellist..."
Diese Essays stehen in einer "erziberischen Tradition", nämlich der Tertulia:
"Die Tertulia ist, das könnte man übersetzen als eine Caféhausrunde, das heißt diese Tertulia besteht darin, dass man sich in einem Caféhaus trifft und miteinander redet, über Literatur und alles Mögliche. Das ist in Spanien, heute vielleicht weniger, eine uralte eingefleischte Tradition immer gewesen ... und Pla ist ein äußerst geselliger Mensch gewesen, und hat diese Tertulias besucht. Diese Essays kommen daraus hervor, weil man sofort anmerkt den colloquialen Ton, der darin herrscht, die Lust an der Pointe, die Lust an der Übertreibung, die Lust an der Überspitzung, die Lust daran, mitten im Essay innezuhalten, und zu sagen, es gibt hier einen Aspekt, auf den will ich mal kommen .... Man wird dort keine objektiven Tatbestände bekommen, aber es wird unendlich viel erzählt, berichtet, und der Spaß daran ist weniger, dass man etwas Genaues erfährt, der Spaß ist der literarische Spaß, sagen wir mal, ja der impressionistische Wert dieser Essays ist sehr sehr viel größer als der zitierbare Wert höchst objektiver Quellen."
Das stimmt nicht ganz. Den Wandel der katalanischen Landschaft, der Costa Brava etwa, hat Pla, der ja auch ein bedeutender Reiseschriftsteller ist, eindrucksvoll festgehalten. Bei seinen Streifzügen der Küste entlang stoßen wir aber auch immer wieder auf das große Naturschauspiel, das ihm das Meer bereitet. "Unter den stillen Hauptpersonen seines Werkes ist es", so Heinrich von Berenberg, "vielleicht die wichtigste":
" Er hat immer gesagt, er ist am Meer geboren ... er hat seine ganze Kindheit in der Nähe des Meeres verbracht, und wenn Sie diese 3 Geschichten lesen, dann kann man mit diesem Meer sehr schön Bekanntschaft schließen. Er hat dieses Geschichten tatsächlich geschrieben, um zu zeigen : 1. wie man früher in diesem Landstrich gelebt hat, dieser Landstrich, der früher einer dieser ganz versteckten abgelegenen europäischen Regionen war, in denen ein hoher Analphabetismus herrschte, aber in denen die Leute zu essen und zu trinken hatten, und das Meiste, was sie aßen kam alles aus dem Meer. Der Fisch. Das ist das Land der gebratenen .. Man kann dieses Land nur verstehen, wenn man in diesem Land der gebratenen Sardinen geboren wird. Dieses Land der Sardinen, das ist seine Heimat. Und es hat heute, wenn man es liest, etwas sehr nachdenklich Machendes. Das ist ja eine Landschaft, die inzwischen sehr gut bekannt ist, es ist eine Ferienlandschaft geworden, und es ist vor allem eine Küste geworden, die bis aufs äußerste zerstört ist, die vollkommen verwüstet worden ist, durch den Bauboom, die vollkommen verwüstet worden ist durch die Tourismusindustrie. Pla hat die Anfangsjahre dieser touristischen Zerstörung in den frühen 60ger Jahren bereits erlebt, und er hat auch mit der Beschwörung der frühen Jahre dagegen angeschrieben, und hat immer wieder gesagt : dieses ist eine magische Gegend, die es so nicht mehr gibt. "
"Das Graue Heft", (Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main)
"Enge Straße", (Amann Verlag, Zürich)
"Der Untergang der Cala Galiota", (Berenberg Verlag, Berlin)