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Mit fünf Euro von der Hochschule in die Wirtschaft

Jungen Menschen das Verständnis für wirtschaftliche Zusammenhänge zu vermitteln und den Gründergeist bei Studenten zu fördern, das ist erklärtes Ziel der vielfältigen Wirtschafts- und Gründer-Wettbewerbe. In vielen betreuten Förderungsprogrammen werden Jungunternehmer für die rauen Winde auf dem Wirtschaftsparkett vorbereitet. Eine besondere Initiative ist der 5-Euro-Business-Wettbewerb, der seit zwei Jahren vom Bildungswerk der Bayerischen Wirtschaft zusammen mit Hochschulprogramm für Unternehmensgründung an bayerischen Hochschulen durchgeführt wird.

20.08.2002
    Ideen entwickeln, Konzepte erstellen und diese auch realisieren, das ist der Grundgedanke des 5-Euro-Business-Wettbewerbs. Denn im Unterschied zu anderen Business-Wettbewerben steht hier weniger die theoretische Konzeption eines Geschäftsplans im Vordergrund als die konkrete Umsetzung einer Unternehmensidee, wie Michael Mötter vom Bayerischen Bildungswerk erläutert:

    Beim 5-Euro-Business-Wettbewerb geht es darum, Studierenden die Möglichkeit zu geben, mit 5 Euro ein Unternehmen zu gründen. Und es kommt darauf an, dass in einer kurzen Zeit von etwa sechs bis acht Wochen die Studierenden ihre Idee auch wirklich ausprobieren, in die Tat umsetzen, mit der Geschäftsidee auf den Markt gehen und dort erste Erfahrungen sammeln.

    Begleitet durch eine fundierte Zusatzausbildung in den Bereichen Marketing, Projektmanagement, Finanzierung und Recht und - in diesem Jahr erstmalig - beraten durch Wirtschaftspaten, eröffnet sich den Teilnehmern die Möglichkeit eines eigenständigen Feldversuches:

    Studenten können sich ausprobieren, können entdecken, welche Talente sie haben, wie ideenreich sie sind, wie risiko- und teambereit sie unternehmerisch handeln, und können das in einem relativ geschützten Rahmen ausprobieren und haben hier eventuell. Erfahrungsgewinn, der sie doch für das weitere Leben ein Stück weit prägt.

    Diese Chance nutzten auch Studenten an der Universität Erlangen-Nürnberg. Auf vielfältige Weise zeigten sie, wie in kurzer Zeit aus den eher symbolischen 5 Euro Startkapital und einer guten Idee zukunftsträchtige Kleinunternehmen entstehen können: Es wurden Firmen wie etwa eine Mitesszentrale für Studenten gegründet, ein Postkartenservice für Schreibfaule, eine Firma für Werbeträger aus recyceltem Material oder eine Karaoke-Eventagentur. Sieger wurde jedoch die Firma von Martin Schmid, Jens Scheler, Christian und Florian Sußner:

    Wir nennen uns Unistuff. Unsere Geschäftsidee war, für die Universität Erlangen-Nürnberg Uni-T-Shirts zu produzieren.

    Frei nach amerikanischem Vorbild produziert und vertreibt Unistuff Campus-Outfit, wenn auch mit einer etwas anderer Note, wie Florian Sußner betont:

    Wir haben bewusst nicht den amerikanischen Stil bei den T-Shirts gewählt, sondern wir haben einen eigenen Stil kreiert. Also man ist nicht gleich ein Werbeträger für die Uni, was viele nämlich nicht wollten.

    Vielleicht war Unistuff nicht die kreativste unter den Gründungsideen, doch dem vierköpfigen Unternehmerteam ist es mit den petrolfarbenen Shirts und dem dezenten Design gelungen, den Geschmack ihrer Kunden genau zu treffen. Innerhalb der kurzen Wettbewerbsphase schafften sie es, ihr Konzept aus den 5 Euro Startkapital einen Umsatz von rund 12.000 Euro zu schaffen. Ihre Heimat-Uni wechselte dabei den Status von der reinen Bildungsstätte zum dem des besten Kunden – selbst der Rektor ist zum Einkäufer bei Unistuff geworden.

    Durch ihren blitzartigen Erfolg gelang es den vier Studenten von Unistuff, die Jury des Wettbewerbs, die aus freien Unternehmern, Wirtschaftswissenschaftlern und -journalisten bestand, von ihrer Geschäftsidee zu überzeugen und den mit 1500 Euro dotierten ersten Preis zu erhalten. Auf diesen Lorbeeren wollen sich die Studenten allerdings nicht ausruhen. Sie denken bereits an einen Ausbau ihres Unternehmens - überregional oder aber mit neuen Produkten im Sortiment:

    Das ist noch ganz vage, wir haben uns nur gedacht, dass es noch mehr Sachen geben könnte, wo Uni Erlangen drauf stehen könnte, und da war eine spontane Idee eben das Unibier.

    Aber nicht alle der ihm Rahmen des Wettbewerbs gegründeten Unternehmen werden wie Unistuff anschließend weitergeführt, ob aus wirtschaftlichen Argumenten, oder aufgrund des Studiums, das es ja weiterhin zu bewältigen gilt. Dennoch ziehen die Teilnehmer des 5-Euro-Business-Wettbewerbs unisono eine positive Bilanz:

    Also natürlich hat das in erste Linie auch viel, viel Spaß gemacht, doch was es uns in erster Linie auch wirklich gebracht hat, war, dass man mal gemerkt hat, wie das ist, eine eigene Unternehmung zu gründen, der eigene Chef zu sein. Es ist halt so, wenn man selber nichts macht, dann passiert auch nichts. Man kann sich nicht einfach zurücklehnen, sondern muss alles selbst in Kleinstarbeit vorantreiben und das war von daher eine tolle Erfahrung. Also ich kann allen empfehlen, so etwas zu machen.

    Der 5-Euro-Business-Wettbewerb findet auch im kommenden Wintersemester wieder statt und soll bis zum Sommersemester 2003 an allen Bayerischen Hochschulen implementiert werden. Auch dann sind unternehmerisches Handeln und kreative Ideen wieder gefragt.

    Related Link:

    www.5-euro-business.de/