Ein Bohrloch, eine Pumpe und eine Fernleitung. Für das Auge ist Geothermie keine imposante Technik. Unter Geothermie versteht man die Nutzung der unter der Erdoberfläche gespeicherten Wärmeenergie. Damit ist Ungarn reicher gesegnet als das übrige Europa. Genutzt wird die Energie seit Ende der 50er Jahre, vor allem in der Landwirtschaft. Und Arpad ist eine ihrer größten Verbraucher. Aus 14 Brunnen werden pro Jahr drei Millionen Kubikmeter Wasser gefördert.
Dieses Wasser geht durch die Fernleitung bis zu der neuen Glashausanlage. Dort ist ein 500 Kubikmeter großer Tank. Solange dieser Tank Wasser braucht, läuft die Pumpe.
Vom Tank aus verzweigt sich ein Gewirr aus Rohren über das riesige Gelände. Riesig ist hier alles. Arpad besitzt 5.000 Hektar Land, 750 Milchkühe, 20.000 Stammgänse, drei Großbäckereien und eine Winzerei. Im vergangenen Jahr hat die ehemalige Genossenschaft 10 Milliarden Forint umgesetzt. Das sind 42,5 Millionen Euro. Herzstück der Anlage sind die Gewächshäuser. Sie allein bedecken 46 Hektar, eine Fläche so groß wie 100 Fußballfelder. Seit 1965 werden sie mit Thermalwasser beheizt. Später kamen weitere Brunnen und Leitungen hinzu. Eingepackt in schwarzes Dämmmaterial wirkt die Anlage in der Tat wie ein Relikt aus vergangener Zeit. Doch im Betriebsraum ein paar Schritte weiter wacht ein modernes Computersystem über Temperatur und Wärmezufuhr. Arpad hat kontinuierlich investiert, sagt Miklós Csikai, der Vorsitzende der Arpad AG.
Um konkurrenzfähig zu bleiben, haben wir immer unsere technische Ausstattung angepasst und in moderne Technologien investiert, auch wenn dies zuweilen bedeutet hat, dass wir unsere eigenen Löhne beschneiden mussten.
Jetzt kommen auf Arpad neue Kosten zu. Denn das Parlament hat in Übereinstimmung mit EU-Richtlinien ein Gesetz verabschiedet, das Geothermie-Nutzer dazu zwingen will, das verwendete Wasser wieder in den Boden zu verpressen. Noch leitet Arpad das verbrauchte Thermalwasser in einen See. So wie es die meisten Kommunen und Thermalbäder tun. Das ist aus zwei Gründen wenig nachhaltig. Zum einen verschmutzt das Wasser Flüsse und Seen, zum anderen fällt der Druck im Erdinnern. László Kovács hält die Verpressung jedoch für realitätsfern.
Lacht. Das kann man vorschreiben, aber jemand muss es auch finanzieren. Niemand in Ungarn hat so viel Geld, diese Zurückinjektion zu machen. Nur ein neuer Brunnen würde 200 Million Forint kosten, 200 Million Forint sind fast eine Million Euro plus die noch dazugehörende Kosten, Pumpen und die Energie.
Inzwischen hofft der Marketingdirektor, dass ungarische Gerichte das Gesetz für ungültig erklären. In der Nachbarstadt Szeged jedenfalls haben Richter die Schließung eines Thermalbades mit der Begründung rückgängig gemacht, solange es keine wirtschaftliche Technologie gebe, könne das Gesetz nicht umgesetzt werden. Lászlo Kovács sieht deshalb den Staat in der Pflicht. Dessen Förderprogramme aber sind bisher nicht mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein.
Zur Zeit bekommt man 25 Prozent für eine solche Investition, das ist nicht machbar.
Der Vorsitzende der Arpad AG, Miklós Csikai warnt seine Regierung deshalb davor, das Gesetz ohne ausreichende finanzielle Flankierung umzusetzen.
Unsere Wettbewerbsfähigkeit ist nur dann gewährleistet, wenn die Regierung unsere Arbeit unterstützt.