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Mit mehr Bewusstsein gegen Spammer

Spam - also unerwünschte Werbe-Emails - nerven Internetbenutzer schon lange. Aber auch Dienstanbieter leiden unter dem elektronischen Müll, der Speicherkapazität und Bandbreite frisst. Mit Bewusstseinbildung wollen Experten daher jetzt gegen Spam angehen.

Von Thomas Reintjes |
    "Wir sind sicher alle der Meinung, dass Bewusstseinsschaffung einer der Hauptansatzpunkte ist, um das Problem zu lösen – neben Filtern und Gesetzgebung. Wenn die Leute wissen, was Spam ist und was sie da für Emails bekommen, und dass einige davon sehr fragwürdig sind, dann wird hoffentlich der finanzielle Gewinn der Spammer sinken."

    Jean-Jacques Sahel vom britischen Wirtschaftsministerium hat die Nutzer des Internets im Visier, um den Spammern das Handwerk zu legen. Logisch, denn schließlich sind sie es, die Spam erst zu einem lohnenden Geschäft machen. Es klingt unglaublich, aber irgendjemand scheint die angepriesenen Produkte zwischen Viagra und gefälschter Rolex tatsächlich zu kaufen. Auch Steve Wernikoff von der amerikanischen Federal Trade Commission staunt:

    "Tja, irgendjemand kauft es. Es überrascht mich auch, dass die Leute so etwas kaufen. Aber sie tun es."

    Und sie tun es vielleicht nicht mehr, wenn sie wissen, welche kriminellen Methoden die Spammer verwenden, glaubt auch Steve Wernikoff. Um das zu verdeutlichen, setzt er auch auf Strafverfolgung. Es erinnert zwar ein wenig an die nur mäßig erfolgreichen Versuche der Musikindustrie, Filesharer vor Gericht zu bringen, doch dass die Strafverfolgung wichtig ist, war Konsens auf dem Anti-Spam-Kongress. Die Verfolgung von Spammern ist aufwändig, denn der Server, über den die Mail verschickt wird, kann schließlich meilenweit von dem Rechner entfernt sein, an dem der Spammer den Absenden-Knopf drückt. Doch der Aufwand ist es wert, meint Steve Wernikoff, der auf einzelne Erfolge verweist:

    "Ich denke schon, dass es einen Unterschied macht. Ich denke, wenn wir einen fassen, denken andere zweimal nach, bevor sie das Gesetz brechen und lassen es sein. Aber man muss bedenken, dass das nur ein Teil der Lösung ist. Aber es ist eben ein Teil dessen, was wir tun, um das Problem zu lösen."

    Und das tut Wernikoffs Federal Trade Commission international, zusammen zum Beispiel mit europäischen Strafverfolgern. Auch Beschwerden von Nutzern sollen in Zukunft international gesammelt werden. Dazu soll SpotSpam (Selfregulatory Plan on Tackling Spam) dienen, ein neues, EU-gefördertes Projekt, das in Köln anlässlich des 3. Deutschen Anti-Spam-Kongresses vorgestellt wurde. Beschwerden von Empfängern einer bestimmten Spamnachricht sollen gesammelt werden. So entsteht eine Datenbank von vielen Nutzern, die gegen einen Spammer aussagen können. Gleichzeitig wird das Thema global angegangen. Vor allem Länder in Afrika und Asien, in denen sich das Internet erst langsam ausbreitet, sollten im Blick der Anti-Spam-Experten sein, appellierte Jean-Jacques Sahel:

    "In der EU haben wir schon Kooperationen. Schön! Aber wirklich etwas erreichen können wir außerhalb Europas, in den Entwicklungsländern. Wir müssen unsere Erfahrungen mit ihnen teilen, mit den regionalen Regierungen sprechen. Dies ist ein weltweites Problem. Lasst uns zusammen versuchen, es zu verhindern, sodass wir ein sicheres System haben – weltweit. "

    Also nicht nur Nutzer im eigenen Land, auch Regierungen müssen für das Spam-Problem sensibilisiert werden. Und wenn die entsprechenden Gesetze geschaffen wurden, müssen sie auch umgesetzt werden. Alle Ebenen müssen zusammenarbeiten, um Spam in den Griff zu bekommen. So steht es auch im Anti Spam Toolkit, einem Maßnahmenbündel der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit, OECD. Claudia Sarocco:

    "Wenn einige Instrumente nicht entsprechend entwickelt sind oder wenn die Beteiligten, also Regierungen, Nutzer, Internet Provider und so weiter, nicht aktiv teilnehmen, dann wird die Lösung mit Sicherheit nicht vollständig sein."