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Mit neuer Energie zu den erneuerbaren Energien

Beim Energiekonzern RWE, der heute seine wenig erfreuliche Jahresbilanz veröffentlichte, findet diesem Jahr ein Chefwechsel statt. Auf Jürgen Großmann folgt im Juli Peter Terium. Wer ist der Nachfolger auf dem Chefposten?

Von Theo Geers |
    Er redet schnell, hat die Fakten im Kopf, kommt auf den Punkt. Im direkten Gespräch macht Peter Terium sehr schnell klar, was er bei RWE verändern will und verändern muss. Der zweitgrößte deutsche Energiekonzern braucht ein neues Geschäftsmodell. Und das sehr schnell.

    Genau dafür wurde der 48-jährige Niederländer schon im vergangenen September zum stellvertretenden Vorstandschef gekürt, am 1. Juli ist diese Kronprinzen-Zeit vorbei, dann übernimmt er den Vorstandsvorsitz von Jürgen Großmann.

    Peter Terium ist von Haus aus ein Mann der Zahlen: als Buch- und Steuerprüfer beginnt seine Karriere im niederländischen Finanzministerium, als Controller wechselt er schon bald zur Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG, von dort zum deutschen Verpackungshersteller Schmalbach-Lubeca, 2003 wird er Leiter des Konzern-Controllings bei RWE. 2009 kauft RWE für über sieben Milliarden Euro den niederländischen Versorger Essent, Terium übernimmt dessen Führung.

    Die geräuschlose Integration der neuen Tochter in den RWE-Konzern wird zum Gesellenstück Teriums, das ihn qualifiziert, nun als Konzernchef die großen Schwachstellen bei RWE auszumerzen: Auch der Essener Energiekonzern ist in Punkto Energiewende erst aufgewacht, als Wind- und Solarstromerzeuger den etablierten Stromanbietern schon die ersten zehn Prozent Marktanteile abgenommen hatten.

    Viel zu lange hat RWE auf Atom und Braunkohle als wichtigste Energieträger gesetzt, die erneuerbaren Energien wurden belächelt. Konzernchef Großmann drückte zudem fast im Alleingang die Laufzeitverlängerung für Atomkraftwerke durch.

    Die Atomkatastrophe von Fukushima und der Atomausstieg erwischten RWE damit auf dem gänzlich falschen Fuß. Peter Terium kennt daher auch seine drei wichtigsten Baustellen:

    Als Erstes soll RWE nachhaltiger werden, massiv will Terium den mit fünf Prozent bislang bescheidenen Anteil der erneuerbaren Energien erhöhen. Zweitens wird RWE internationaler aufgestellt und drittens soll RWE robuster werden – vor allem mit Blick darauf, dass Fusionen in der Branche kein Tabuthema mehr sind.

    Als Getriebener soll RWE dabei nicht agieren und da hat Peter Terium für sich ein probates Beruhigungsmittel gefunden – den Blick auf den Börsenkurs. 21,20 Euro im September letzen Jahres, das war für Terium, wie er selbst sagt, ein unangenehmer Börsenwert – 35 Euro heute beruhigen den designierten RWE-Boss sichtlich.