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Mit Schleier und Laptop

    Am Rande von Dubai, der boomenden Stadt in den Vereinigten Arabischen Emiraten am persischen Golf, gibt es seit rund zwei Jahren eine besondere Hochschule: die Zayed-Frauenuniversität. Neben Biologie kann man dort Publizistik, Informatik, Pädagogik und Literaturwissenschaften studieren. Alia as-Sayyid Haschimi gehört zu der ersten Gruppe von Studentinnen, die damals an der neugegründeten Universität ihr Studium begonnen haben: "Was ich über diese Universität gehört habe, hat mich überzeugt. Sie sollte einen hohen wissenschaftlichen und technischen Standard haben. Computer zum Beispiel sind ein fester Bestandteil des Unterrichts. Sie sind so wichtig, dass der Besitz eines Laptops sogar zu den Aufnahmebedingungen gehört."

    Dubai bezeichnet sich gerne als Hongkong des Nahen Ostens. Ebenso ehrgeizig klingen die Vorstellungen von Hanif al-Qasimi, dem Rektor der Universität: "Wir messen uns nicht mit Universitäten hier im Land oder in anderen Golfländern, sondern mit Hochschulen in Amerika und Europa. So rekrutieren wir Dozenten aus der ganzen Welt. Die Unterrichtssprachen bei uns sind Englisch und Arabisch. In den Klassen sind maximal 20 Studentinnen. Wir möchten uns bewusst absetzen von den herkömmlichen Lehrmethoden, die in der arabischen Welt üblich sind." Auswendiglernerei und das Speichern von Informationen, die bei Prüfungen unter Beweis gestellt werden - das will der Rektor an seiner Uni nicht. Stattdessen sollen einmal selbstbewusste, aktive und kreative Studentinnen die Hochschule verlassen.

    Trotz der modernen Ziele muss die Universität auf gesellschaftliche Realitäten im Land Rücksicht nehmen. Wie alle Schulen und andere staatlichen Universitäten in den Vereinigten Arabischen Emiraten hält sie sich an die strikte Geschlechtertrennung. Auf dem Campus haben Männer nur als Dozenten Zugang. Die Informatikstudentin Maha ist mit ihrer Meinung eine Ausnahme unter den fast 800 Studentinnen: "Ich bin für gemischte Unis. Wir brauchen das andere Geschlecht, um unsere Persönlichkeit zu entwickeln. Wir müssen uns öffnen. Es kann sein, dass wir in Zukunft verreisen und dort draußen ist die Welt anders." Maha unterscheidet sich auch in ihrer Kleidung von den anderen. Anders als ihre meisten Kommilitoninnen trägt sie keine Abaya, einen langen schwarzen Mantel, und kein schwarzes Kopftuch, sondern Hose und Bluse. Eine Abaya ist zwar nicht Pflicht an der Universität, aber bei vielen einheimischen Frauen in den Vereinigten Arabischen Emiraten üblich.