Die Mitarbeiter vom Internationalen Forschungszentrum zur Rettung von Vögeln aus Kalifornien haben umfangreiche Erfahrungen bei verschiedenen Ölunfällen gesammelt. Immer wieder werden sie daher weltweit eingesetzt: Bei der Havarie der "Erika" vor der bretonischen Küste im Januar 2000, beim Unfall des Frachters "Treasure" vor der Küste von Kapstadt, nur wenige Monate später. In Kalifornien arbeiten sie in verschiedenen Zentren für die Rettung von Vögeln und Meeressäugern:
There is a yearly training for the rehabiliteers we expect will work during spills and are usually one or two spills every year so that they get practice in that.
Jahr für Jahr werden neue Leute ausgebildet, die bei Ölunfällen eingesetzt werden können. Leider, so sagt Curt Clumpner, gebe es zwei bis drei Unfälle pro Jahr. Dabei könnten sie dann allerdings auch praktische Erfahrungen sammeln. Die Rettungsstationen gibt es inzwischen an allen Küsten Kaliforniens. In der deutschen Ölvogelstation von St. Peter Ording, für deren Bau der Internationale Tierschutzfonds rund 350.000 Euro zur Verfügung gestellt hat, will Curt Clumpner nicht nur eigene Erfahrungen weitergeben, sondern auch die der andern sammeln. Denn die Vögel, die im Wattenmeer der Nordsee rasten, die gibt es auch an kalifornischen Küsten. Sein Kollege Chris Battaglia, ein gebürtiger Schweizer, unterstützt ihn dabei.
Der Vogel, der kommt rein, normalerweise unterkühlt, nehmen wir seine Temperatur da, das ist ein Thermometer. Das ist sehr wichtig, weil die meisten Vögel so unterkühlt sind, die müssen aufgewärmt werden. Wenn sie ganz kalt sind, geben wir warme Flüssigkeit, das kann auch intravenös passieren, oder direkt in den Magen. Schauen, ob sie Lungengeräusche haben. Das Öl kann auch die Lungen angreifen. Und natürlich nehmen wir das Blut ab. Das Blut ist sehr wichtig, um zu sehen, ob das Öl es schon angegriffen hat, ob sie anämisch sind.
Die Blutprobe erfolgt alle zwei Stunden. Daran kann man sehen, ob die Tiere eine Überlebenschance haben. Um das Öl aus Magen und Darm hinauszuspülen, bekommen die Tiere eine Lösung mit Aktivkohle. Erst wenn der Kreislauf stabilisiert ist, geht Chris Battaglia daran, das Öl aus dem Gefieder zu entfernen. In einem zweiten Raum der Station befinden sich mehrere Edelstahlbecken. Dort wird mit Hilfe eines handelsüblichen Geschirrspülmittels solange gewaschen, bis das letzte Spülwasser ganz sauber ist. Wenn das Öl abgespült ist, kommt es darauf an, die Seifenlauge ganz zu entfernen. Denn bliebe sie im Gefieder, wäre dies fast so schlimm wie Öl, meint Chris Battaglia und deutet auf das Hochdruckgebläse, das über einem Stahltisch von der Decke hängt.
Es muss fast wie ein Feuerwehrschlauch sein, daß die Seife rausgespült wird. Z.B. Pinguine, die haben ja fast 70 Federn auf einem Zentimeter. Das ist sehr dicht. Da kann man nicht genug Druck haben. Natürlich bei anderen Vögeln, da muss man das anpassen. Meiner Meinung nach ist das Spülen am schwersten zu lernen, da muß einer Talent haben. Waschen, das geht noch, aber da muß jemand sehr methodisch vorgehen und sehr genau arbeiten. Es muß genau und schnell gearbeitet werden, da kann man nicht eine Stunde lang den Vogel abspülen.
Mehr als 20 Minuten darf der ganze Vorgang nicht dauern, einschließlich des Trocknens mit dem Fön. Danach kommen die Tiere auf einen Teich, um zu prüfen, ob das Gefieder wieder wasserdicht ist. Erst dann werden sie wieder in die Freiheit des Wattenmeeres entlassen. Einige Tage wird die Schulung der deutschen Kollegen dauern. Doch sicher ist, daß im Falle einer Katastrophe wie der Havarie der Pallas vor Amrum künftig auch die US-Teams dem schleswig-holsteinischen Landesamt für den Naturschutz und den Veterinärbehörden der Kreise zu Hilfe eilen würden. Was sich Dr. Stefan Bräger vom Internationalen Tierschutzfonds in Hamburg jedoch auch für Deutschland und Europa wünschen würde, wären ähnliche Netze von Rettungsstationen wie in den USA.
Der Internationale Tierschutzfonds bemüht sich auch innerhalb der EU die Gesetzgebung zu verändern, dahingehend, daß der Verursacher zahlen muß für die Schäden am Strand, nicht nur für das Aufräumen am Strand, sondern auch für die verölten Vögel. Aber zur Zeit es noch nicht so. Ich denke, die US-Gesetzgebung ist das Ziel, zu dem wir gelangen wollen.