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Mit Unterstützung der FIFA
In Afrika lebt die Idee der Super League

Die Idee einer kontinentalen Super League ist keine rein europäische. In Afrika wird seit geraumer Zeit über die Etablierung einer solchen Liga diskutiert. In diesem Fall steckt der Weltverband FIFA dahinter. Die genaue Ausgestaltung bleibt aber nebulös.

Von Constantin Eckner | 25.04.2021
Bildnummer: 06076202 Datum: 20.06.2010 Copyright: imago/Colorsport Football - World Cup 2010 - Outside structure of the Soccer City Stadium in Johannesburg general view. PUBLICATIONxINxGERxSUIxAUTxHUNxPOLxUSAxONLY; Johannesburg Fussball Herren WM Nationalteam Länderspiel Sportstätte Totale RSA vdig xub 2010 quer o0 FNB First National Bank South Africa Totale Image number 06076202 date 20 06 2010 Copyright imago Color Sports Football World Cup 2010 Outside structure of The Soccer City Stage in Johannesburg General View PUBLICATIONxINxGERxSUIxAUTxHUNxPOLxUSAxONLY Johannesburg Football men World Cup National team international match venues long shot RSA Vdig xub 2010 horizontal o0 FNB First National Bank South Africa long shot
Das WM-Stadion in Johannesburg (IMAGO / Colorsport)
Der Spuk der Super League im europäischen Fußball war nach nicht einmal 48 Stunden vorbei. Sehr schnell gaben die Clubbesitzer unter dem immensen öffentlichen Druck durch Fans und Politik das Projekt auf. Zumindest vorerst wird es keine kontinentale Liga der größten Fußballvereine Europas geben. Andernorts ist die Idee jedoch weiterhin am Leben – konkret in Afrika. Dort wird seit geraumer Zeit über die Etablierung einer African Super League nachgedacht.
Doch im Gegensatz zu Europa, wo sich der Fußballverband UEFA zusammen mit dem Weltverband FIFA überaus deutlich gegen die Bestrebungen stellte, steckt in Afrika die FIFA selbst hinter den Plänen. Ihr mächtiger Präsident Gianni Infantino sprach schon 2019 davon, einen panafrikanischen Elite-Wettbewerb ins Leben zu rufen. Doch auf die Worte Infantinos folgten keine Taten. Selbst aus der FIFA war zu hören, dass kein Business-Plan existiere. Dann twitterte Barbara González, die Vorstandsvorsitzende des tansanischen Clubs Simba, im März ein Bild mit Infantino und den folgenden Worten: "Es war großartig, mit FIFA-Präsident Gianni Infantino am Rande der afrikanischen Verbandswahlen zu sprechen. Die Organisation einer African Super League mit 20 Mitgliedsvereinen ist im Gange. Wir freuen uns darauf, dass Simba SC teilnimmt."

"Nicht wirklich durchdacht"

Dieser Tweet sorgte für Verwunderung in der restlichen Fußballwelt. War die Idee einer Super League in Afrika etwa doch noch am Leben? Der ghanaische Fußballjournalist Gary Al-Smith hält das Ganze noch für sehr unausgegoren: "Zunächst einmal ist Gianni Infantino ein Politiker. Er tut das, was Politiker tun – nach Dingen suchen, die sich gut anhören, und diese dann durchboxen. Im Jahr 2019 muss er sich überlegt haben, dass es eine gute Idee wäre, eine African Super League zu haben. Er kennt die besonderen Probleme des afrikanischen Fußballs. Also muss ihm irgendwann im Schlaf diese Idee gekommen sein. Doch genau wie wir gerade bei der European Super League und den Interviews von Florentino Peréz verfolgen konnten, war auch das nicht wirklich durchdacht."
Chelsea Fans protestieren in London am 20.04.2021 gegen die Pläne einer europäischen Super League. 
Die Superreichen wollen den Fußball besitzen
Die European Super League sei der Versuch einiger Superreicher gewesen, den Fußball unter ihre Kontrolle zu bringen, kommentiert Constantin Eckner.
Der afrikanische Fußball ist chronisch unterfinanziert und die existierende Champions League wird vor allem von den nordafrikanischen Teams dominiert. Aufgrund des logistischen Aufwands ist die Champions League sogar ein Verlustgeschäft für viele Vereine. Aber das bislang kolportierte Modell einer Super League wäre wohl ebenso kostspielig. Denn: Die Teilnehmer sollen in den ersten fünf Jahren 20 Millionen Dollar pro Saison zahlen.
Solace Chukwu, der für das Fußballportal "Goal.com" aus Lagos berichtet, hält das für unrealistisch: "Der afrikanische Fußball ist dominiert von Nordafrika. Man wundert sich, wie die Teilnehmerplätze vergeben werden. Lustigerweise spricht Infantino davon, dass sich Clubs einkaufen sollen. Auf den ersten Blick mag das eine nachvollziehbare Zulassungsvoraussetzung sein. Aber die Wahrheit ist, dass ich mir angesichts der Summen, von denen er spricht, recht sicher bin, dass sich das kein Club in Afrika leisten kann."

Viele Nationen bleiben außen vor

Sollten manche dennoch das Geld aufbringen, bestünde die Gefahr, dass eine kleine reiche Elite einen abgeschlossenen Wettbewerb kreiert. Ohnehin blieben viele Nationen außen vor. Die Rede ist von 20 Vereinen, der afrikanische Fußballverband hat aber 54 Mitgliedsländer. Bedenkt man noch, dass es in Marokko, Tunesien oder Südafrika mehrere Top-Clubs gibt, so könnte die African Super League doch sehr stark dem Modell ähneln, was auch in Europa vorgeschlagen wurde.
Gary Al-Smith bereitet dieser Gedanke Sorge: "Die Situation im afrikanischen Fußball ist wie überall sonst auch. Die stärkeren Teams kommen aus den wirtschaftlich stärkeren Ländern. Man kann auch ein gutes Team in einem Land finden, das wirtschaftlich nicht so gut dasteht. Aber nur wenn es von einem reichen Individuum oder einem Unternehmen finanziert wird. Doch wie wir auf der ganzen Welt gelernt haben, ist es für den Vereinsfußball gesünder, wenn Fans dahinter stehen und Anteile besitzen. Dadurch gibt es Transparenz. Ansonsten entsteht eine Situation, in der die bekannten Clubs mit der Unterstützung von Milliardären oder staatlichen Institutionen immer das meiste Geld haben werden. Deshalb ist die Idee der African Super League grundsätzlich problematisch."
Das sehen die Mächtigen des Sports gewiss anders. Und so wird die Idee von Superligen, in denen sich nur noch die Besten der Besten duellieren, auch so schnell nicht aus der Fußballwelt verschwinden.