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Mit weniger Geld leben

Unbezahlte Bauprojekte, Fortbildungskurse und Standortort-Werbung: Zahlreiche Städte in den USA kämpfen gegen die Arbeitslosigkeit in Folge der Wirtschaftskrise. Bürgermeister und Arbeiter hoffen auf das Konjunkturprogramm der Regierung. Doch vielen Arbeitnehmern fehlt einfach die Qualifikation, die in Hightech-Firmen gefragt sind.

Von Jens Borchers | 06.04.2009
    So klingt Elkhart im Bundesstaat Indiana Tag und Nacht: Transportzüge aus dem Norden bahnen sich ihren Weg durch den zweitgrößten Umschlagplatz für Eisenbahngüter der USA. Dieser Knotenpunkt gehört zu den Standortvorteilen von Elkhart. Nur: Er wird bei weitem nicht mehr so genutzt wie noch vor gut einem Jahr. Da war die Wirtschaftswelt in Elkhart noch in Ordnung:

    Das ist Dick Moore. Der Bürgermeister von Elkhart beschreibt die Lage seiner Stadt vor gerade mal 15 Monaten: Vollbeschäftigung. Dem wichtigsten Industriezweig, den Wohnmobil-Herstellern, ging es hervorragend.

    Dann schlug die Wirtschafts- und Finanzkrise durch. Mit voller Wucht. Als die Benzinpreise im vergangenen Sommer bei vier Dollar angelangt waren, da blieben die spritfressenden Campingbusse stehen: Elkhart ist gepflastert mit Parkplätzen und Industriehöfen voller Wohnmobile, die niemand kaufen will. Das hat Folgen. Für Ed Neufeldt beispielsweise. Der 62-Jährige ist verheiratet, hat sieben Kinder und verlor im vergangenen September seinen Job. 32 Jahre lang hat Ed Neufeldt Schränke in luxuriöse Wohnmobile eingebaut. Jetzt ist er arbeitslos. Einer der vielen, die in Elkhart auf dem Papier in der Arbeitslosenquote von mehr als 20 Prozent auftauchen. Ed Neufeldt muss sich einschränken:

    "376 Dollar bekomme ich pro Woche. Das wurde vor kurzem um 25 Dollar angehoben. Mein Haus ist abbezahlt. Aber jetzt kommt die Grundsteuer, das sind 2000 Dollar pro Jahr. Und ich musste jetzt eine private Krankenversicherung abschließen, das sind 6000 Dollar pro Jahr. Autoversicherung, Strom, Heizung - wahrscheinlich werde ich an meine Altersrücklagen rangehen müssen, damit ich über die Runden komme."

    Momentan geht es noch. Aber wenn in einem halben Jahr die Arbeitslosenhilfe ausläuft - was dann? Ed weiß es nicht. Und viele seiner Kollegen auch nicht.

    "Mann, vergangenes Jahr war hart: Die Hälfte meiner Alterssicherung ist weg. Mein Arbeitsplatz auch. Mein Traum ist zerstört. Ich bin nicht deprimiert deswegen. Ich mache weiter und tue was ich kann."

    Der freundliche Ed Neufeldt in der blauen Trainingshose, dem grauen Kapuzenpulli und mit der roten Baseball-Kappe auf dem Kopf arbeitet trotzdem. Aber nicht für Geld. Er hilft freiwillig auf dem Bau. Er und seine Kollegen - allesamt arbeitslos - bauen ein kirchliches Obdachlosenheim in Elkhart aus. Natürlich sucht er einen neuen Job. Natürlich ist er stolz auf das, was er bisher geleistet hat. Und natürlich will er nicht nutzlos herumsitzen und staatliche Hilfe verzehren. Das geht gegen seinen Stolz. Und gegen seine politischen Überzeugungen. Ed Neufeldt ist eigentlich Republikaner: Aber Barack Obama, der Demokrat, gefällt ihm sehr gut. Auch das Konjunkturpaket, das der Präsident durchgebracht hat. Die Frage ist nur: Hilft dieses Konjunkturpaket, hier in Elkhart? Vielleicht, sagt Ed, aber nicht unbedingt ihm persönlich:

    "Unser Bürgermeister Dick Moore sagt, dass wir bei Strassen- und Brückenbauprojekten Arbeit bekommen, wenn Elkhart Geld aus dem Konjunkturprogramm bekommt. Aber dafür sind wir nicht ausgebildet. Was soll ich da tun? Ich kann vielleicht das Stop-and-Go-Schild vor der Baustelle hochhalten."

    Das klingt bitter. Und realistisch. Denn viele Arbeiter in Elkhart haben keine gute Ausbildung, keinen College-Abschluss, kaum Computer-Kenntnisse. Ed Neufeldt will arbeiten, er will daran glauben, dass seine Stadt aus diesem Tief wieder herauskommt. Er bewirbt sich, bietet seine Arbeitskraft an:

    "Ah. Ich sage ihnen, dass ich bereit bin jeden Job zu lernen. Dass ich jede Arbeitszeit akzeptiere. Früher habe ich 21 Dollar die Stunde verdient. Jetzt würde ich für zehn Dollar pro Stunde arbeiten. Meine Freunde sehen das genauso. Wir wissen: Wenn das Arbeitslosengeld ausläuft, müssen wir was tun. Aber ich konnte bisher nicht mal einen Job zum Mindestlohn finden. Der liegt bei sieben Dollar die Stunde."

    Den Bürgermeister Dick Moore beunruhigt die Situation. Gleichzeitig aber vibriert der schwere, freundliche Mann vor Tatendrang. Der 75-Jährige musste das Budget seiner Stadt zusammenstreichen: Sechs Millionen Dollar weniger, und das ist viel Holz für eine Klein-Stadt. Dick Moore wollte auf gar keinen Fall Verwaltungsmitarbeiter entlassen:

    "Meine Philosophie ist: Ich helfe keinem Arbeitslosen dadurch, dass ich noch jemanden entlasse. Also habe ich stattdessen meinen Amtsleitern gesagt: Ihr müsst 15 Prozent eures Etats einsparen. Ihr gebt 15 Prozent weniger aus in diesem Jahr."
    Das hat geklappt. Ohne Entlassungen. Und längst war der pfiffige Bürgermeister schon in der Hauptstadt, in Washington, um Hilfe zu holen:

    "Wir gehörten zu den ersten, die nach Washington gefahren sind als wir hörten, dass es eventuell ein Konjunkturprogramm geben wird. Wir haben gesagt: Wenn Geld zur Verfügung gestellt wird - wir brauchen es."

    Jetzt hat der Bürgermeister von Elkhart eine lange Liste mit Infrastrukturprojekten: Straßenbau, eine Brücke über die Eisenbahnlinie, ein Kunst- und Kulturzentrum. Etwa 8,5 Millionen Dollar haben sie ihm fest zugesagt aus dem Konjunkturpaket - und das soll noch nicht das Ende sein. Moore hat Projekte im Wert von 90 Millionen Dollar insgesamt aufgelistet, dadurch werden 2.300 Arbeitsplätze entstehen. Hofft er jedenfalls.

    Aber Dick Moore weiß auch genau: Elkhart hat mittelfristig ein Problem. Diese Wirtschaftskrise ist anders als die Konjunkturdellen aus den Jahrzehnten vorher. Diesmal haben viele Wohnmobil-Hersteller wirklich zugemacht, etwa 20 Firmen sind kaputt gegangen und mit ihnen viele Zulieferer.

    "Wir sind bequem geworden. Wir hatten uns an das gewöhnt, was wir taten, es hat uns ja gut über Wasser gehalten. Aber jetzt begreifen wir alle: Wir hängen zu sehr von dieser Industrie ab. Wir müssen etwas herschaffen, was nichts mit der Wohnmobil-Branche zu tun hat. Solche Hightech-Sachen, gut bezahlte Arbeit."

    Solche Hightech-Unternehmen - davon gibt es nur einige wenige in Elkhart. Mitten in einem Wohngebiet hat Larry Shank seine Fabrikhalle bauen lassen. "AE Techron" ist seine Firma, er hat sie vor 18 Jahren gegründet.

    Larry Shank stellt Akustikgeräte für Universitäten und Industrie-Forschungsprogramme her, teilweise auch für Rüstungsunternehmen. Zu seinen Kunden zählen die Technische Hochschule in Aachen oder das Atom-Forschungszentrum in Jülich. Der Umsatz in Shanks Firma wuchs in den vergangenen Jahren im Durchschnitt um 10 bis 15 Prozent. Dann, vor einem halben Jahr, drehte sich der Wind: Die Forschungsetats seiner Auftraggeber wurden zusammengestrichen, Projekte aufgeschoben:
    Larry Shank musste sechs seiner insgesamt 18 Mitarbeiter entlassen. Gut ausgebildete Leute. Der Unternehmer war davon überzeugt, dass er aus dem Auftragstief wieder herausfinden würde. Deshalb sagte Shank seinen Leuten bei der Entlassung: Ich zahle eure Beiträge für die Krankenversicherung weiter. Das ist wichtig in den USA, denn die Menschen sind oft über ihren Arbeitgeber krankenversichert. Wenn sie sich privat eine Versicherung suchen müssen, kostet die ungleich viel mehr Geld. Larry Shank hatte einen guten Grund für seine Großzügigkeit:

    "Es dauert wirklich lange bis man Mitarbeiter dazu bringt, als ein Team an einem Strang zu ziehen. Aber dann kommt eine Krise und ich muss sie leider entlassen. Was kann ich tun um ihnen klarzumachen, dass die Entlassung nur von kurzer Dauer ist, dass sie anschließend zurückkommen und nirgendwo anders hingehen sollen."

    Also zahlte er die Krankenversicherung weiter. Larry Shank hat sie mittlerweile alle wieder einstellen können, seine Facharbeiter. Und er bekommt aus seinem Kundenkreis neuerdings immer wieder das Signal: Es tut sich etwas wirtschaftlich, wir bekommen wieder mehr Aufträge. Das hilft seinem hoch spezialisierten Unternehmen. Aber Larry Shank weiß, dass die Probleme der Wirtschaftsstruktur in Elkhart damit noch lange nicht gelöst sind.

    "General Motors, Ford - diese Größenordnung beispielsweise wäre keine Zukunft für uns. Dann ist man schnell wieder in einer Situation, die für viele Städte in den USA typisch ist: Es gibt nur einen Arbeitgeber. Und wenn der Schwierigkeiten hat, dann hat die ganze Stadt Probleme. Das andere Modell wäre eben eine Ansammlung von kleinen Unternehmen, die sehr spezielle, smarte Dinge anbieten."

    Hightech-Betriebe machen gerade mal knapp fünf Prozent der Industriestruktur von Elkhart aus. Deshalb arbeitet Larry Shank gemeinsam mit Bürgermeister Moore und Dorinda Heiden-Guss von der Wirtschaftsförderung an der Zukunft. Sie beraten sich mit den umliegenden Schulen und Universitäten. Sie sind froh, dass der Bundesstaat Indiana Geld für Weiterbildungskurse bereitstellt. Sie haben gute Industriegebiete, gute Transportwege und sie haben arbeitswillige Menschen. Nur: Diesen Arbeitern fehlen die Fähigkeiten, die in Hightech-Firmen gefragt sind. Dorinda Heiden-Guss bemüht sich jeden Tag darum, neue Firmen nach Elkhart zu holen. Bisher mit wenig Erfolg - wer investiert jetzt schon? Trotzdem schicken sie Leute in die Fortbildungen:

    "Wir fürchten, dass wir alle diese Fortbildungen hier für die Leute machen - und dann gehen sie woanders hin. Da passen wir sehr auf. Gleichzeitig hören wir, dass die Arbeiter darauf warten, dass die Wohnmobil-Industrie wieder zurückkommt. Das ist fast eine Realitätsverweigerung."

    Denn die Prognose ist: Die Wohnmobil-Industrie wird nach der Krise bestenfalls zum Teil wieder ins Rollen kommen. Dennoch: Elkhart kämpft. Die Arbeitslosen gegen die Angst und gegen den Frust. Sie wollen sich ihren Optimismus bewahren, durchhalten, aktiv sein.

    Der Bürgermeister kämpft um den Standort Elkhart. "Wir kommen da raus", sagt er. Und Dorinda Heiden-Guss von der Wirtschaftsförderung strahlt Optimismus und Kompetenz aus. Nicht nur, weil sie dafür bezahlt wird. Wie sieht die Wirtschaft in Elkhart in zwei Jahren aus?

    "Vermutlich gut und brummend!"

    Ortswechsel: 260 Meilen südöstlich liegt die Stadt Wilmington, im Bundesstaat Ohio. Etwa 12.000 Menschen wohnen hier. Und fast alle leben von einem Unternehmen: DHL World Wide Express. Ein Transportkonzern, Tochterfirma der Deutsche Post AG. DHL übernahm vor fünf Jahren den privaten Flughafen von Wilmington, und baute das dortige Luftfrachtzentrum aus. Tausende Arbeitsplätze entstanden, die Stadt war begeistert. Dann, am 10. November 2008, fällt der Hammer. Im Büro von Bürgermeister David Raizk steht seitdem eine gerahmte Titelseite der Lokalzeitung vom Tag darauf: "DHL streicht 9.500 Arbeitsplätze!"

    "Das war eine große Enttäuschung, aber für uns hier war es nicht mehr der große Schock."

    Bürgermeister Raizk meint damit: Schon seit Monaten hatte es Gerüchte gegeben: DHL hat sich verhoben, der Konzern hat den nordamerikanischen Markt für Luftfracht falsch eingeschätzt und verliert Milliarden. Aber kaum jemand hatte damit gerechnet, dass sich DHL ganz aus dem Geschäft verabschieden wird.

    Draußen am Flughafen von Wilmington hat DHL jetzt ein "Übergangszentrum" für die ehemaligen Mitarbeiter eingerichtet. In der leeren Fabrikhalle bieten sie Computerkurse an, Beratungen für Bewerbungsgespräche, und wie man sich richtig dafür anzieht.

    Dan Clarksson hat alle diese Kurse besucht. Er war vor dreieinhalb Jahren nach Wilmington gezogen - wegen DHL. Und jetzt hat er ein Haus dort, aber keine Arbeit mehr:

    "Eine Enttäuschung. Es geht einfach darum: Niemals aufgeben!"

    Dan Clarkson ist 54 Jahre alt. Er sitzt vor dem Computer-Bildschirm, sucht nach Stellenanzeigen. Clarkson hatte grundlegende Computerkenntnisse, jetzt sind sie noch etwas breiter geworden. Und er hat den Kurs "Mit weniger Geld leben" besucht - denn das ist genau das, was Dan Clarksson und viele andere jetzt müssen. Clarksson bekommt Arbeitslosengeld:

    "Das reicht noch bis Mitte April. Danach lebe ich von meiner Frau!"

    Das ist ihm sichtlich unangenehm, deshalb fahndet er nach einem neuen Arbeitsplatz. Im Internet, mit Hilfe der Experten vom Übergangszentrum. Er hat gerade ein Bewerbungsgespräch gehabt und nahm den Eindruck mit, dass es ganz gut gelaufen ist:

    "Sie wollen sich telefonisch oder per E-Mail melden. Jetzt muss ich abwarten. Und suche weiter per Computer. Und noch etwas habe ich gemacht: Ich bin einfach in Cincinnati herumgefahren, durch die Gewerbegebiete dort. Ich habe mir die Firmennamen aufgeschrieben, gebe sie dann in den PC ein und schaue, ob die Leute suchen."

    Clarksson wirkt gefasst. Er weiß, dass er mit 54 Jahren schnell zum "alten Eisen" sortiert werden könnte. Im Kurs über Bewerbungsgespräche hat er gelernt, seine Fähigkeiten in den Vordergrund zu stellen. Clarksson bemüht sich, er sucht und er hofft.

    Bisher hat DHL mehr als 4000 Menschen entlassen, die anderen halten erstmal den Betrieb aufrecht. Wilmington lebt von DHL und weiß nicht, was danach kommt. Rechtsanwälte, Ärzte, Ladenbesitzer und der einzige Buchladen am Ort - sie alle leben mit der Befürchtung, dass Wilmington zur Geisterstadt wird, wenn DHL wirklich komplett zumacht und kein neuer Groß-Investor nachkommt.

    Marla Stewards Buchladen ist ein Treffpunkt: In dem kleinen Cafe neben den Bücherregalen trafen sich die Aktivisten der Bürgerinitiative "Rettet die Arbeitsplätze".

    Den Kaffee gibt es noch, die Bürgerinitiative ist aufgelöst, sie sehen keine Chance mehr. Marla Steward versucht, etwas zusätzliches Geschäft per Internethandel zu machen. Und wie viele andere in Wilmington schaut sie darauf, was der Bürgermeister und die Stadtverwaltung unternehmen. Hat sie Vertrauen in deren Fähigkeiten?

    "Gute Frage! Ich würde gerne 'Ja' sagen. Ich möchte dieses Vertrauen zurück haben, dass sie die richtigen Entscheidungen treffen. Allerdings: Mir scheint, dass sie sich ganz darauf konzentrieren, den Flughafen von DHL zurück zu bekommen. Ich frage mich, warum sollte DHL ihn zurückgeben? Wenn sie Mieter für die Anlagen dort finden, warum sollte DHL dieses Geld nicht verdienen wollen? Insofern: Ich weiß nicht, wo das die Stadt hinführt."

    Marla und ihr Mann Dan bekommen Tipps und Schulungen von einem "Beratungszentrum für Kleinunternehmen", das vom Bundesstaat Ohio eingerichtet wurde.

    Ein paar Schritte entfernt vom Buchladen der Stewards, an Wilmingtons Hauptstrasse, gibt es ein weiteres "Übergangszentrum", in dem Arbeitslose am Computer und für Bewerbungsgespräche geschult werden.

    Von hier aus ist es auch nur ein kurzer Weg zum Rathaus. Bürgermeister David Raizk, seine Stadträte und eine Arbeitsgruppe sitzen dort, um die Zukunft der Stadt zu entwerfen. Raizk sucht Investoren, Firmen, die nach Wilmington kommen wollen:

    "Es ist so entscheidend, dass wir versuchen neue Entwicklungsmöglichkeiten, neue Arbeitsplätze herzubringen. Aber es ist Träumerei. Momentan sparen alle. Autofirmen - was auch immer."

    Und was ist mit dem Konjunkturpaket der Obama-Regierung? Kann Wilmington davon profitieren?

    David Raizk scheint nicht recht an einen Geldsegen aus der Hauptstadt zu glauben. Eine konkrete Liste mit Projekten, die hat er nicht parat. Und überhaupt:

    "Das Problem mit dem Konjunkturpaket ist: Wir haben keine Zeit wirklich zu überlegen: Also wenn wir soundsoviel Geld bekämen, was könnten wir damit tun. Sie wollen das Geld so schnell ausgeben. Sie wollen, dass alles ganz schnell geht. Wenn es keine vorbereiteten Projekte gibt, dann müssen welche her, die sich ganz schnell planen lassen."

    Im Rathaus von Wilmington denkt Bürgermeister David Raizk über exakt die gleichen Fragen nach wie sein Kollege in Elkhart, Bundesstaat Indiana: Wohin soll die Reise für ihre Wirtschaftsstandorte gehen?

    Diversifizierung. Zukunftstechnologien. Umweltfreundliche Wirtschaft. Das sind die Formulierungen, die zur Zeit Konjunktur haben in den USA. Auch bei Bürgermeister Dick Moore in Elkhart.

    "Wir haben eine einsatzbereite und fähige Arbeiterschaft. Investoren sollen herkommen, uns anschauen und sagen, was für Anreize sie noch brauchen - wir reden mit ihnen."

    Beide Städte haben einen entscheidenden Nachteil: Ihre Arbeiterschaft ist für umweltfreundliche, hoch technisierte Zukunftsbetriebe nicht ausgebildet. Beide hoffen allerdings, dass sich das nachholen lässt. Und sie setzen auf ihre Leute, die sich vor allem durch eines auszeichnen: Sie wollen arbeiten, sie wollen dazu lernen, sie wollen sich reinknien. Ihr Pech ist: Bisher gibt es für Elkhart und Wilmington kaum Firmen, die davon profitieren wollen.