Merlin Guy telefoniert mit seiner Schwester Jeanne. Das Handy hat ihm eine spanische Hilfsorganisation geliehen. Er steht vor dem überfüllten Aufnahmelager in Melilla. Der mit Nato-Draht bestückte Grenzzaun, der die spanische Exklave an der nordmarokkanischen Küste vom Rest Afrikas trennt, ist keine 100 Meter entfernt. Aber der 28-jährige Kameruner strahlt. Als er auflegt, sagt er:
"Ich freue mich so. Ich habe seit acht Monaten keinen Kontakt mehr mit ihnen gehabt, sie wussten nicht einmal, ob ich tot bin, oder noch lebe."
Merlin Guys langer Marsch von Kamerun nach Europa hat zwei Jahre gedauert. Vorgestern ist er endlich angekommen. Gemeinsam mit 700 anderen Schwarzafrikanern hat er so lange am sechs Meter hohen Grenzzaun Melillas gerüttelt, bis dieser nachgab. Er ist einer von 350, die an diesem Tag durchkamen. Über Nigeria und Niger kam er nach Algerien. Er musste die Wüste zu Fuß durchqueren, weil die algerische Polizei den Schwarzafrikanern verbot, Busse zu benutzen, erzählt er. Mit ihm kam auch Felix Akah, der seine Heimat Kamerun schon vor drei Jahren verließ. Er erzählt:
"Zwei Monate waren wir in den Bergen vor Melilla. Aber dann griff mich die Polizei wieder auf. Sie nahm mir mein ganzes Geld ab, und alles, was ich am Körper trug und brachten mich zurück nach Algerein. Dort arbeitete ich über ein Jahr lang, bis ich genug Geld hatte, um wieder über die Grenze zu kommen. In Algerien hatten wir wenigstens kleine Jobs, in Marokko durften wir uns dagegen nicht mal in den Dörfern blicken lassen. Ich kam wieder in die Berge vor Melilla. Als ich über die Grenze wollte, schoss ein marokkanischer Polizist auf mich. Ein deutscher Arzt behandelte mich schließlich im Wald. Wir nannten ihn alle nur Doktor. Erst jetzt konnte ich es wieder versuchen. Ich hatte Glück, ich habe es geschafft."
Akah weiß, als Kameruner wird er nicht ausgewiesen werden können. Die spanische Armee hat ihm ein T-Shirt, eine Jogginghose und Turnschuhen gegeben, er konnte sich duschen, essen und erstmals seit langem in dem mit 1.200 Menschen vollkommen überfüllten Aufnahmelager ohne Angst schlafen. Warum sich die Spanier einerseits mit messerscharfem Nato-Draht, Bewegungsmeldern und Nachtsichtgeräten vor den Afrikanern schützen, Polizisten mit Gummigeschossen auf sie schießen, sobald sie die Zäune stürmen, und ihnen dann zu essen geben kann er sich nicht erklären:
"Ich denke, sie wollen sehen, ob wir wirklich nach Europa wollen. Man kann die Grenze auch nicht einfach auf machen und jeden rein lassen, der keine guten Gründe hat. Sie wollen sehen, ob Du wirklich stark genug bist, die Grenze überwinden kannst, um dann hier zu leben und zu arbeiten. Es ist wirklich nicht einfach. Sonst käme jeder und würde nichts arbeiten. So sehe ich das."
Auch die Aufstockung des Zaunes auf sechs Meter und selbst ein dritter Zaun, den die spanische Regierung inzwischen ankündigt, werden an der Entschlossenheit der Armutsflüchtlinge nichts ändern. In den Bergen da drüben seien immer noch sehr, sehr viele, die nach Europa wollten, versichert Felix Akah. Er selbst möchte am liebsten in Europa als Elektriker arbeiten. Er habe in einem Kraftwerk gearbeitet, bevor es ein US-amerikanischer Konzern gekauft, und ihn entlassen habe, erzählt er. Die Spanier in Melilla regieren auf den Ansturm auf ihre Stadt erstaunlich gelassen. Zäune helfen nichts, sagen dort viele. Ana Jiménez von der örtlichen Hilfsorganisation "Melilla nimmt auf” meint:
"Die Situation in diesen Ländern wird immer schlimmer, die Armut nimmt immer weiter zu. Neue und höhere Zäune halten niemanden davon ab, hierher zu kommen. Diese Leute ziehen vor, an der Grenze zu sterben, als weiter in ihren Ländern zu leben. Wir brauchen eine Einwanderungspolitik, die ihnen ermöglicht, legal hierher zu kommen, einige Jahre zu arbeiten, und dann wieder zurückkehren. Dann würde das nicht passieren. Aber statt dessen wird es immer schwieriger, Visa oder Arbeitsgenehmigungen zu bekommen. Das ist nicht die richtige Politik."
"Ich freue mich so. Ich habe seit acht Monaten keinen Kontakt mehr mit ihnen gehabt, sie wussten nicht einmal, ob ich tot bin, oder noch lebe."
Merlin Guys langer Marsch von Kamerun nach Europa hat zwei Jahre gedauert. Vorgestern ist er endlich angekommen. Gemeinsam mit 700 anderen Schwarzafrikanern hat er so lange am sechs Meter hohen Grenzzaun Melillas gerüttelt, bis dieser nachgab. Er ist einer von 350, die an diesem Tag durchkamen. Über Nigeria und Niger kam er nach Algerien. Er musste die Wüste zu Fuß durchqueren, weil die algerische Polizei den Schwarzafrikanern verbot, Busse zu benutzen, erzählt er. Mit ihm kam auch Felix Akah, der seine Heimat Kamerun schon vor drei Jahren verließ. Er erzählt:
"Zwei Monate waren wir in den Bergen vor Melilla. Aber dann griff mich die Polizei wieder auf. Sie nahm mir mein ganzes Geld ab, und alles, was ich am Körper trug und brachten mich zurück nach Algerein. Dort arbeitete ich über ein Jahr lang, bis ich genug Geld hatte, um wieder über die Grenze zu kommen. In Algerien hatten wir wenigstens kleine Jobs, in Marokko durften wir uns dagegen nicht mal in den Dörfern blicken lassen. Ich kam wieder in die Berge vor Melilla. Als ich über die Grenze wollte, schoss ein marokkanischer Polizist auf mich. Ein deutscher Arzt behandelte mich schließlich im Wald. Wir nannten ihn alle nur Doktor. Erst jetzt konnte ich es wieder versuchen. Ich hatte Glück, ich habe es geschafft."
Akah weiß, als Kameruner wird er nicht ausgewiesen werden können. Die spanische Armee hat ihm ein T-Shirt, eine Jogginghose und Turnschuhen gegeben, er konnte sich duschen, essen und erstmals seit langem in dem mit 1.200 Menschen vollkommen überfüllten Aufnahmelager ohne Angst schlafen. Warum sich die Spanier einerseits mit messerscharfem Nato-Draht, Bewegungsmeldern und Nachtsichtgeräten vor den Afrikanern schützen, Polizisten mit Gummigeschossen auf sie schießen, sobald sie die Zäune stürmen, und ihnen dann zu essen geben kann er sich nicht erklären:
"Ich denke, sie wollen sehen, ob wir wirklich nach Europa wollen. Man kann die Grenze auch nicht einfach auf machen und jeden rein lassen, der keine guten Gründe hat. Sie wollen sehen, ob Du wirklich stark genug bist, die Grenze überwinden kannst, um dann hier zu leben und zu arbeiten. Es ist wirklich nicht einfach. Sonst käme jeder und würde nichts arbeiten. So sehe ich das."
Auch die Aufstockung des Zaunes auf sechs Meter und selbst ein dritter Zaun, den die spanische Regierung inzwischen ankündigt, werden an der Entschlossenheit der Armutsflüchtlinge nichts ändern. In den Bergen da drüben seien immer noch sehr, sehr viele, die nach Europa wollten, versichert Felix Akah. Er selbst möchte am liebsten in Europa als Elektriker arbeiten. Er habe in einem Kraftwerk gearbeitet, bevor es ein US-amerikanischer Konzern gekauft, und ihn entlassen habe, erzählt er. Die Spanier in Melilla regieren auf den Ansturm auf ihre Stadt erstaunlich gelassen. Zäune helfen nichts, sagen dort viele. Ana Jiménez von der örtlichen Hilfsorganisation "Melilla nimmt auf” meint:
"Die Situation in diesen Ländern wird immer schlimmer, die Armut nimmt immer weiter zu. Neue und höhere Zäune halten niemanden davon ab, hierher zu kommen. Diese Leute ziehen vor, an der Grenze zu sterben, als weiter in ihren Ländern zu leben. Wir brauchen eine Einwanderungspolitik, die ihnen ermöglicht, legal hierher zu kommen, einige Jahre zu arbeiten, und dann wieder zurückkehren. Dann würde das nicht passieren. Aber statt dessen wird es immer schwieriger, Visa oder Arbeitsgenehmigungen zu bekommen. Das ist nicht die richtige Politik."