Man muss bedenken, dass in Deutschland 80 Prozent aller Gewebeproben, die Frauen aus der Brust entnommen werden, keinen Krebs enthalten. Und es muss gefragt werden, ob man diese Rate, die in anderen Ländern anders liegt, in Holland zum Beispiel nur 50 Prozent, ob das ethisch ist, dass man in Deutschland 30 Prozent mehr Frauen einer offenen Gewebeentnahme zuführt. Also ich denke, dass die Zahl unnötiger operativer Gewebeentnahmen aus der Brust in Deutschland drastisch zu senken ist.
Eine harsche Kritik, die Prof. Alfred Böcking, Leiter der Cytopathologie der Uni Düsseldorf, an der bisherigen medizinischen Praxis übt. Denn es gibt längst schonende Methoden zur Krebsfrüherkennung, bei denen die operative Entfernung des Tumor-verdächtigen Gewebes nicht mehr erforderlich ist. Eines dieser Verfahren hat Böcking maßgeblich mitentwickelt. Dabei wird nicht das Gewebe aus dem Tumor benötigt, sondern nur eine kleine Menge an Zellen, die mit einer ganz feinen Nadel - und meist nur unter örtlicher Betäubung - aus dem krebsverdächtigen Knoten herausgezogen wird. Um auch kleinste Tumoren genau zu treffen, muss die Zell-Entnahme per Röntgen- oder Ultraschall millimetergenau gesteuert werden. Die zu untersuchenden Zellen kommen dann auf einen Objektträger, werden im Labor eingefärbt und anschließend unter dem Mikroskop begutachtet.
In etwa 95 Prozent der Fälle kann man bereits am Mikroskop eindeutig sagen, das ist kein Krebs oder es ist ein Krebs.
Und wo es keine eindeutigen Ergebnisse gibt, hilft die so genannte DNA-Zytometrie weiter. Mit dieser computergestützten Bild-Analyse werden aus der gleichen Zell-Probe die Zellkerne genau untersucht.
Die Zellkerne ändern sich schon bevor sie richtig als Tumorzellkerne zu erkennen sind. - ändern ihre Form, Größe und Anfärbbarkeit. Diese sogenannten Vorstadien konnte man bisher nicht weiter auflösen. Aber durch die Messung der Menge an Erbsubstanz in diesen verdächtigen Zellen kamm man schon Monate bis Jahre vorher die Diagnose Krebs treffen, ...
...um rechtzeitig eine gezielte Behandlung einzuleiten. Fazit: Diese Methode der cytologischen Krebsfrüherkennung ist für Patienten äußerst schonend, weil sie ambulant durchgeführt werden kann, weil es keine Blutungen, keine Schmerzen und keine Infektionen gibt. Sie ist im Ergebnis genau so sicher wie konventionelle Verfahren. Und sie kann - bei Verdacht auf Krebs - auch bei der Untersuchung innerer Organe eingesetzt werden, erklärt der Düsseldorfer Mediziner.
Zum Beispiel bei der Schilddrüse solle die Cytologie nur die Weiche Stellen: wird operiert oder wird nicht operiert? Da muss sie sehr empfindlich sein, um beim geringsten Verdacht den Patienten dem Chirurgen zuweisen. Aber selbst das führt dazu, dass man auf etwa 80 Prozent der Operationen verzichten kann, bei gleicher Findungsrate von Krebs.
Und bei der Früherkennung von Prostatakrebs könnten mit der Zell-Diagnostik 18 Prozent der bisherigen Operationen verhindert werden, betont Alfred Böcking. Eine Ansicht, die Prof. Rolf Ackermann, Chef der Urologie an der Düsseldorfer Uni-Klinik, nicht unbedingt teilt. Er bevorzugt weiterhin eine Gewebeentnahme aus Knoten in der Prostata. Beim Blasenkrebs hat er keinen Bedenken, die cytologische Diagnostik einzusetzen. Hier werden Zellen untersucht, die von der Blasenschleimhaut und von einem Tumor ständig in den Urin gelangen. Gerade besonders aggressive Tumoren können so entdeckt werden, erklärt Ackermann.
Bei diesen Geschwülsten sehen sie kein Tumorwachstum, wenn sie mit dem Blasenspiegel in die Blase hineinschauen. Sie sehen nur eine Rötung der Schleimhaut, ohne dass eine Geschwulst erkennbar ist. Gleichwohl liegt ein ganz aggressiver Tumor vor. Die Diagnose dieser Geschwulst wird nur durch eine cytologische Untersuchung gestellt. Und diese Geschwulste, die werden nicht operiert. Sondern die werden medikamentös durch Instillation von Medikamenten in die Blase behandelt. Und die Cytologie liefert dann die Information, ob die Therapie effektiv war oder ob wir es mit einem Versagen der Therapie zu tun haben.
Präzise Diagnose und Kontrolle der Therapie: das leistet die cytopathologische Krebsdiagnostik auch bei Tumor-verdächtigen Veränderungen im Mund sowie an der Hornhaut und an der Schleimhaut der Augen. Mit einer kleinen Bürste, wie sich auch bei der Früherkennung von Gebärmuttelhals-Krebs eingesetzt wird, trägt der Zahnarzt die oberste Zellschicht in der betroffenen Region vorsichtig ab. Kommentar einer Patientin:
Das ist nur son leichtes Kitzeln, als wenn man mit ner Zahnbürste über die Zunge geht. Das ist unangenehmer mit ner Zahnbürste, wie dieses Bürstchen.
Und auch hier das Ergebnis: unnötige Operationen werden vermieden.
Ich weiß vom Mund: Nur 13 Prozent aller Gewebeproben enthalten Krebs. 87 Prozent enthalten keinen Krebs.
Bis sich die schonende Zell-Diagnostik zur Krebsfrüherkennung allgemein durchsetzen wird, ist indes noch viel Überzeugungsarbeit bei Medizinern zu leisten. An die Patienten appelliert Prof. Alfred Böcking, ihren Arzt auf das schonende Verfahren der Zellennahme mit Bürsten oder feinen Nadeln anzusprechen.
Weitere Informationen: Prof. Alfred Böcking, Institut für Cytopathologie Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf Moorenstraße 5 40225 Düsseldorf Tel: 0211-811 8402 E-Mail: Boecking@uni-duesseldorf.de
Beitrag: Sanfte Krebsfrüherkennung
020625-krebs.ram
Link: Prof. Alfred Böcking, Institut für Cytopathologie,
Eine harsche Kritik, die Prof. Alfred Böcking, Leiter der Cytopathologie der Uni Düsseldorf, an der bisherigen medizinischen Praxis übt. Denn es gibt längst schonende Methoden zur Krebsfrüherkennung, bei denen die operative Entfernung des Tumor-verdächtigen Gewebes nicht mehr erforderlich ist. Eines dieser Verfahren hat Böcking maßgeblich mitentwickelt. Dabei wird nicht das Gewebe aus dem Tumor benötigt, sondern nur eine kleine Menge an Zellen, die mit einer ganz feinen Nadel - und meist nur unter örtlicher Betäubung - aus dem krebsverdächtigen Knoten herausgezogen wird. Um auch kleinste Tumoren genau zu treffen, muss die Zell-Entnahme per Röntgen- oder Ultraschall millimetergenau gesteuert werden. Die zu untersuchenden Zellen kommen dann auf einen Objektträger, werden im Labor eingefärbt und anschließend unter dem Mikroskop begutachtet.
In etwa 95 Prozent der Fälle kann man bereits am Mikroskop eindeutig sagen, das ist kein Krebs oder es ist ein Krebs.
Und wo es keine eindeutigen Ergebnisse gibt, hilft die so genannte DNA-Zytometrie weiter. Mit dieser computergestützten Bild-Analyse werden aus der gleichen Zell-Probe die Zellkerne genau untersucht.
Die Zellkerne ändern sich schon bevor sie richtig als Tumorzellkerne zu erkennen sind. - ändern ihre Form, Größe und Anfärbbarkeit. Diese sogenannten Vorstadien konnte man bisher nicht weiter auflösen. Aber durch die Messung der Menge an Erbsubstanz in diesen verdächtigen Zellen kamm man schon Monate bis Jahre vorher die Diagnose Krebs treffen, ...
...um rechtzeitig eine gezielte Behandlung einzuleiten. Fazit: Diese Methode der cytologischen Krebsfrüherkennung ist für Patienten äußerst schonend, weil sie ambulant durchgeführt werden kann, weil es keine Blutungen, keine Schmerzen und keine Infektionen gibt. Sie ist im Ergebnis genau so sicher wie konventionelle Verfahren. Und sie kann - bei Verdacht auf Krebs - auch bei der Untersuchung innerer Organe eingesetzt werden, erklärt der Düsseldorfer Mediziner.
Zum Beispiel bei der Schilddrüse solle die Cytologie nur die Weiche Stellen: wird operiert oder wird nicht operiert? Da muss sie sehr empfindlich sein, um beim geringsten Verdacht den Patienten dem Chirurgen zuweisen. Aber selbst das führt dazu, dass man auf etwa 80 Prozent der Operationen verzichten kann, bei gleicher Findungsrate von Krebs.
Und bei der Früherkennung von Prostatakrebs könnten mit der Zell-Diagnostik 18 Prozent der bisherigen Operationen verhindert werden, betont Alfred Böcking. Eine Ansicht, die Prof. Rolf Ackermann, Chef der Urologie an der Düsseldorfer Uni-Klinik, nicht unbedingt teilt. Er bevorzugt weiterhin eine Gewebeentnahme aus Knoten in der Prostata. Beim Blasenkrebs hat er keinen Bedenken, die cytologische Diagnostik einzusetzen. Hier werden Zellen untersucht, die von der Blasenschleimhaut und von einem Tumor ständig in den Urin gelangen. Gerade besonders aggressive Tumoren können so entdeckt werden, erklärt Ackermann.
Bei diesen Geschwülsten sehen sie kein Tumorwachstum, wenn sie mit dem Blasenspiegel in die Blase hineinschauen. Sie sehen nur eine Rötung der Schleimhaut, ohne dass eine Geschwulst erkennbar ist. Gleichwohl liegt ein ganz aggressiver Tumor vor. Die Diagnose dieser Geschwulst wird nur durch eine cytologische Untersuchung gestellt. Und diese Geschwulste, die werden nicht operiert. Sondern die werden medikamentös durch Instillation von Medikamenten in die Blase behandelt. Und die Cytologie liefert dann die Information, ob die Therapie effektiv war oder ob wir es mit einem Versagen der Therapie zu tun haben.
Präzise Diagnose und Kontrolle der Therapie: das leistet die cytopathologische Krebsdiagnostik auch bei Tumor-verdächtigen Veränderungen im Mund sowie an der Hornhaut und an der Schleimhaut der Augen. Mit einer kleinen Bürste, wie sich auch bei der Früherkennung von Gebärmuttelhals-Krebs eingesetzt wird, trägt der Zahnarzt die oberste Zellschicht in der betroffenen Region vorsichtig ab. Kommentar einer Patientin:
Das ist nur son leichtes Kitzeln, als wenn man mit ner Zahnbürste über die Zunge geht. Das ist unangenehmer mit ner Zahnbürste, wie dieses Bürstchen.
Und auch hier das Ergebnis: unnötige Operationen werden vermieden.
Ich weiß vom Mund: Nur 13 Prozent aller Gewebeproben enthalten Krebs. 87 Prozent enthalten keinen Krebs.
Bis sich die schonende Zell-Diagnostik zur Krebsfrüherkennung allgemein durchsetzen wird, ist indes noch viel Überzeugungsarbeit bei Medizinern zu leisten. An die Patienten appelliert Prof. Alfred Böcking, ihren Arzt auf das schonende Verfahren der Zellennahme mit Bürsten oder feinen Nadeln anzusprechen.
Weitere Informationen: Prof. Alfred Böcking, Institut für Cytopathologie Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf Moorenstraße 5 40225 Düsseldorf Tel: 0211-811 8402 E-Mail: Boecking@uni-duesseldorf.de
Beitrag: Sanfte Krebsfrüherkennung
020625-krebs.ram
Link: Prof. Alfred Böcking, Institut für Cytopathologie,