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Mitarbeiter verzweifelt gesucht

Im Ingenieurswesen und im IT-Bereich gibt es viele offene Stellen und wenig Bewerber. Die Folge: Vor allem kleine und mittelständische Unternehmen suchen verzweifelt nach Mitarbeitern. Sie müssen sich nun etwas einfallen lassen, wie sie an neue Mitarbeiter kommen und dabei noch bestimmte Regeln beachten. Doch das Schreiben von Stellenanzeigen ist gar nicht so einfach.

Von Stephanie Grimme |
    "Mein Name ist Bodo Fritsche, ich bin Geschäftsführer eines kleineren, mittelständischen Software-Unternehmens in der IT-Branche zur Einführung von Produktion und Logistik. Wir suchen seit einiger Zeit eine Verstärkung für unser Team, einen Mitarbeiter oder eine Mitarbeiterin, die unser Beratungsteam bei der Einführung dieser Lösungen unterstützt. "

    Bodo Fritsche von der Dortmunder Firma SCM Solutions hat zu diesem Zweck eine Anzeige geschaltet. Aber die erwartete Bewerberflut blieb aus. Nach Wochen trudelten gerade einmal drei Bewerbungen ein. Von Interessenten, die aber überhaupt nicht den Anforderungen entsprachen. Erheblich schneller war die Reaktion der Agentur für Arbeit, die Bodo Fritsche als nächstes einschaltete. Allerdings nicht bei der Vermittlung von Bewerbern, sondern mit einem Tadel.

    "Nachdem wir unsere Ausschreibung übergeben haben, kam am nächsten Tag ein doch sehr ärgerlicher Anruf, wir hätten mit unsere Anzeige eine Diffamierung ausgesprochen nämlich weil wir für nicht-hochschulqualifizierte Bewerber eine mindestens dreijährige Berufserfahrung wünschen und für diese dreijährige Berufserfahrung haben wir einen entsprechenden Verweis bekommen. "

    Berufsanfänger würden durch diese Stellenausschreibung diskriminiert, so die Dortmunder Agentur für Arbeit. Andere Experten sehen das zwar nicht so eng, aber in der Tat gibt es mittlerweile viele Formulierungen, die üblich aber gesetzeswidrig sind. Christopher Meier von der Regionaldirektion NRW der Agentur für Arbeit nennt Beispiele:

    "Für unser junges dynamisches Team suchen wir neue Mitarbeiter. Genauso Formulierungen, wie akzentfreies Deutsch, damit sind alle Personen mit Migrationshintergrund diskriminiert. Die Frage nach Geschlecht oder Alter sollte man nicht mehr schreiben, um da vor dem Hintergrund des AGGs keine Probleme zu bekommen. "

    Das AGG ist das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz. Demnach dürfen bei Stellenanzeigen und Einstellungen das Alter, das Geschlecht und die Herkunft keine Auswahlkriterien sein. Außer diese Eigenschaften sind für die Stelle zwingend erforderlich. Das Gesetz gilt seit einem Jahr (1.8.2006 in Kraft getreten). Seitdem müssen Arbeitgeber sehr genau auf ihre Wortwahl achten. Bei Stellenanzeigen, genauso wie bei Einstellungsgesprächen und Ablehnungen.

    "Es gibt einen aktuellen Fall, wo eine Fluggesellschaft eine Rückmeldung für eine nicht eingestellte Bewerberin gegeben hat, wo gesagt worden ist, Bewerber ab 45 haben einen erhöhten Krankenstand. Diese Aussage ist gegenüber der Bewerberin getroffen worden und damit hat sie eine Handhabe gegenüber dem Unternehmen und hat dieses positiv vor dem Gericht durchgesetzt. "

    Neben sorgfältigen Formulierungen in den Anzeigen müssen Unternehmen aber auch zunehmend engagiert sein, um an geeignetes Personal zu kommen, sagt Christopher Meier. Stellenanzeigen müssen auf mehreren Wegen geschaltet werden: Am besten auf Internet-Portalen, in Zeitungen und in Fachzeitschriften. Ebenfalls sollte die Agentur für Arbeit eingeschaltet werden. Zudem müssten die Firmen flexibler sein. Das betrifft die Bezahlung ebenso wie Abstriche bei Qualifikationen und Anforderungen hinzunehmen.

    "Indem sie halt nicht nur den jungen dynamischen 20jährigen mit fünf Jahren Berufserfahrung nimmt, sondern vielleicht auch mal einen etwas älteren und den dann noch mit Unterstützung der Bundesagentur für Arbeit intern qualifiziert, quasi on the job "

    Auch ungelernte Kräfte könnten angelernt werden. Dafür gibt es auch Unterstützung von den Arbeitsagenturen. Am besten sollten die Unternehmen ihre Mitarbeiter aber frühzeitig selber aus- oder weiterbilden. Oder man macht es wie die Dortmunder Firma SCM Solutions. Sie wendet sich nun an Universitäten und versucht Studierende für sich zu gewinnen.

    "Wir versuchen jetzt kurz vor dem Abschluss stehende Hochschulabsolventen schon mal heran zu ziehen, um sie dann doch selber zu qualifizieren. "

    Dieser Weg aber, so Bodo Fritsche, ist natürlich langfristig. Für die kurzfristige Einstellung neuer Mitarbeiter, hofft SCM Solutions weiterhin auf Bewerber.