Theateraufführungen aus fernen Ländern haben eigene Gesetze. Da können Schauspieler mit den Augen rollen, alles, was sie sagen, gestisch untermalen und hemmungslos pathetisch deklamieren. Meistens jubelt das Publikum am Schluss, als hätte es eine Offenbarung erlebt. Wenn ein deutsches Stadttheater eine ähnliche Aufführung böte, erntete es höchstens ein Schmunzeln. Doch wenn Ensembles aus dem Iran, Irak oder Afrika zu Besuch sind, suchen die Zuschauer nach Authentizität. Sie wollen keine überraschende Klassikerinterpretation, keinen ästhetischen Impuls, sondern goutieren gerade, dass die Ausstattung oft sehr einfach, die Art des Spielens direkter, emotionaler, für unsere Sehgewohnheiten naiver ist.
Dominiert beim Ansehen dieser Aufführungen ein ethnologischer Blick? Ein mit Vorsicht zu genießendes Mitgefühl á la "Mein Gott, ihr habt es ja so schwer, und trotzdem macht ihr noch Theater"? Zumindest spielen diese Gedanken eine große Rolle. Denn meistens sind die Gespräche rund herum interessanter als die Stücke, die Begegnungen mit Menschen, die gleichzeitig ums Überleben und mit der Zensur kämpfen, die oft mit anspruchslosen Fernsehrollen ihr Geld verdienen und künstlerische Erfüllung im Theater suchen. In den besten Fällen erfährt man so etwas über das Leben in diesen Ländern, das journalistische Reportagen nicht liefern können. Konzentrierte Einblicke durch die Augen der Künstler.
Doch zu solchen Begegnungen muss es erstmal kommen. Die Festivalreihe "Theaterlandschaften" des Theaters an der Ruhr in Mülheim erfüllt diesen Anspruch vorbildlich. Im Foyer wird gemeinsam gegessen und gefeiert, jeder kann dabei sein. Hier entsteht wirklich Festivalstimmung, ein Austausch, geprägt von Neugierde und Herzlichkeit. Debatten und Reflexionen spielen auch im Festivalprogramm eine große Rolle. Ähnliches gilt für Veranstaltungsreihen im Berliner Hebbel am Ufer. Dort läuft Mitte bis Ende September das Festival "Performing South Africa", das neben den Aufführungen Vorträge, Ausstellungen und Diskussionen bietet.
Ganz anders verhält es sich mit dem Boom des niederländischen und belgischen Theaters in Deutschland. Dort gibt es ein anderes Theatersystem, keine Stadttheater, sondern Kompagnien, die weniger Aufführungen produzieren, sich dafür aber mehr Zeit lassen und mit ihren Stücken durch verschiedene Städte touren. Im freien Theater gelten diese Gruppen längst als Vorbilder, auch deutsche Ensembles sollen internationale Koproduktionspartner finden und auf Tournee gehen. Deshalb zeigen fast alle Off-Festivals Gastspiele aus den europäischen Nachbarländern, verbunden mit Diskussionsrunden, die fit machen sollen für das Arbeiten über die Grenzen hinweg. Das Problem ist nur: So einem globalisierten Theater fehlt die Verankerung vor Ort. Wer internationales Publikum im Blick hat, schaut weniger auf die eigene Stadt.
Nicht jedes internationale Festival hat Sinn. In Nordrhein-Westfalen gibt es die Reihe "Scene: NRW", die Kultur aus einem Gastland präsentiert, verteilt auf acht Städte und vier Monate. Festivalstimmung kommt da nicht auf, die Außenwirkung geht gegen null. Und wenn man sich wie in diesem Jahr mit Österreich beschäftigt, gibt es auch keine künstlerischen Entdeckungen, die man nicht längst bei anderen Festivals gesehen hätte. Internationale Theaterfestivals brauchen die Konzentration auf einen Spielplatz und einen kurzen Zeitraum, sie müssen Orte der Begegnung sein, für Künstler und Zuschauer. Dann sind sie eine wichtige Bereicherung. Und manchmal geben diese Gastspiele doch künstlerische Impulse, weil in ihnen die ursprüngliche Idee des Theaters lebt, der Wille zur direkten, sinnlichen Kommunikation.
Dominiert beim Ansehen dieser Aufführungen ein ethnologischer Blick? Ein mit Vorsicht zu genießendes Mitgefühl á la "Mein Gott, ihr habt es ja so schwer, und trotzdem macht ihr noch Theater"? Zumindest spielen diese Gedanken eine große Rolle. Denn meistens sind die Gespräche rund herum interessanter als die Stücke, die Begegnungen mit Menschen, die gleichzeitig ums Überleben und mit der Zensur kämpfen, die oft mit anspruchslosen Fernsehrollen ihr Geld verdienen und künstlerische Erfüllung im Theater suchen. In den besten Fällen erfährt man so etwas über das Leben in diesen Ländern, das journalistische Reportagen nicht liefern können. Konzentrierte Einblicke durch die Augen der Künstler.
Doch zu solchen Begegnungen muss es erstmal kommen. Die Festivalreihe "Theaterlandschaften" des Theaters an der Ruhr in Mülheim erfüllt diesen Anspruch vorbildlich. Im Foyer wird gemeinsam gegessen und gefeiert, jeder kann dabei sein. Hier entsteht wirklich Festivalstimmung, ein Austausch, geprägt von Neugierde und Herzlichkeit. Debatten und Reflexionen spielen auch im Festivalprogramm eine große Rolle. Ähnliches gilt für Veranstaltungsreihen im Berliner Hebbel am Ufer. Dort läuft Mitte bis Ende September das Festival "Performing South Africa", das neben den Aufführungen Vorträge, Ausstellungen und Diskussionen bietet.
Ganz anders verhält es sich mit dem Boom des niederländischen und belgischen Theaters in Deutschland. Dort gibt es ein anderes Theatersystem, keine Stadttheater, sondern Kompagnien, die weniger Aufführungen produzieren, sich dafür aber mehr Zeit lassen und mit ihren Stücken durch verschiedene Städte touren. Im freien Theater gelten diese Gruppen längst als Vorbilder, auch deutsche Ensembles sollen internationale Koproduktionspartner finden und auf Tournee gehen. Deshalb zeigen fast alle Off-Festivals Gastspiele aus den europäischen Nachbarländern, verbunden mit Diskussionsrunden, die fit machen sollen für das Arbeiten über die Grenzen hinweg. Das Problem ist nur: So einem globalisierten Theater fehlt die Verankerung vor Ort. Wer internationales Publikum im Blick hat, schaut weniger auf die eigene Stadt.
Nicht jedes internationale Festival hat Sinn. In Nordrhein-Westfalen gibt es die Reihe "Scene: NRW", die Kultur aus einem Gastland präsentiert, verteilt auf acht Städte und vier Monate. Festivalstimmung kommt da nicht auf, die Außenwirkung geht gegen null. Und wenn man sich wie in diesem Jahr mit Österreich beschäftigt, gibt es auch keine künstlerischen Entdeckungen, die man nicht längst bei anderen Festivals gesehen hätte. Internationale Theaterfestivals brauchen die Konzentration auf einen Spielplatz und einen kurzen Zeitraum, sie müssen Orte der Begegnung sein, für Künstler und Zuschauer. Dann sind sie eine wichtige Bereicherung. Und manchmal geben diese Gastspiele doch künstlerische Impulse, weil in ihnen die ursprüngliche Idee des Theaters lebt, der Wille zur direkten, sinnlichen Kommunikation.