
Dies deutet nach Ansicht der Verfasser der Studie, Robert Vehrkamp und Silke Borgstedt, darauf hin, dass in den befragten Milieus generell das Zutrauen in die Parteien der alten Bonner Republik schwindet. Sie ergänzten, weder SPD, Grünen und FDP noch CDU und CSU gelinge es momentan, "in der Mitte den Eindruck von Problemlösungsfähigkeit und Zugewandtheit zu hinterlassen", um ihre Wählerschaft gegen populistische Verführung zu immunisieren.
Optimismus schwindet
Bei einer Online-Befragung im Januar hatten nur noch 56 Prozent der Bevölkerung aus der gesellschaftlichen Mitte erklärt, sie schauten eher optimistisch in die Zukunft. Im Mai 2022 waren es noch 66 Prozent der Befragten. Der Optimismus schwindet den Angaben zufolge, obwohl die aktuelle Lebenszufriedenheit in der Mitte weiterhin recht hoch ist.
Die Forscher unterschieden zwischen einer "nostalgisch-bürgerlichen" und einer "adaptiv-pragmatischen" Mitte. Die erste Gruppe fühlt sich demnach durch permanente Veränderungsappelle bedrängt. Sie versuche, vertraute Regeln zu verteidigen gegen "wahrgenommene Zumutungen des ökologischen Zeitgeists". Die Menschen der zweiten Gruppe seien unzufrieden, weil ihnen "der Innovationsstau, die hängende Digitalisierung, die ausufernde Bürokratie" und der Fachkräftemangel zu schaffen machten.
Streitpunkt Schuldenbremse
Mehr öffentliche Schulden aufzunehmen, befürwortet eine Mehrheit der Menschen mit mittleren Einkommen, allerdings unter der Voraussetzung, dass dieses Geld für zukunftsweisende Investitionen, wie Schulen, den Nahverkehr oder besseren Klimaschutz verwendet würde. Den Angaben zufolge stimmten 73 Prozent der Befragten der Aussage zu, es sei besser, sich heute Geld zu leihen, um der jungen Generation nicht kaputte Schulen, Straßen und eine kaputte Umwelt zu hinterlassen.
Die Analyse stützt sich auf vier repräsentative Befragungen zwischen September 2021 und Ende Februar 2024.
Diese Nachricht wurde am 11.04.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.