"Der Herr behütet dein Gehen und dein Kommen von null an auf ewig."
"Er behüte dich."
Eine Gruppe von etwa 25 Pilgern wird ausgesandt auf dem Jakobsweg von Nimwegen nach Kleve. Bald darauf durchwandern die Pilger die Niederung des Rheindeltas, die früher Überschwemmungsgebiet des Rheins war. Heute ist es Polderland, das sich nahtlos fortsetzt von den Niederlanden bis nach Deutschland hinein.
Was charakteristisch ist für den Niederrhein, will ich wissen von einem Pilger aus Düsseldorf, der sich hier auskennt:
"Der Horizont und der Nebel im Herbst und das flache Land und die vielen Rheinarme, das große Delta an der Grenze, wo der Rhein und die Maas zusammenkommen. Diese Pforte hier zur Natur, die bietet auch eine kulturgeschichtliche Landschaft und mit den vielen alten Kirchen und den tollen Orgeln, die wir noch erleben, werden auch etwas sehr schönes Historisches."
Knapp über die Grenze erreichen die Pilger Kranenburg, ein kleiner Ort mit 4000 Einwohnern, der auf der Kreuzung von gleich zwei Jakobswegen liegt. Es ist eine ländliche Gemeinde zwischen Rhein und Reichswald, die seit jeher als Wallfahrtsort bekannt ist. Vor der großen St. Peter und Paul Kirche erklärt Kunsthistorikerin Jutta Buschmann die Hintergründe:
"Wir stehen vor einer Wallfahrtskirche in Kranenburg. Kranenburg ist einer der ältesten Wallfahrtsorte hier am Niederrhein. Kranenburg ist schon sehr früh belegt durch das sogenannte Hostienwunder, das sich hier ereignet hat. Diese Kirche ist schon erwähnt im 12. Jahrhundert und wurde immer wieder erweitert, ist gotisiert worden im 16. Jahrhundert und birgt einen wahren Schatz mittlerweile auch an Kunstwerken aus der Spätgotik."
Am Abend wohnen die Pilger ein Konzert bei, organisiert von der Muziek Biennale Niederrhein, einer grenzüberschreitenden Organisation, die gerne klassische Musik mit geschichtsträchtigen Orten verbindet. Am nächsten Morgen dann findet in Kranenburg die sogenannte Kreuztracht statt.
Die Kreuztracht ist eine Prozession, bei der das wundertätige Kreuz, das laut Legende aus einer Hostie hervorgekommen ist, durch die Straßen getragen wird.
Paul Michels ist einer der beiden Kreuzträger. Er gehört seit 15 Jahren die Kreuzbruderschaft in Kranenburg an:
"Ja es ist relativ schwer, es drückt auf die Schultern, aber ich empfinde es nicht als Kreuz, dieses Kreuz zu tragen. Wir unterstützen eigentlich diese Tradition hier in Kranenburg, weil wir auch christlich erzogen sind, christlich geprägt sind. Wir bekennen uns zum Glauben und stehen dazu und wir wollen das sichtbar machen innerhalb der Gemeinde."
Die Pilger sind weiter gezogen und ich mache mir ein Bild der Gemeinde Kranenburg zusammen mit Heinz Pawelke vom Verein für Heimatschutz.
"Wir laufen gerade über den Rütterswall, das ist also die Wallanlage zur mittelalterlichen Stadt, rechts neben uns war mal bis 1970 der Stadtgraben. Hier auf dem Rütterswall stehen über 100-jährige Linden."
"Ja schöner Ausblick, also rechts der Mühlenturm, hier der Stadtwall und dann dort schon die Spitze der Kirche Peter und Paul"
"Ja richtig. Gebaut hat diese Kirche Gisbert Schairt, ein bekannter Baumeister in seiner Zeit, der hat die Stevenskerk in Nijmegen gebaut, der hat am Xantener Dom gebaut, und den hat man auch hier verpflichten können."
War Kranenburg damals doch viel bedeutender als Wallfahrtsort, als es heute der Fall ist. Die Geschichte des mittelalterlichen Heiligtums Kranenburg lässt sich gut in der Dauerausstellung im sogenannten Mühlenturm verfolgen.
Einige Mahlsteine am Fuße des Turms bestätigen den ehemaligen Zweck des Monuments, das heute, wegen der fehlenden Kappe mit Flügeln, nicht gerade wie eine Windmühle aussieht.
Oben im Turm hat man einen bezaubernden Blick auf dem historischen Stadtkern Kranenburgs. Von dort aus lässt sich der südliche Verlauf der Stadtmauer noch gut erkennen. Die ortsgeschichtliche Ausstellung im Mühlenturm fängt an mit der Eiszeit!
"Wir stehen gerade vor der Kiste mit den Mammutknochen, die sind ungefähr 80.000 Jahre alt und die hat man hier im Kranenburger Bruch gefunden. Das Kranenburger Bruch ist früher ein sehr großes Niedermoor gewesen, heute noch als wichtiges Naturschutzgebiet in NRW vorhanden."
Im Mühlenturm zeugen zahllose Exponate von der großen religiösen Bedeutung der mit dem Stadtrecht ausgestatteten mittelalterlichen Stadt: alte Choralbücher, wertvolle Kirchenkunst oder Silberplättchen als Votivgaben von Geheilten. Ein Abguss des großen Stadtsiegels aus der Zeit um 1300 zeigt unter anderem die Stadtbefestigung:
"Hier sehen wir das Wappen von Kranenburg, das zeigt einen Turm mit einer Mauer und auf dieser Mauer stehen Kraniche, die sich dem Turm zuwenden. Kranenburg hat den Namen daher: Die ehemalige Burg, die Mottenburg, ist gebaut worden in der Niederung im Kranichenbruch, also die Burg im Kranichenbruch, das ist das Habitat für Kraniche."
Heutzutage verbleiben jeden Winter etwa 150.000 sibirische Wildgänse in der Umgebung. Kraniche werden hier höchstens noch auf der Durchreise gesichtet! Gekommen nach Kranenburg und geblieben sind die Niederländer: 20 bis 30 Prozent der Bevölkerung hier hat einen niederländischen Pass. Kranenburg liegt weniger als drei Kilometer von der Grenze entfernt. Werner Moers, ehemaliger Lehrer, jetzt in Ruhestand:
"Die Grenze spielt für uns keine Rolle mehr. Es geht hin und her über die Grenze. Die Holländer wohnen hier bei uns, arbeiten in den Niederlanden, umgekehrt geht es genau so, von daher gesehen spürt man hier keine Grenze mehr. Selbstverständlich ist das eine Bereicherung. Wenn ich nur bei uns an das Schulwesen denke. Wir haben hier einen bilingualen Zweig schon an der Grundschule, wo eben auch in der niederländischen Sprache unterrichtet wird und an der Hauptschule geht es ebenso, sodass wir von der Grenznähe insgesamt gesehen profitieren und vor allen Dingen unsere nachwachsende Jugend."
"Ich heiße Gabriele Sauerland und lebe hier in Kranenburg seit 20 Jahren und liebe Kranenburg."
Wenn man die Architektin und Hotelmanagerin Gabriele Sauerland Glauben schenkt, scheint Kranenburg sogar allmählich aus einem Dornröschenschlaf aufzuwachen.
"Kranenburg entwickelt sich in der letzten Zeit rasant. Kranenburg liegt zwischen Nijmegen, Universitätsstadt, und Kleve, das mittlerweile auch die Hochschule hat. Dadurch haben wir sehr viel Studentenleben bekommen. Das prägt natürlich das Leben hier. Die traditionellen Gepflogenheiten, Heimatverein, haben einen hohen Stellenwert im Ort, aber man merkt mittlerweile auch am Straßenbild: Sehr viel junge Leute kommen, gehen, Kultur entwickelt sich, Austausch ist da. Das macht das Leben im Moment sehr interessant."
"Er behüte dich."
Eine Gruppe von etwa 25 Pilgern wird ausgesandt auf dem Jakobsweg von Nimwegen nach Kleve. Bald darauf durchwandern die Pilger die Niederung des Rheindeltas, die früher Überschwemmungsgebiet des Rheins war. Heute ist es Polderland, das sich nahtlos fortsetzt von den Niederlanden bis nach Deutschland hinein.
Was charakteristisch ist für den Niederrhein, will ich wissen von einem Pilger aus Düsseldorf, der sich hier auskennt:
"Der Horizont und der Nebel im Herbst und das flache Land und die vielen Rheinarme, das große Delta an der Grenze, wo der Rhein und die Maas zusammenkommen. Diese Pforte hier zur Natur, die bietet auch eine kulturgeschichtliche Landschaft und mit den vielen alten Kirchen und den tollen Orgeln, die wir noch erleben, werden auch etwas sehr schönes Historisches."
Knapp über die Grenze erreichen die Pilger Kranenburg, ein kleiner Ort mit 4000 Einwohnern, der auf der Kreuzung von gleich zwei Jakobswegen liegt. Es ist eine ländliche Gemeinde zwischen Rhein und Reichswald, die seit jeher als Wallfahrtsort bekannt ist. Vor der großen St. Peter und Paul Kirche erklärt Kunsthistorikerin Jutta Buschmann die Hintergründe:
"Wir stehen vor einer Wallfahrtskirche in Kranenburg. Kranenburg ist einer der ältesten Wallfahrtsorte hier am Niederrhein. Kranenburg ist schon sehr früh belegt durch das sogenannte Hostienwunder, das sich hier ereignet hat. Diese Kirche ist schon erwähnt im 12. Jahrhundert und wurde immer wieder erweitert, ist gotisiert worden im 16. Jahrhundert und birgt einen wahren Schatz mittlerweile auch an Kunstwerken aus der Spätgotik."
Am Abend wohnen die Pilger ein Konzert bei, organisiert von der Muziek Biennale Niederrhein, einer grenzüberschreitenden Organisation, die gerne klassische Musik mit geschichtsträchtigen Orten verbindet. Am nächsten Morgen dann findet in Kranenburg die sogenannte Kreuztracht statt.
Die Kreuztracht ist eine Prozession, bei der das wundertätige Kreuz, das laut Legende aus einer Hostie hervorgekommen ist, durch die Straßen getragen wird.
Paul Michels ist einer der beiden Kreuzträger. Er gehört seit 15 Jahren die Kreuzbruderschaft in Kranenburg an:
"Ja es ist relativ schwer, es drückt auf die Schultern, aber ich empfinde es nicht als Kreuz, dieses Kreuz zu tragen. Wir unterstützen eigentlich diese Tradition hier in Kranenburg, weil wir auch christlich erzogen sind, christlich geprägt sind. Wir bekennen uns zum Glauben und stehen dazu und wir wollen das sichtbar machen innerhalb der Gemeinde."
Die Pilger sind weiter gezogen und ich mache mir ein Bild der Gemeinde Kranenburg zusammen mit Heinz Pawelke vom Verein für Heimatschutz.
"Wir laufen gerade über den Rütterswall, das ist also die Wallanlage zur mittelalterlichen Stadt, rechts neben uns war mal bis 1970 der Stadtgraben. Hier auf dem Rütterswall stehen über 100-jährige Linden."
"Ja schöner Ausblick, also rechts der Mühlenturm, hier der Stadtwall und dann dort schon die Spitze der Kirche Peter und Paul"
"Ja richtig. Gebaut hat diese Kirche Gisbert Schairt, ein bekannter Baumeister in seiner Zeit, der hat die Stevenskerk in Nijmegen gebaut, der hat am Xantener Dom gebaut, und den hat man auch hier verpflichten können."
War Kranenburg damals doch viel bedeutender als Wallfahrtsort, als es heute der Fall ist. Die Geschichte des mittelalterlichen Heiligtums Kranenburg lässt sich gut in der Dauerausstellung im sogenannten Mühlenturm verfolgen.
Einige Mahlsteine am Fuße des Turms bestätigen den ehemaligen Zweck des Monuments, das heute, wegen der fehlenden Kappe mit Flügeln, nicht gerade wie eine Windmühle aussieht.
Oben im Turm hat man einen bezaubernden Blick auf dem historischen Stadtkern Kranenburgs. Von dort aus lässt sich der südliche Verlauf der Stadtmauer noch gut erkennen. Die ortsgeschichtliche Ausstellung im Mühlenturm fängt an mit der Eiszeit!
"Wir stehen gerade vor der Kiste mit den Mammutknochen, die sind ungefähr 80.000 Jahre alt und die hat man hier im Kranenburger Bruch gefunden. Das Kranenburger Bruch ist früher ein sehr großes Niedermoor gewesen, heute noch als wichtiges Naturschutzgebiet in NRW vorhanden."
Im Mühlenturm zeugen zahllose Exponate von der großen religiösen Bedeutung der mit dem Stadtrecht ausgestatteten mittelalterlichen Stadt: alte Choralbücher, wertvolle Kirchenkunst oder Silberplättchen als Votivgaben von Geheilten. Ein Abguss des großen Stadtsiegels aus der Zeit um 1300 zeigt unter anderem die Stadtbefestigung:
"Hier sehen wir das Wappen von Kranenburg, das zeigt einen Turm mit einer Mauer und auf dieser Mauer stehen Kraniche, die sich dem Turm zuwenden. Kranenburg hat den Namen daher: Die ehemalige Burg, die Mottenburg, ist gebaut worden in der Niederung im Kranichenbruch, also die Burg im Kranichenbruch, das ist das Habitat für Kraniche."
Heutzutage verbleiben jeden Winter etwa 150.000 sibirische Wildgänse in der Umgebung. Kraniche werden hier höchstens noch auf der Durchreise gesichtet! Gekommen nach Kranenburg und geblieben sind die Niederländer: 20 bis 30 Prozent der Bevölkerung hier hat einen niederländischen Pass. Kranenburg liegt weniger als drei Kilometer von der Grenze entfernt. Werner Moers, ehemaliger Lehrer, jetzt in Ruhestand:
"Die Grenze spielt für uns keine Rolle mehr. Es geht hin und her über die Grenze. Die Holländer wohnen hier bei uns, arbeiten in den Niederlanden, umgekehrt geht es genau so, von daher gesehen spürt man hier keine Grenze mehr. Selbstverständlich ist das eine Bereicherung. Wenn ich nur bei uns an das Schulwesen denke. Wir haben hier einen bilingualen Zweig schon an der Grundschule, wo eben auch in der niederländischen Sprache unterrichtet wird und an der Hauptschule geht es ebenso, sodass wir von der Grenznähe insgesamt gesehen profitieren und vor allen Dingen unsere nachwachsende Jugend."
"Ich heiße Gabriele Sauerland und lebe hier in Kranenburg seit 20 Jahren und liebe Kranenburg."
Wenn man die Architektin und Hotelmanagerin Gabriele Sauerland Glauben schenkt, scheint Kranenburg sogar allmählich aus einem Dornröschenschlaf aufzuwachen.
"Kranenburg entwickelt sich in der letzten Zeit rasant. Kranenburg liegt zwischen Nijmegen, Universitätsstadt, und Kleve, das mittlerweile auch die Hochschule hat. Dadurch haben wir sehr viel Studentenleben bekommen. Das prägt natürlich das Leben hier. Die traditionellen Gepflogenheiten, Heimatverein, haben einen hohen Stellenwert im Ort, aber man merkt mittlerweile auch am Straßenbild: Sehr viel junge Leute kommen, gehen, Kultur entwickelt sich, Austausch ist da. Das macht das Leben im Moment sehr interessant."