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Mode, Beats und Sprechgesang

"Morgens immer müde" war der Überraschungserfolg beim Bundesvision-Songcontest im Jahr 2012. Die Gruppe Laing musste sich damals nur Xavier Naidoo und Cool Savas geschlagen geben. Jetzt haben die vier Frauen von Laing ihr Debütalbum "Paradies naiv" veröffentlicht.

Von Susann El Kassar |
    Was für ein Auftritt: vier attraktive junge Frauen, alle mit den gleichen schwarzen engen Hosen, roter Lederjacke und goldenem Gürtel, auf dem die Buchstaben "L-A-I-N-G" prangen. Laing, so scheint es, überlassen nichts dem Zufall.

    "Ich zum Beispiel bin ziemlich perfektionistisch auf jeden Fall, wobei es ja dann auch immer wieder, wir sind ja Menschen, es ist ja nie perfekt, ne? "

    Das Outfit ist es jedenfalls schon mal.

    ""Klamotten haben ne totale Wirkung auf Leute, wenn wir irgendwie uns gleich anziehen, dann können wir einfach nur über die Straße laufen, und Leute bleiben stehen, drehen sich um und fragen sich, wer sind die? Und was haben die jetzt vor?"

    Was aber haben sie vor? Die vier Frauen von Laing haben erkannt, dass zackige Tanzbewegungen und uniforme Kleidung gut zu ihren monotonen Beats passen. Nicola Rost, die Frontfrau, hat sich den ungewöhnlichen Namen der Band ausgedacht. Er kommt nicht etwa aus dem Englischen und ist auch keine verquere Abkürzung.

    "Es ist ursprünglich der Familienname meiner Mutter, ist aber nicht gemeint als Hommage oder irgendwie also so Anspielung an meine Familie. Ich wollte einfach ein Wort, das nichts bedeutet und schön klingt."

    Nach dem Cover "Morgens immer müde" – das Original stammt von der legendären Trude Herr – lag die Messlatte für das Debüt-Album hoch.

    "Wir haben uns auf die Fahnen geschrieben immer wieder mit der Erwartungshaltung zu brechen, auch um irgendwie so Leute zu überraschen und nicht immer genau das zu erfüllen, was man von uns erwartet und deswegen ist eher für uns so, dass wir total froh sind um die Aufmerksamkeit, die "Morgens immer müde" sozusagen geweckt hat, und jetzt nachziehen mit lauter Songs die alle irgendwie anders sind."

    Die Stücke sind eingängig und teilweise tanzbar und spielen mit der großen Palette der elektronischen Klänge. Darüber hat Nicola Rost doppeldeutige und pfiffige Texte übers Leben gesetzt. Mitunter wird eher gesprochen als gesungen, dann wieder finden sich Elemente aus dem Soul und R’n‘B. Das Titelstück "Paradies naiv" ist dafür ein gutes Beispiel.

    "Dieses Lied ist so ein bisschen ein trotziger Aufschrei. So: Mann, wenn das alles mich hart macht, dann will ich es doch lieber gar nicht wissen - ist natürlich so ein Trugschluss im Endeffekt, weil es nicht unbedingt dann leichter ist oder schmerzfreier im Leben, wenn man sich vor allem verschließt, weil es einen dann doch irgendwann einholt."
    "In dem Lied [Paradies Naiv] gibt’s ja auch diese eine Zeile 'der letzte macht das licht aus', was ja eigentlich so gemeint ist, ihr könnt alle schon mal vorgehen. Ich bleib hier noch ein bisschen und das war jetzt aber so angewandt auf dieses Bild."

    Nämlich die Augen als Fenster zur Seele.

    "So lange du die Augen zu hast, nach innen blickst und dir alles anguckst, wie du es dir schön vorstellst, ist das Licht an und wenn du die Augen aufmachst und siehst, wie es eigentlich ist, klick klick, geht’s Licht aus."

    Die Musik, das heißt die Beats und die Texte stammen von Nicola Rost, sie ist auch die Produzentin der Band Laing, mit "Morgens immer müde" ist die Rechnung aufgegangen – wenn jetzt das Debut-Album auch durchstartet…

    "Ich bin leider schon größenwahnsinnig."


    Hinter Laing steckt auch Kalkül, das hört man aus Nicola Rosts Worten heraus. Sie redet wohlüberlegt und macht sich schon jetzt Gedanken.

    "Also natürlich haben wir alle so ein bisschen Angst auch vor großem Erfolg, weil ja auch so Öffentlichkeit und Ruhm so ein bisschen so eine eigene Dynamik haben, die man dann irgendwann auch gar nicht mehr beeinflussen kann […]"

    Und wie in den Songtexten, öffnet sie mit einem Augenzwinkern die Tür zur Ironie und Übertreibung bevor es allzu ernst wird

    "Dass wir mehr Möglichkeiten haben, diese Kunst umzusetzen und auf eine größere Bühne zu heben und irgendwann unseren ersten Film zu drehen und dann durchzudrehen, da freue ich mich eigentlich eher drauf."
    Wenn sie dann oben angekommen sind, wer wird sich dann noch an die musikalischen Anfänge erinnern…

    " "Wir kommen alle von der Blockflöte eigentlich…! "