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Modellautos
Autoschmiede aus dem Sauerland

Manipulierte Software und zweifelhafte Angaben zu Abgaswerten machen nicht nur VW zu schaffen. Aber es gibt auch Autohersteller, die davon nicht betroffen sind, wie die Firma Siku aus Lüdenscheid. Denn deren Autos rollen nicht auf der Straße, sondern durch Kinderzimmer.

Von Klaus Deuse |
    Eine Fendt Xylon Forstmaschine wird montiert
    Eine Fendt Xylon Forstmaschine wird montiert (picture-alliance / dpa / Bernd Thissen)
    "Wir sind jetzt hier in unserem Prüflabor, wo Lebensdauerprüfungen durchgeführt werden. Auf einem Rollstand. Und es wird hierbei getestet, wie lange ist die Funktion gewährleistet, dass ein Rollen gegeben ist. Bricht zu einer gewissen Zeit die Achse oder aber sind andere Beschädigungen da dran, so dass das täglich registriert wird und wir dann feststellen können, wann zum ersten Mal eine Bruchstelle auftritt....."
    ...erläutert der langjährige Werksleiter Klaus Hünneke. Nach der strengen Kontrolle kann mit der Serienproduktion begonnen werden. Täglich laufen etwa 5.000 Fahrzeuge vom Band. Und die jährlichen Absatzzahlen, die Geschäftsführerin Britta Sieper nennt, sind beachtlich:
    "Ja, wir bewegen uns mittlerweile im Bereich von 14 bis 15 Millionen. Wir verkaufen in insgesamt 60 Länder."
    Modellautos, originalgetreu nachgebaut
    Auf dem Rollstand im Prüflabor werden übrigens keine Abgaswerte gemessen, da diese Autos keinen Sprit benötigen. Und wer sie bewegt, braucht auch keinen Führerschein. Das wird spätestens beim Gang mit Klaus Hünneke durch das Reifenlager klar.
    "Wir haben verschiedene Reifendurchmesser. Die beginnen bei acht Millimeter, zehn Millimeter, 12,5 Millimeter und gehen hoch bis 30, 35 Millimeter. Und der Schwerpunkt bei uns liegt im Farmerbereich, bei dem 20 Millimeter-Rad oder auch im Pkw-Bereich bei dem 12,5 Millimeter-Rad."
    Die Autos, die bei Siku hergestellt werden, rollen entweder durchs Kinderzimmer oder landen in den Vitrinen von Sammlern. Modellautos, die den Originalen bis ins Detail gleichen. Denn darauf, sagt Britta Sieper, legen die Automobilhersteller größten Wert.
    "Wir bekommen in der Regel die Originaldaten. Dann werden die Modelle gebaut: Handmuster, mittlerweile technisch hergestellt, die vorgestellt werden. Und da wird immer wieder was dran geändert.Das kann von der Außenform gehen, das kann über die Räder gehen, das kann auch das Armaturenbrett in dem Fahrzeug sein."
    Auch bei neuen Spielzeugauto-Modellen gilt Geheimhaltung
    Manchmal kann es bis zu einem Jahr dauern, bis ein Modellauto reif für den Markt ist. Dabei gilt wie bei den Großen auch für die Kleinen bis dahin absolutes Stillschweigen nach außen.
    "Wenn ein Automobilhersteller unser Produkt mit der Markteinführung seines Automobils haben möchte, dann haben wir unter anderem auch Geheimhaltungsprojekte. Da kriegen wir vorher die Daten. Also wenn andere durch die Lande fahren und versuchen die Erlkönige zu sehen, dann haben wir schon die Daten bei uns im verschlossenen Kämmerlein und entwickeln die Modelle."
    Zutritt zu der Konstruktionsabteilung haben im Rahmen der Geheimhaltung nur wenige mit einem Sonderchip für die elektronische Türsicherung.
    "Die Projektleiter und natürlich deren Vorgesetzte, die haben natürlich Zugriff darauf, die wissen auch was läuft. Aber das geht bei uns so weit, dass Projekte teilweise keinen Namen haben, sondern Nummern haben."
    50 neue Modelle jedes Jahr
    Fast 500 Modelle hat Siku im Programm – und pro Jahr kommen rund 50 neue kleine Autos hinzu. Nicht nur nach Vorbildern aus deutschen Autoschmieden, sagt Britta Sieper beim Rundgang durch das hauseigene Museum. Ausgestellt sind hier mehr als 3.000 Modelle aus über sechs Jahrzehnten. Und was kommt bei der jungen Kundschaft heute an?
    "Ich glaube, in der ganzen Spielzeit die Modelle, die sich auch sehr lange in der Ursprungsform gehalten haben, sind die mit viel Spielwert. Ein Autotransporter, auf den ich eben Autos fahren kann, abladen kann, hoch und runter stellen kann. Bagger sind immer schon etwas, was Kinder begeistert. Da gibt's was zu tun, damit kann was machen."
    Und damit zurück ins Prüflabor, wo die Modelle, so Klaus Hünneke, einem härteren Dauertest als im Kinderzimmer unterzogen werden.
    "Das heißt, das Kind wird das ja nicht im Dauerbetrieb permanent bespielen, sodass das Kind jahrelang damit spielen kann, ehe überhaupt ein Bruch oder eine Beschädigung von diesem Artikel auftritt."
    Im Idealfall: bis das größer gewordene Kind mit 18 dann seinen Führerschein macht.