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Modellprojekt Mammographiescreening startet in Bremen

Medizin. - In Bremen wird in der kommenden Woche das Pilotprojekt Mammografiescreening starten. Bundesweit zum ersten Mal sollen alle Frauen im Alter von 50 bis 69 Jahren einer röntgenologischen Brustuntersuchung unterzogen werden, allerdings ist die Teilnahme freigestellt. In Wiesbaden und im Weser-Ems-Gebiet werden demnächst zwei weitere Modellversuche beginnen.

    "Alle Frauen der Altersklasse 50 bis 69 werden durchuntersucht, ob ein Verdacht für einen Brustkrebs besteht", erklärt der Radiologe Hans Junkermann, Projektleiter in Bremen. Internationale Studien haben ergeben, dass eine frühe Erkennung die Heilungschancen bei Brustkrebs erhöht. Allerdings gilt dies nur für die im Bremer Projekt anvisierte Frauengruppe und wenn die Aufnahmen einen hohen Qualitäts- und Schutzstandard erfüllen. Schließlich sorgt auch die Röntgenaufnahme für eine Strahlenbelastung, die nur bei wirklich aussagekräftigen Resultaten gerechtfertigt ist. Um die Quote der Fehldiagnosen - bei bisherigen Reihenuntersuchungen oft eine bedeutender Faktor - so gering wie möglich zu halten, müssen zwei Radiologen voneinander unabhängig die Aufnahmen beurteilen. Die Initiatoren des Projektes rechnen auch bei dieser Doppelbegutachtung damit dass etwa zehn von hundert Frauen wegen eines verdächtigen Befundes zu einer weiteren Untersuchung einbestellt werden müssen. "Dann hat die Frau noch lange nicht Brustkrebs", beruhigt Junkermann, "aber es muss durch eine Zusatzuntersuchung abgeklärt werden, was vorliegt."

    Die drei Projekte sind offiziell Piloten, die Grundlagen für die Entscheidung über ein letztendlich bundesweit flächendeckend einzuführendes Mammographiescreening liefern sollen. Doch offenbar hat man bei Ärzteschaft und Krankenkassen anderes im Sinn. "Vom Bundesausschuss Ärzte-Krankenkassen sind Signale gekommen, dass diese Modellprojekte als Beginn der Einführung angesehen werden", so Junkermann. Dabei sind solche radiologischen Reihenuntersuchungen durchaus umstritten. International wird über ihren Sinn diskutiert und auch in Bremen gibt es Widerstände. Die Frauenbeauftragte der Hansestadt hat vor allem für eine fundierte Aufklärung der Zielgruppe gekämpft. In den kommenden Wochen werden daher die Bremer Bürgerinnen zwischen 50 und 69 Jahren eine Einladung zur Teilnahme zusammen mit fundierten Informationsunterlagen in ihrem Briefkasten finden.

    [Quelle: Monika Schindele]