Morgens um sieben bekommt manch einer die Augen nicht auf, das hat leicht nachvollziehbare physiologische Gründe, vor allem den, dass die Augen während des Schlafens ein paar Stunden lang geschlossen waren und sich die Lidmuskeln erst wieder umgewöhnen müssen. Außerdem blendet das Licht, weil die Pupillen im Dunkel der Nacht ganz weit geworden sind und jetzt zu viel Helligkeit durchlassen. Aber was veranlasst so viele Fernsehmoderatoren, vor laufender Kamera immer am Satzende die Augen zu schließen, und zwar nicht bloß am frühen Morgen oder am späten Abend, sondern zu jeder Tageszeit?
Und wann hat das eigentlich begonnen? War es Ulrich Wickert? Könnte sein. Jedenfalls tun es jetzt alle: Tom Buhrow im Ersten, Claus Kleber beim ZDF und Peter Klöppel bei RTL sowie die Herrschaften in den Dritten und allen übrigen Programmen – immer wenn eine Ansage zu Ende geht, wenn der Zuschauer auf den nächsten Beitrag eingestimmt wird, kommt dieses sonderbare Minenspiel: Die Stimme wird tiefer, das Sprechtempo gedrosselt und bei den letzten Worten schließt der Moderator kurz die Augen, mit denen er uns eben noch so überzeugend ansah.
Es ist eine Art Blinzeln, eine verschwörerische Geste, die oft noch von einem verschwörerischen Nicken begleitet wird. Ganz besonders intensiv wird zum Schluss der Sendung bei der Verabschiedung geblinzelt und genickt. Das soll natürlich vertrauenerweckend wirken. Wer die Augen schließt, signalisiert dem Gegenüber Souveränität und Friedlichkeit: Souveränität, weil nur jemand, der die Situation im Griff hat, sie nicht permanent im Blick haben muss, und Friedlichkeit, weil jeder Angriff visuell beginnt, mit Hinschauen, mit Fixieren.
Das betonte Zuklappen der Augen lässt sich aber auch als Demutsbezeigung verstehen, als Ausdruck des schmerzlichen Bewusstseins eigener Machtlosigkeit vor all den Schreckensdingen, die da anmoderiert werden müssen. So gesehen ist das begleitende Nicken geradezu eine Ermutigung für den Zuschauer, die nervenzehrenden Nachrichten nicht nur durchzustehen, sondern sie auch zu glauben. Ja, Glaubwürdigkeit: Sie ist offenbar das Ziel dieser exzessiven Blinzel- und Nickroutinen. Glaubwürdigkeit durch Ganovenehrenwort: wir beide, du Zuschauer und ich Moderator, wir wissen doch, wie es läuft. Die Welt da draußen ist scheußlich, und wir können nichts daran ändern, wir wissen nicht einmal, was wirklich los ist. Aber jetzt – blinzel, blinzel – kommt der Bericht unseres Reporters. Wir sehen uns morgen wieder und ich wünsche Ihnen – Augen zu, bekräftigendes Nicken – eine gute Nacht.
Es kann allerdings auch sein, dass dieses begütigende Gehabe, diese Kraftspenderpose den einen oder anderen Zuschauer auf die Dauer rasend macht. Wir erwarten schon den Tag, an dem die Fernsehheinis überhaupt mit geschlossenen Augen moderieren, denn das bezeugt ja – innere Erleuchtung.
Und wann hat das eigentlich begonnen? War es Ulrich Wickert? Könnte sein. Jedenfalls tun es jetzt alle: Tom Buhrow im Ersten, Claus Kleber beim ZDF und Peter Klöppel bei RTL sowie die Herrschaften in den Dritten und allen übrigen Programmen – immer wenn eine Ansage zu Ende geht, wenn der Zuschauer auf den nächsten Beitrag eingestimmt wird, kommt dieses sonderbare Minenspiel: Die Stimme wird tiefer, das Sprechtempo gedrosselt und bei den letzten Worten schließt der Moderator kurz die Augen, mit denen er uns eben noch so überzeugend ansah.
Es ist eine Art Blinzeln, eine verschwörerische Geste, die oft noch von einem verschwörerischen Nicken begleitet wird. Ganz besonders intensiv wird zum Schluss der Sendung bei der Verabschiedung geblinzelt und genickt. Das soll natürlich vertrauenerweckend wirken. Wer die Augen schließt, signalisiert dem Gegenüber Souveränität und Friedlichkeit: Souveränität, weil nur jemand, der die Situation im Griff hat, sie nicht permanent im Blick haben muss, und Friedlichkeit, weil jeder Angriff visuell beginnt, mit Hinschauen, mit Fixieren.
Das betonte Zuklappen der Augen lässt sich aber auch als Demutsbezeigung verstehen, als Ausdruck des schmerzlichen Bewusstseins eigener Machtlosigkeit vor all den Schreckensdingen, die da anmoderiert werden müssen. So gesehen ist das begleitende Nicken geradezu eine Ermutigung für den Zuschauer, die nervenzehrenden Nachrichten nicht nur durchzustehen, sondern sie auch zu glauben. Ja, Glaubwürdigkeit: Sie ist offenbar das Ziel dieser exzessiven Blinzel- und Nickroutinen. Glaubwürdigkeit durch Ganovenehrenwort: wir beide, du Zuschauer und ich Moderator, wir wissen doch, wie es läuft. Die Welt da draußen ist scheußlich, und wir können nichts daran ändern, wir wissen nicht einmal, was wirklich los ist. Aber jetzt – blinzel, blinzel – kommt der Bericht unseres Reporters. Wir sehen uns morgen wieder und ich wünsche Ihnen – Augen zu, bekräftigendes Nicken – eine gute Nacht.
Es kann allerdings auch sein, dass dieses begütigende Gehabe, diese Kraftspenderpose den einen oder anderen Zuschauer auf die Dauer rasend macht. Wir erwarten schon den Tag, an dem die Fernsehheinis überhaupt mit geschlossenen Augen moderieren, denn das bezeugt ja – innere Erleuchtung.