Unser Rundgang durch die Kölner Stadtbibliothek beginnt in einem kleinen, unscheinbaren Raum im 4. Stock. Links und rechts in den Regalen stehen keine Bücher, sondern gelbe Plastikkästchen. Nach einer Bibliothek sieht es hier nicht aus, erklärt Dr. Horst Neißer, Direktor der Kölner Stadtbibliothek:
" Was sie hier sehen, das ist eine Blindenbibliothek. Das hier zum Beispiel sind aufgesprochene Bücher. Aber jetzt zeige ich ihnen was ganz Besonderes: Diese Apparatur hier bietet den Blinden den Zugang zum gesamten gedruckten Bestand. Und zwar wird das Buch oder die Zeitschrift hier eingescannt, kann hier mit der elektronischen Braille-Zeile abgetastet werden oder wird durch eine künstliche Stimme vorgelesen. Diese Stimme spricht acht Sprachen."
So könnten sich Blinde systematisch durch ihre Lehrbücher arbeiten. Die Blindenbibliothek ist eine Abteilung der Stadtbibliothek und bundesweit die einzige ihrer Art. Genutzt wird das Angebot natürlich nur von einem Bruchteil der Besucher. Rund 4000 kommen insgesamt jeden Tag in die Zentrale in der Innenstadt, und weitere 4000 in ihre Zweigstellen. Man schmökert, liest Zeitung, leiht Brettspiele aus, hört CDs - oder vertieft sich, wie Baktash Modabber, in seine Seminar-Unterlagen:
" Ich lerne Elektrotechnik für eine Klausur, weil in der Uni-Bibliothek kaum noch Plätze frei sind um die Uhrzeit. Man kann sich viel besser ablenken zuhause, Fernseher, Computer, alles Mögliche. Und hier kommt man zum Lernen, macht zwei, drei Pausen zwischendurch."
Auf allen Etagen sitzen Schülerinnen und Studenten und lernen. Zwischendurch machen sie eine kurze Pause im Café im Erdgeschoss oder checken ihre E-Mails. Wer für die Seminararbeit wichtige Informationen benötigt, kann gegen Gebühr Recherchen in Auftrag geben.
Und man kann das hauseigene Tonstudio samt Flügel mieten, auf dem gerade der Bibliotheksdirektor selbst spielt.
" Dieses Studio können sie für 2,50 Euro die Stunde mieten. Und hier wird gespielt, hier wird gesungen, hier kann man sich selber aufnehmen."
Die Stadtbibliothek Köln setzt auf solche Zusatzangebote - auch um die eigene Zukunft zu sichern, sagt Neißer:
" Die traditionelle Bibliothek, die sich nur auf die Bücherausleihe konzentriert, wird wahrscheinlich keinen Bestand haben. Wenn sie sehen, wie viele Giganten jetzt auf diesen Markt drängen wie Amazon oder Google, wenn die auf den Buchmarkt drängen, dann entsteht den Bibliotheken hier eine Konkurrenz, gegen die sie keine Chancen haben."
Nach wie vor machen die Bücher rund 80 Prozent der eine Million Medien hier aus. Und deren Ausleihe steht im Vordergrund. Doch daneben baut die Kölner Bibliothek ihre Angebotspalette stetig aus: von der Rechtsberatung über den Bücher-Liefer-Service bis hin zu abendlichen Lesungen.
Das neueste Projekt verbirgt sich hinter einer der Türen im dritten Stockwerk. Dort sitzt Frank Daniel, verantwortlich für Recherche und Elektronische Dienste, vor einem Fernsehbildschirm:
" Ich habe jetzt das Videokonferenzstudio angeschaltet und starte jetzt die Verbindung. Wir wählen unsere Partner in der Berliner Stadtbibliothek an. Und die Verbindung baut sich jetzt auf ... So, jetzt sind drei Kanäle da, wir sind auch schon verbunden. (Stimme aus Berlin: Kanäle sind da, Bild auch.) So jetzt: Hallo Berlin! Jetzt hat's ja geklappt!"
Die Videokonferenz als Kommunikations- und Arbeitsmittel. Noch wird der Raum nur sehr selten genutzt. Doch in Zukunft soll das anders werden:
" Unsere Idee ist jetzt die, dass wir über die Bibliotheken der Welt ein Netz von Videokonferenzstudios ziehen. Nach dem Motto: Sie wollen mit jemanden reden: Gehen sie in die Bibliothek. So dass die Großmutter in New York ihr Enkelkind hier mal live sieht ist ebenso drin wie der Geschäftsmann, der mit dem anderen Geschäftsmann konferiert."
Die Basisarbeit lasse man dabei aber nicht aus dem Blick: Jeder zweite Besucher der Stadtteilbibliotheken ist unter 16 Jahre alt. Mit im Programm daher: die frühe Leseförderung in der Kinder- und Jugendbuchabteilung im Untergeschoss. Väter und Mütter, wie Annegret Klingel, wissen das zu schätzen.
" Wir haben uns jetzt heute dieses Malbuch abgeholt. Da geht's darum, dass man für jedes Buch, dass man sich ausgeliehen hat ein Bild malt und dann vorzeigt und dafür zehn Punkte bekommt und für die Punkte dann Preise sich auch abholen kann."
Und dennoch: Wer zukunftsfähig bleiben will, muss darüber hinaus offen sein für Neues, meint Horst Neißer:
" Die Veränderung ist das Wesen einer modernen öffentlichen Bibliothek. Eine öffentliche Bibliothek, die sich nur auf die Buchausleihe zurückzieht, die hat schon verloren."
" Was sie hier sehen, das ist eine Blindenbibliothek. Das hier zum Beispiel sind aufgesprochene Bücher. Aber jetzt zeige ich ihnen was ganz Besonderes: Diese Apparatur hier bietet den Blinden den Zugang zum gesamten gedruckten Bestand. Und zwar wird das Buch oder die Zeitschrift hier eingescannt, kann hier mit der elektronischen Braille-Zeile abgetastet werden oder wird durch eine künstliche Stimme vorgelesen. Diese Stimme spricht acht Sprachen."
So könnten sich Blinde systematisch durch ihre Lehrbücher arbeiten. Die Blindenbibliothek ist eine Abteilung der Stadtbibliothek und bundesweit die einzige ihrer Art. Genutzt wird das Angebot natürlich nur von einem Bruchteil der Besucher. Rund 4000 kommen insgesamt jeden Tag in die Zentrale in der Innenstadt, und weitere 4000 in ihre Zweigstellen. Man schmökert, liest Zeitung, leiht Brettspiele aus, hört CDs - oder vertieft sich, wie Baktash Modabber, in seine Seminar-Unterlagen:
" Ich lerne Elektrotechnik für eine Klausur, weil in der Uni-Bibliothek kaum noch Plätze frei sind um die Uhrzeit. Man kann sich viel besser ablenken zuhause, Fernseher, Computer, alles Mögliche. Und hier kommt man zum Lernen, macht zwei, drei Pausen zwischendurch."
Auf allen Etagen sitzen Schülerinnen und Studenten und lernen. Zwischendurch machen sie eine kurze Pause im Café im Erdgeschoss oder checken ihre E-Mails. Wer für die Seminararbeit wichtige Informationen benötigt, kann gegen Gebühr Recherchen in Auftrag geben.
Und man kann das hauseigene Tonstudio samt Flügel mieten, auf dem gerade der Bibliotheksdirektor selbst spielt.
" Dieses Studio können sie für 2,50 Euro die Stunde mieten. Und hier wird gespielt, hier wird gesungen, hier kann man sich selber aufnehmen."
Die Stadtbibliothek Köln setzt auf solche Zusatzangebote - auch um die eigene Zukunft zu sichern, sagt Neißer:
" Die traditionelle Bibliothek, die sich nur auf die Bücherausleihe konzentriert, wird wahrscheinlich keinen Bestand haben. Wenn sie sehen, wie viele Giganten jetzt auf diesen Markt drängen wie Amazon oder Google, wenn die auf den Buchmarkt drängen, dann entsteht den Bibliotheken hier eine Konkurrenz, gegen die sie keine Chancen haben."
Nach wie vor machen die Bücher rund 80 Prozent der eine Million Medien hier aus. Und deren Ausleihe steht im Vordergrund. Doch daneben baut die Kölner Bibliothek ihre Angebotspalette stetig aus: von der Rechtsberatung über den Bücher-Liefer-Service bis hin zu abendlichen Lesungen.
Das neueste Projekt verbirgt sich hinter einer der Türen im dritten Stockwerk. Dort sitzt Frank Daniel, verantwortlich für Recherche und Elektronische Dienste, vor einem Fernsehbildschirm:
" Ich habe jetzt das Videokonferenzstudio angeschaltet und starte jetzt die Verbindung. Wir wählen unsere Partner in der Berliner Stadtbibliothek an. Und die Verbindung baut sich jetzt auf ... So, jetzt sind drei Kanäle da, wir sind auch schon verbunden. (Stimme aus Berlin: Kanäle sind da, Bild auch.) So jetzt: Hallo Berlin! Jetzt hat's ja geklappt!"
Die Videokonferenz als Kommunikations- und Arbeitsmittel. Noch wird der Raum nur sehr selten genutzt. Doch in Zukunft soll das anders werden:
" Unsere Idee ist jetzt die, dass wir über die Bibliotheken der Welt ein Netz von Videokonferenzstudios ziehen. Nach dem Motto: Sie wollen mit jemanden reden: Gehen sie in die Bibliothek. So dass die Großmutter in New York ihr Enkelkind hier mal live sieht ist ebenso drin wie der Geschäftsmann, der mit dem anderen Geschäftsmann konferiert."
Die Basisarbeit lasse man dabei aber nicht aus dem Blick: Jeder zweite Besucher der Stadtteilbibliotheken ist unter 16 Jahre alt. Mit im Programm daher: die frühe Leseförderung in der Kinder- und Jugendbuchabteilung im Untergeschoss. Väter und Mütter, wie Annegret Klingel, wissen das zu schätzen.
" Wir haben uns jetzt heute dieses Malbuch abgeholt. Da geht's darum, dass man für jedes Buch, dass man sich ausgeliehen hat ein Bild malt und dann vorzeigt und dafür zehn Punkte bekommt und für die Punkte dann Preise sich auch abholen kann."
Und dennoch: Wer zukunftsfähig bleiben will, muss darüber hinaus offen sein für Neues, meint Horst Neißer:
" Die Veränderung ist das Wesen einer modernen öffentlichen Bibliothek. Eine öffentliche Bibliothek, die sich nur auf die Buchausleihe zurückzieht, die hat schon verloren."