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Möbel-Recycling
Gegen die Wegwerfgesellschaft

Neue Moden oder kurze Lebensdauer: Viele Menschen schmeißen Möbel schon nach wenigen Jahren der Nutzung weg. Ein Berliner Verein will Menschen animieren, die Möbel stattdessen zu reparieren. Wer doch etwas Neues will, dem raten die Möbel-Bastler: Second Hand kaufen oder möglichst viel Geld ausgeben.

Von Philipp Banse |
    Eine Frau hockt in einer Werkstatt vor einem Sideboard aus Holz und schleift dieses mit einem elekronischen Handschleifgerät ab
    Alte Möbel kann man oft aufarbeiten oder recyceln - statt sie wegzuschmeißen (dpa / Jakub Kaczmarczyk)
    "Bei mir war halt immer die Devise, den Lebenszyklus alter Möbel so zu verlängern, den Leuten ihren Schrott zurück zu verkaufen, das Möbel bleibt im Kreislauf. "
    Oliver Schübbe baut mit seiner Firma aus alten Möbeln neue Möbel. Er steht in seinem Transporter und zeigt auf etwa 20 Quader aus Holz, groß wie Bierkästen, an einer Seite offen sind, bunt stapelbar.
    "Das zum Beispiel, das ist halt so modular, ich kann es übereinanderstapeln. Es ist im Prinzip alles an Plattenstärken drin, von 12 Millimeter bis 38 Millimeter. Und man sieht halt immer an der Vorgeschichte ich war einmal eine Schreibtischplatte, ein Küchenschrank, ja."
    Die Regal-Quader sind sein modulares Regal "Frank", hergestellt aus alten, ob defekten Möbeln.
    "Aus jedem Billy-Regal kann ich noch zwei Frank-Module bauen. Und habe nur 20 Prozent Abfall."
    Viele Möbel gehen vorzeitig kaputt
    Frank Schübbe ist aus Herford nach Berlin gekommen zum Treffen des "Runden Tisch Reparatur", einem Verein, der Menschen animiert und hilft Dinge zu reparieren, statt sie wegzuwerfen. Christine Ax organisiert den Reparatur-Verein, der sich bisher vor allem defekten Fernsehern, Smartphones und Waschmaschinen gewidmet hat.
    "Wir müssen den Fokus erweitern, denn Gebrauchsgüter wie Kleider, Schuhe und Möbel sind direkt nach den Elektronikprodukten am problematischsten - mengenmäßig, aber auch in der Zusammensetzung."
    Das bestätigt Elke Salzmann, sie ist beim Verbraucherzentrale Bundesverband zuständig für Nachhaltigkeit und kennt die Statistiken der Verbraucherzentralen:
    "Und da ist deutlich zu erkennen, dass Möbel doch oft der Anlass sind, dass Verbraucherberatungsstellen aufgesucht werden. Das ist ja auch gut nachvollziehbar. Eine Couchgarnitur oder eine Schrankwand, das sind doch erhebliche Investitionen. Und da ist eben doch zu beobachten, dass die vorzeitig kaputtgehen."
    Kurzer Modezyklus - auch bei Möbeln
    Die Verbraucherschützerin fordert, dass die Gewährleistungsfristen für Möbel verlängert werden.
    "Wir haben ja hier die zwei Jahre in Deutschland. Und das ist der gleiche Zeitraum, ob sie jetzt für 80 Euro eine elektrische Zahnbürste kaufen oder für 3.500 Euro eine Schrankwand. Und da sind wir der Meinung, dass sich die Gewährleistungsfristen eigentlich auch der erwarteten Lebensdauer von Produkten anpassen müssten. Fünf Jahre wären für wirklich hochwertige Verbrauchsgüter eine ganz gute Länge."
    "Ich glaube aber, die größte Problematik ist aber, dass Möbel immer mehr in den Fashionsektor gedrängt wurden und IKEA am liebsten sieben Mal im Jahr einen Katalog rausbringen würde und sagen würde: Kaufen sie sich doch einen neuen Couchtisch! Es gibt neue Farben", sagt Oliver Schübbe, der Mann, der auf einem Reststoffhof in Herford aus alten Möbeln neue baut.
    Immer mehr weggeschmissene Möbel
    "Bei mir geht alle fünf Minuten die Tür auf und es wird gefragt: Kannst du diesen Schrank noch gebrauchen, die Tür? Und so ist mein Materialfluss. Und ich muss sagen, in letzten zehn Jahren hat sich das verdreifacht. Mit dem Möbelwegschmeißen ist das immer noch mehr geworden."
    Was aber tun, um Möbel länger zu nutzen, weniger Holz zu verbrauchen und weniger CO2 in die Luft zu pusten? Christine Ax vom Runden Tisch Reparatur sagt: Selber mal was reparieren oder zum Schreiner bringen.
    "Die bewegen sich aber - in Berlin zumindest - für einen wackligen Kleiderschrank nicht mehr aus der Werkstatt. "
    "Das stimmt, das ist ein Problem. Es gibt allerdings auch Schreiner, die damit werben, dass sie reparieren."
    Teuer neu kaufen oder günstig Second-Hand
    Wer denn wirklich neue Möbel braucht, dem rät Möbel-Recycler Schübbe: "Am besten möglichst viel Geld dafür auszugeben, am besten noch Design-Klassiker zu kaufen, die kann man dann nämlich teuerst noch wiederverkaufen."
    In Berlin werden gebrauchte Designer-Stühle von Charles Eames verkauft mit dem Versprechen, den Stuhl zum selben Preis wieder zurückzukaufen, wenn der Zustand noch ok ist. Dennoch kostet der Stuhl erstmal einige hundert Euro. Wer die nicht übrig hat, sagt Christine Ax vom Runden Tisch Reparatur, der solle doch mal ein Second-Hand Möbel-Kaufhaus besuchen:.
    "Es ist unglaublich, was man für wunderbare und auch hochwertige Möbel man da bekommt. Vollholzmöbel, es ist irre. Muss man mal hingehen und gucken. Das lohnt sich wirklich."