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Möglichst schnell absaugen

Technik. - Selbst kleinere Ölmengen können bei Schiffsunglücken verheerende Folgen haben. Deshalb versuchen Spezialschiffe, das ausgelaufene Öl möglichst schnell einzusammeln. In Hamburg wurde in den vergangenen Tagen auf dem Symposium "Öl im Meer" über solche Bekämpfungstechniken diskutiert. Heute stand in Hamburger Hafen eine kleine Demonstration auf dem Programm.

Von Frank Grotelüschen |
    Hamburg St. Pauli, Anleger Fischmarkt. Gerade hat die "Thor" abgelegt, ein unspektakuläres Schiff, gerade mal 35 Meter lang. Doch dann, als sie ein Hafenbecken auf der anderen Seite der Elbe erreicht, dröhnt ein lautes, singendes Geräusch durchs Schiff.

    "Der Matrose vorne löst jetzt das Schloss, das die Rumpfhälften vorne zusammenhält. Und dann kann das Schiff aufklappen. Der Lärm, den wir jetzt hören, ist die Schiffshydraulik, die mit Kraft die beiden Hälften auseinander drückt."

    Jens Rauterberg vom Havariekommando in Cuxhaven steht auf der Steuerbordseite der "Thor". Die Backbordseite bewegt sich langsam, aber stetig von ihm weg. Das Schiff scheint der Länge nach auseinander zu brechen.

    "Wenn man das nicht gewohnt ist, sieht das ein bisschen Furcht einflößend aus. Weil man denkt: Jetzt wird das Schiff gleich untergehen, weil die beiden Hälften voneinander wegdriften. Aber das ist von den Schiffbauern alles gut ausgerechnet und auch schon hundertfach probiert. Da brauchen wir keine Angst zu haben."

    Keine zwei Minuten später ist die Thor aufgeklappt, zu einem 32 Meter breiten V. Jetzt könnte sie als Staubsauger für Öl fungieren – Öl, das als Teppich auf dem Meer treibt. Rauterberg:

    "Wir fahren mit dem Schiff zum Ölfleck hin. Das Schiff klappt dort auf, fährt in diesen Ölfleck rein und saugt ihn von der Wasseroberfläche ab."

    Das Öl wird durch zwei Öffnungen in der Bordwand nach innen gesaugt, dort vom Wasser getrennt und in Tanks gepumpt. Insgesamt fasst das Spezialschiff 280 Tonnen Öl, sagt Jens Rauterberg.

    "Diese Schiffe haben sich sehr bewährt. Haben nur einen Nachteil, dass sie in der Anschaffung sehr teuer sind durch diese aufwändige Technik mit den zwei Rumpfhälften."

    Und: Schiffe wie die Thor können nur bei Wellenhöhen bis zu anderthalb Meter operieren, sonst drohen sie auseinander zu brechen. Das Problem: Oft ist die See deutlich rauer. Und deshalb arbeitet das Havariekommando gemeinsam mit der TU Berlin an einer neuen, sturmsicheren Technik.

    "Stellen Sie sich ein Schiff vor oder einen Ponton, der nach unten offen ist, und wo eine Klinge eingearbeitet ist. So dass man das Öl praktisch vom Wasser schneidet und über Tanks separieren kann. Es ist ein relativ einfaches System","

    sagt Hans-Werner Monsees, der Leiter des Havariekommandos.

    ""Sie fahren einfach die Wellen platt und schneiden dann mit einer Klinge unter dem Schiff das Öl runter und trennen so Öl und Wasser."

    Der SOS-Skimmer, so heißt das Patent, soll sogar bei fünf Meter hohen Wellen funktionieren. Im Wellenkanal habe sich der SOS-Skimmer bewährt, sagt Monsees.

    "Alle Laborversuche, alle Versuche in der Schiffbauversuchsanstalt sind sehr positiv. Und in Zukunft werden wir hoffentlich in absehbarer Zeit so ein Einsatzmittel haben, das wir ausprobieren können."
    Dazu aber braucht es noch eine Werft, die in diese Technik investieren und ein erstes Schiff ausrüsten will. Hans-Werner Monsees gibt sich optimistisch.

    "Wenn es Erfolg hat, ist es eine echte Marktlücke. Und dann wird es auch ein Verkaufsschlager, da sind wir sicher."