Manfred Kloiber: Der Kontrollverlust über seine eigene digitale Identität – das ist für Datenschützer das größte Problem an den sozialen Netzen. Denn ein wesentliches Prinzip von Facebook und Co. ist ja gerade der Austausch und das Teilen von persönlichen Informationen. Und damit dies nicht nur einfach, sondern möglichst auch reibungslos funktioniert, werden die Daten und auch die Regeln, wie sie weitergeben werden, zum größten Teil von den Plattformen selbst und nicht vom Nutzer verwaltet. Das von der EU geförderte Forschungsprojekt digital.me trat 2010 an, einen Gegenentwurf zu entwickeln. Acht Forschungsinstitute und Industrieunternehmen sind daran beteiligt und haben nun den Quellcode ihres Projektes offengelegt. Projektkoordinator ist Dr. Fabian Hermann vom Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO in Stuttgart. Herr Dr. Herrmann, was ist denn das Ziel des Projektes digital.me?
Fabian Hermann: In unserem Projekt geht es darum, dass wir eine Software entwickeln, die es erlaubt, soziale Anwendungen oder soziale Netze zu realisieren. Und das besondere dabei ist, dass wir das Ziel haben, den Benutzern möglichst viel Kontrolle über seine eigenen Daten zu geben, also seine persönlichen Daten. Und der Grundansatz dabei ist der, dass wir dem Benutzer ein eigenes System geben, was er unter seiner eigenen Kontrolle hat, also zum Beispiel auf einem eigenen Webserver laufenlassen kann, womit er dann mit anderen in Kontakt tritt. Das heißt, die Di.Me userware – so heißt das System – realisiert ein dezentrales soziales Netz. Das bedeutet, dass es eben nicht einen zentralen Anbieter gibt, wo ich mir einen Account geben lassen kann und dann ein soziales Netzwerk mach kann, sondern dass ich eben mein eigenes System habe und mit anderen, die eigene Systeme auch wieder haben, übers Internet in Kontakt treten kann.
Kloiber: Mit diesem Ziel, soziale Netzwerke zu dezentralisieren, sind ja auch Systeme wie Diaspora Friendica angetreten. Was unterscheidet denn di.me von den anderen Systemen?
Hermann: In unserem Forschungsprojekt ist ein wichtiges Ziel, dass wir in dem einzelnen Knoten des Benutzers, dem Benutzer dann möglichst viel Unterstützung geben können. Von der technischen Seite bedeutet das zunächst mal, dass wir sehr viel Forschung in Entwicklung gesteckt haben, darin, dass die Daten halt im System durchgängig auf sogenannten semantischen Modellen aufsetzen. Das bedeutet, dass die persönlichen Daten, in dem Fall des Benutzers, angereichert werden mit Wissen, was das System dann nutzen kann, um dem Benutzer Hinweise beispielsweise oder Empfehlungen zu geben.
Kloiber: Können Sie denn man konkrete Beispiele dafür nennen, wie semantische Technologien hier unterstützen können?
Hermann: Also zum Beispiel hinterlegen wir in di.me – für ein Dokument beispielsweise oder Daten, die der Benutzer hat, also Bilder zum Beispiel – die Privatheit oder die Sicherheit von Daten. Und auf der anderen Seite für Personen oder Kontakte, die der Benutzer hat – Freunde könnte man sagen – die Vertrauenswürdigkeit. Also ob jemand besonders vertrauenswürdig ist oder eben weniger vertrauenswürdig. Und das wären jetzt so Daten, mit denen di.me dann Hinweise geben kann. Zum Beispiel, wenn ich jetzt versuche, Daten an sehr viele Personen zu teilen oder eben Personen, die vielleicht nicht besonders vertrauenswürdig sind. Dann kann das System auf der Basis dann eben Hinweise geben. Ein anderes Beispiel wäre: Das System kann lernen, zu welchem Kontext bestimmte Daten gehören. Also wenn ich zum Beispiel jetzt ein Foto bisher immer nur in privaten Situationen verwendet habe und ich jetzt als Benutzer das plötzlich in einem anderen sozialen Kontext verwende, also das zum Beispiel im beruflichen Bereich verwenden möchte, dann ist das etwas, was di.me eben auch vielleicht zuvor gelernt hat und wo es dann einen Hinweis geben kann und fragen kann, ob das eine richtige Aktion ist, die der Nutzer gerade tun möchte oder vielleicht auch ein Fehler.
Kloiber: Nun ist ja di.me ein Softwareprojekt, was eben halt im Rahmen eines Forschungsauftrags entstanden ist. Jetzt legen Sie aber den Quellcode offen. Mit welchem Ziel tun Sie das?
Hermann: Das Ergebnis des Forschungsprojektes ist ein Prototyp, mit dem man eben dezentrale soziale Systeme realisieren kann. Aber es ist eben so, dass es noch nicht soweit ausgereift ist, dass man jetzt beispielsweise ein kommerzielles Produkt damit realisieren könnte. Und deswegen war es eigentlich von vornherein ein Plan, dass wir den Quellcode jetzt offenlegen, das heißt, eine sogenannte Open-Source-Publikation machen. Das Ziel dabei ist dann, dass wir damit die Möglichkeit schaffen, dass eben auch andere Interessierte Einzelpersonen, aber auch Unternehmen, die Software nehmen können, weiterentwickeln können, dazu beitragen können, dass neue Funktionen dazukommen. Also dass man sozusagen damit eine Community bildet um das Projekt herum, was eben dann die Weiterentwicklung und auch vielleicht Kommerzialisierung trägt.
Kloiber: Gibt es denn schon erste Ansätze, dass Industriepartner sagen: Ja, zum Beispiel diese Teile übernehmen wir in unsere produktiven Systeme?
Hermann: Unsere Partner haben ja von vornherein das ganze Projekt mitgestaltet und sind jetzt interessiert daran, eigentlich das große Ganze durchaus auch umzusetzen. Also wir wollen schon, dass jetzt auf der Basis der Open-Source-Publikation eben dann tatsächlich auch dezentrale und vertrauenswürdige, nutzerkontrollierte soziale Dienste umgesetzt werden. Das müsste jetzt nicht unbedingt gleich die ganz große Lösung sein, also im Sinne von einem sehr umfassenden klassischen Netzwerk. Das können auch vielleicht kleinere Dienste sein. Also zum Beispiel eben nur Dateiaustausch oder Massaging beispielsweise. Wichtig ist aber eben immer, dass diese Aspekte Nutzerkontrolle und eben vielleicht auch die Empfehlung zur Vertrauenswürdigkeit da mit drin sind.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.
Fabian Hermann: In unserem Projekt geht es darum, dass wir eine Software entwickeln, die es erlaubt, soziale Anwendungen oder soziale Netze zu realisieren. Und das besondere dabei ist, dass wir das Ziel haben, den Benutzern möglichst viel Kontrolle über seine eigenen Daten zu geben, also seine persönlichen Daten. Und der Grundansatz dabei ist der, dass wir dem Benutzer ein eigenes System geben, was er unter seiner eigenen Kontrolle hat, also zum Beispiel auf einem eigenen Webserver laufenlassen kann, womit er dann mit anderen in Kontakt tritt. Das heißt, die Di.Me userware – so heißt das System – realisiert ein dezentrales soziales Netz. Das bedeutet, dass es eben nicht einen zentralen Anbieter gibt, wo ich mir einen Account geben lassen kann und dann ein soziales Netzwerk mach kann, sondern dass ich eben mein eigenes System habe und mit anderen, die eigene Systeme auch wieder haben, übers Internet in Kontakt treten kann.
Kloiber: Mit diesem Ziel, soziale Netzwerke zu dezentralisieren, sind ja auch Systeme wie Diaspora Friendica angetreten. Was unterscheidet denn di.me von den anderen Systemen?
Hermann: In unserem Forschungsprojekt ist ein wichtiges Ziel, dass wir in dem einzelnen Knoten des Benutzers, dem Benutzer dann möglichst viel Unterstützung geben können. Von der technischen Seite bedeutet das zunächst mal, dass wir sehr viel Forschung in Entwicklung gesteckt haben, darin, dass die Daten halt im System durchgängig auf sogenannten semantischen Modellen aufsetzen. Das bedeutet, dass die persönlichen Daten, in dem Fall des Benutzers, angereichert werden mit Wissen, was das System dann nutzen kann, um dem Benutzer Hinweise beispielsweise oder Empfehlungen zu geben.
Kloiber: Können Sie denn man konkrete Beispiele dafür nennen, wie semantische Technologien hier unterstützen können?
Hermann: Also zum Beispiel hinterlegen wir in di.me – für ein Dokument beispielsweise oder Daten, die der Benutzer hat, also Bilder zum Beispiel – die Privatheit oder die Sicherheit von Daten. Und auf der anderen Seite für Personen oder Kontakte, die der Benutzer hat – Freunde könnte man sagen – die Vertrauenswürdigkeit. Also ob jemand besonders vertrauenswürdig ist oder eben weniger vertrauenswürdig. Und das wären jetzt so Daten, mit denen di.me dann Hinweise geben kann. Zum Beispiel, wenn ich jetzt versuche, Daten an sehr viele Personen zu teilen oder eben Personen, die vielleicht nicht besonders vertrauenswürdig sind. Dann kann das System auf der Basis dann eben Hinweise geben. Ein anderes Beispiel wäre: Das System kann lernen, zu welchem Kontext bestimmte Daten gehören. Also wenn ich zum Beispiel jetzt ein Foto bisher immer nur in privaten Situationen verwendet habe und ich jetzt als Benutzer das plötzlich in einem anderen sozialen Kontext verwende, also das zum Beispiel im beruflichen Bereich verwenden möchte, dann ist das etwas, was di.me eben auch vielleicht zuvor gelernt hat und wo es dann einen Hinweis geben kann und fragen kann, ob das eine richtige Aktion ist, die der Nutzer gerade tun möchte oder vielleicht auch ein Fehler.
Kloiber: Nun ist ja di.me ein Softwareprojekt, was eben halt im Rahmen eines Forschungsauftrags entstanden ist. Jetzt legen Sie aber den Quellcode offen. Mit welchem Ziel tun Sie das?
Hermann: Das Ergebnis des Forschungsprojektes ist ein Prototyp, mit dem man eben dezentrale soziale Systeme realisieren kann. Aber es ist eben so, dass es noch nicht soweit ausgereift ist, dass man jetzt beispielsweise ein kommerzielles Produkt damit realisieren könnte. Und deswegen war es eigentlich von vornherein ein Plan, dass wir den Quellcode jetzt offenlegen, das heißt, eine sogenannte Open-Source-Publikation machen. Das Ziel dabei ist dann, dass wir damit die Möglichkeit schaffen, dass eben auch andere Interessierte Einzelpersonen, aber auch Unternehmen, die Software nehmen können, weiterentwickeln können, dazu beitragen können, dass neue Funktionen dazukommen. Also dass man sozusagen damit eine Community bildet um das Projekt herum, was eben dann die Weiterentwicklung und auch vielleicht Kommerzialisierung trägt.
Kloiber: Gibt es denn schon erste Ansätze, dass Industriepartner sagen: Ja, zum Beispiel diese Teile übernehmen wir in unsere produktiven Systeme?
Hermann: Unsere Partner haben ja von vornherein das ganze Projekt mitgestaltet und sind jetzt interessiert daran, eigentlich das große Ganze durchaus auch umzusetzen. Also wir wollen schon, dass jetzt auf der Basis der Open-Source-Publikation eben dann tatsächlich auch dezentrale und vertrauenswürdige, nutzerkontrollierte soziale Dienste umgesetzt werden. Das müsste jetzt nicht unbedingt gleich die ganz große Lösung sein, also im Sinne von einem sehr umfassenden klassischen Netzwerk. Das können auch vielleicht kleinere Dienste sein. Also zum Beispiel eben nur Dateiaustausch oder Massaging beispielsweise. Wichtig ist aber eben immer, dass diese Aspekte Nutzerkontrolle und eben vielleicht auch die Empfehlung zur Vertrauenswürdigkeit da mit drin sind.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.