Für "Majc" hatte Java-Entwickler und Workstation-Spezialist "Sun" die Werbetrommel kräftig gerührt. "Majc" steht für " Microprocessor Architecture for Java Computing" und folgerichtig zielt das Produkt, laut Sun, auf den großen Anwendungsbereich der im Internet weit verbreiteten Programmiersprache Java. Analysen der Prozessor-Architektur sprechen jedoch eine andere Sprache: Erste technischen Details weisen "Majc" als sogenannten "general purpose" - Vielzweck - Prozessor aus, der Befehle aus Programmiersprachen, den sogenannten Hochsprachen, in Schaltungen umsetzt. "Majc" wird Programmcode verarbeiten können, der aus C-, C++ und Java-Programmen stammt. Auch handelt es sich bei dem neuen Sun-Produkt nicht um den ersten, rein auf Java abgezielten Chip: Bereits seit einiger Zeit bietet der südkoreanische Hersteller "LG Semiconductor" einen Java-Chip an. Dieser Prozessor verwendet die Pico-Java-Architektur von Sun, um damit ein Produkt sowohl für Desktop- als auch für Handheld-Computer auf den Markt zu bringen. Das Problem dabei: Aufgrund des relativ hohen Energieverbrauchs konnte sich der Pico-Java-2-Prozessor noch nicht durchsetzten. Suns "Majc" zielt auf den sogenannten "embedded"-Sektor ab: Dabei stehen Endgeräte wie etwa Settop-Boxen und Handys im Vordergrund. Erst später sollen Desktop-Anwendungen hinzutreten. Dem Chip wird dabei zugute kommen, dass die Funktionalität von digitalen Signalprozessoren bereits integriert ist. Diese Signalverarbeitung ist um einen Ultrajava-Kern gebaut, der 128 Bit lange Befehlsworte verarbeiten kann. Dadurch resultiert ein Datenstrom von mehreren Gigabit pro Sekunde. Überdies ist die Architektur für die Befehlsverarbeitung so aufgebaut, daß neben kompiliertem Programmcode auch Audio- und Videodaten direkt verarbeitet werden können und verschafft "Majc" ausgesprochene Multimediaeigenschaften. Experten kritisieren, dass Suns neues Produkt Java erst in den Befehlssatz der Hardware übersetzen müsse und damit ein wesentlicher Vorteil der Sprache - die Plattformunabhängigkeit - zumindest eingeschränkt werde. Bislang werden Java Befehle einzeln nacheinander interpretiert. "Majc" dagegen ist darauf angewiesen, ganze Programmteile zunächst zu übersetzen und dann erst auszuführen. Java wird damit abhängig von dem Befehlsatz eines Prozessors.
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Mogelpackung aus Silizium
Gerade von einem eigens auf die Multiplattformsprache "Java" abgestimmten Prozessor versprechen sich Insider ganz besondere Eigenschaften. In diesem Bewußtsein stellte Workstation-Hersteller "Sun" diese Woche mit dem "Majc"-Prozessor seine neue Chipgeneration vor. Allerdings zeigten sich Experten angesichts der ersten verfügbaren technischen Spezifikationen enttäuscht.