
Mohammad Rashid kommt gerade aus seinem Deutsch-Sprachkurs. In einem Café in der Bonner Innenstadt erzählt er von seiner Flucht-Odyssee.
"Ich war vor 2011 nicht in Syrien, ich war in China, studieren. Dann habe ich mein Studium in 2013 abgeschlossen und ich habe sehr über ein anderes Land nachgedacht, und ich habe Deutschland als mein Ziel gewählt."
Nach seinem Diplom in analytischer Chemie in Syrien hatte Mohammad von der Regierung ein Stipendium für einen Aufenthalt in China bekommen, um dort zu promovieren. Damals war es in Syrien noch relativ ruhig. Doch als er seine Dissertation beinahe fertig hatte, brach zu Hause der Krieg aus. Er bekam sein Stipendiengeld nicht mehr und konnte auch nicht zurück nach Syrien, denn sein Bruder war aus der Armee desertiert. Auch Mohammad Rashid stand deshalb auf einer Schwarzen Liste.
"Das waren sechs Monate für mich sehr unter Druck, ich habe in China überlegt, dass ich von China rausgehe, ohne dass ich meine Doktorarbeit abgeschlossen habe. Aber ich habe einen Onkel - der hat gesagt, nein nein, mach deinen Doktor."
Rashid spricht fließend Chinesisch
Zum Glück hat ihm die chinesische Regierung das letzte Jahr seiner Dissertation finanziert - und so kam der Syrer mit einem chinesischen Doktortitel nach Deutschland.
"Danach habe ich Asyl beantragt, wie die anderen syrischen Leute auch, ich habe keine andere Möglichkeit, nach China kann ich nicht wieder, nach Syrien: Das ist katastrophal."
Jetzt sitzt der Chemiker vor einem Glas Tee und reibt sich die müden Augen. Er ist einer der hoch qualifizierten Flüchtlinge, die Deutschland eigentlich nur bereichern können. Er spricht fließend Chinesisch und könnte sich vorstellen, für ein Chemie-Unternehmen zu arbeiten, das seine Kompetenz in dem Bereich nutzen kann. Daneben kann er Englisch und natürlich seine Muttersprache Arabisch. Auch im Deutschen wird er immer besser, obwohl die vielen Sprachen in seinem Kopf hin und wieder durcheinander geraten.
"Ich will Deutsch reden, aber das kommt Chinesisch."
Ein sehr großes Problem für Flüchtlinge ist die Anerkennung von Abschlüssen. Mohammed zum Beispiel darf formal seinen chinesischen Doktortitel in Deutschland noch nicht führen, denn die Anerkennung läuft immer noch.
"Bis heute darf ich mich nicht Doktor nennen – ich kann alles, nur als Doktor von China oder Doktor aus China."
Die Anerkennung ausländischer Qualifikationen ist Ländersache, Mohammad musste beim Wissenschaftsministerium NRW Hochschulzeugnisse und Übersetzungen einreichen, die nun geprüft werden. Wenn all das erfolgreich war, darf er sich als Doktor bezeichnen. Doch schon jetzt darf er sich mit dem Hinweis, dass er in China promoviert hat, auf Stellen bewerben.
"Ich nehme jetzt an einem Deutschkurs, Deutsch für den Beruf, teil und parallel suche ich einen Job. Ich habe mich auf einige Stellen beworben, aber leider noch nicht geklappt."
Im Rahmen seines Deutschkurses muss Mohammad Rashid ein Praktikum machen. Deutsche Freunde haben ihm geholfen, an der Uni Bonn einen Platz zu finden. Im Institut für Wasserhygiene, in einem Bereich, in dem er sich als Chemiker auskennt,
"Das wird mir helfen, ich glaube, ich kann viele Kontakte in meinem Bereich haben. Ich brauche den Kurs, weil die berufliche Sprache ist nicht so wie in dem allgemeinen Kurs, viele Worte ich muss im Beruf lernen."
Mit dem Fachvokabular und wenn er sich dann auch in Deutschland Dr. Rashid nennen darf, hofft der Syrer, wird es dann auch endlich mit einem Job klappen.