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Mond im Visier

Raumfahrt. - Mit konkreten Vorstellungen zu gemeinsamen Flügen zum Mond faszinierten europäische und US-amerikanische Wissenschaftler ihre Zuhörer auf dem Raumfahrtkongress in Friedrichshafen. Den Anfang sollen unbemannte Sonden machen, dann sollen Astronauten Mond und Mars erobern.

Von Guido Meyer | 28.09.2005
    Flüge zu Mond und Mars sind nicht länger irgendwo in der fernen Zukunft angesiedelt, sondern konkrete Vorhaben. Europas Weltraumagentur esa hat das Mars-Programm Aurora ins Leben gerufen, US-Präsident George Bush Amerikas Raumfahrtbehörde NASA mit bemannten Flügen zu Mond und Mars beauftragt. Höchste Zeit also, sich über den Ablauf solcher interplanetarer Reisen Gedanken zu machen.

    "Das LunAres-Projekt wurde von der esa in Auftrag gegeben, mit finanzieller Unterstützung von NASA. Wir sollten untersuchen, wie wir am besten Technologien für eine künftige bemannte Mars-Mission auf dem Mond testen können, und zwar in einem internationalen Rahmen."

    Michael Schiffner von der Technischen Universität München, dessen Team für die International Space University Straßburg Szenarien für die Rück-Eroberung des Mondes und die erste Besiedlung des Mars ausgearbeitet hat. Beide Ziele werden dabei zusammenhängend betrachtet. Außerdem empfiehlt LunAres eine Kooperation von Alter und Neuer Welt.

    "Zum Einen wird vorgeschlagen, dass man durch robotische Missionen Grundlagen verifizieren soll, bevor man dann die notwendige Infrastruktur auf die Mond-Oberfläche bringt, um dann in einem weiteren Schritt bemannte Mond-Missionen durchführen zu können, aber auch die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Ländern und Instituten erprobt und testet, um dann auch für eine zukünftige Mars-Mission vorbereitet zu sein."

    Eine dieser robotischen Missionen entwickelt derzeit das Institut für Raumfahrtsysteme der Universität Stuttgart: Lunar Mission BW 1. Geplanter Start: 2010 an Bord einer Trägerrakete aus Indien. René Laufer, der Projektleiter von BW 1.

    "Das ist ein kleiner Satellit, der den Mond umkreisen soll, Fernerkundung betreiben soll, die Mondoberfläche erforschen soll, Fotos machen soll, mit anderen Instrumenten sich das anschauen soll, bevor er dann am Ende der Mission auf die Oberfläche herunterfällt."

    BW 1 ist würfelförmiger Satellit mit etwa einem Meter Kantenlänge. Mit seiner Hilfe sollen erstmals zeitgleiche Beobachtungen der Mondoberfläche aus der Umlaufbahn und von Amateurastronomen auf der Erde möglich sein. So könnte beispielsweise geklärt werden, ob es sich bei bestimmten Lichteffekten um Kraterränder oder nur um Beleuchtungsphänomene handelt. Denn komplett erforscht und verstanden ist der Begleiter der Erde nach wie vor nicht.

    "Das denkt man. Aber nach den Apollo-Missionen, da dachte man: so, jetzt ist alles erforscht. Heute, rückblickend, wissen wir eigentlich, wie wenig wir wissen. Wir wissen fast nichts über den inneren Aufbau des Mondes. Wir wissen nach wie vor nichts genaues über die Entstehung des Mondes. Es gibt ganz viele Phänomene, die damals nicht untersucht werden konnten, weil die Apollo-Missionen aber auch die meisten anderen Sonden nur im äquatornahen Bereich des Mondes gelandet sind."

    Künftig sollen Astronauten in den Polar-Regionen des Mondes landen und dort ihr Lager aufbauen. Dort wird an den Innenseiten der Kraterwände Wassereis vermutet. Von den Polen aus wäre auch jederzeit ein Rückflug zur Erde möglich, weil das Raumschiff dort permanent mit Energie versorgt werden würde.

    "Eine Möglichkeit wäre natürlich an den Südpol, wo man den Point of Return Light vermutet, das heißt man hat dort immer Sonnenstrahlung, das heißt mit Solarzellen könnte man die nötige Energieversorgung zur Verfügung stellen. Es würde so ablaufen, dass die Crew mit einem Crew Exploration Vehicle (CEV) zum Mond gebracht wird, dann ins Habitat wechselt, dort anfängt, die Station in Betrieb zu nehmen, einzuschalten, während der folgenden 14 Tage gewisse Prozeduren testet, die man dann später als Grundlage braucht für die 450-Tage-Mission, und am Schluss dann mit dem Vehikel zurückkehrt zur Erde."

    Die Habitate würden vor der Crew separat auf den Mond gebracht. Dazu gehören Wohnmodule, Nuklear-Reaktoren und ein Gewächshaus. Das Projekt LunAres sieht nach einer ersten zweiwöchigen Test-Mission einen Aufenthalt von sechs Astronauten über 450 Tage vor, um die Dauer eines Mars-Fluges – auch unter psychologischen Gesichtspunkten – auf dem Mond einmal komplett durchzuspielen.