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Mond, Schwur, Regenbogen

Friedrich von Schiller lässt in seinem Drama Wilhelm Tell in der zweiten Szene des zweiten Aufzugs die Protagonisten zum berühmten Eid zusammenkommen. Der Rütlischwur fand zur Geisterstunde statt - mit kräftiger optischer Unterstützung des Firmaments.

Von Dirk Lorenzen |
    'Im Hintergrund zeigt sich der See, über welchem anfangs ein Mondregenbogen zu sehen ist', heißt es in den Anmerkungen zum Bühnenbild. Offenbar hatte Schiller sehr gute Kenntnisse des Geschehens am Himmel: Denn tatsächlich kommt es nicht nur im Sonnenlicht zu einem Regenbogen.

    Leuchtet der Mond sehr hell und steht er in der passenden Höhe am Firmament, so zaubert auch er mit Hilfe von Wassertropfen einen Regenbogen an den Himmel. Allerdings sind Mondregenbögen sehr viel seltener zu sehen als die bunten Bögen des Sonnenlichts. 'Das ist ein seltsam wunderbares Zeichen', heißt es passend bei Schiller.

    Im Lauf der Szene verziehen sich die Regenwolken und die Leute aus Uri, Schwyz und Unterwalden kommen auf der legendären Wiese über dem See zusammen. Dort fragt der Schwyzer Itel Reding 'Was soll der Inhalt sein des neuen Bunds, den wir hier unterm Sternenhimmel stiften?'.

    Der Bund stand mit Regenbogen, Mond und Himmelszelt offenbar unter exzellenten Sternen - schließlich gibt es die Schweizerische Eidgenossenschaft noch immer, gut sieben Jahrhunderte nach dem sagenhaften Geschehen unter kosmischer Aufsicht.

    Auch heute Nacht können Sie einen Schwur unter dem wunderbaren Sternenhimmel leisten. Doch zwei Tage nach Neumond wird es einen Mondregenbogen sicher nicht geben - dafür muss man mindestens bis zum Wochenende warten.

    Astronomische Vereine in der Schweiz

    Die Schweizerische Astronomische Gesellschaft

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