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Mondbasis im Eigenbau

Raumfahrt. - Im vergangenen Jahr verkündete US-Präsident Bush das ambitionierte Vorhaben, die USA sollten erneut zum Mond zurückkehren. Wie das aussehen könnte, welche Fahrzeuge dafür benötigt würden und was bei Siedlungen auf Mond und Mars zu beachten ist, erörterten Experten anlässlich der in Orlando/Florida. Ein Fazit dabei: wer auf den Mond will, muss auch basteln können.

02.02.2005
    Nach Jahrzehnten Abstinenz bekunden US-Administration und Raumfahrt-Elite die feste Absicht, wieder auf den Erdtrabanten zurückzukehren. Das mache Sinn, meint auch Pat Downing von der Konstruktionsfirma Bechtel. Die Firma in Maryland plant bereits eine erste Infrastruktur für die Monderoberung: "Der Auftrag des Präsidenten an die Nasa lautet, bis etwa 2020 eine ständige Präsenz auf dem Mond zu etablieren. Diese Basis könnten Astronauten dann auch für die Erkundung des weiteren Sonnensystems nutzen." Ein Vorteil einer Mondbasis liegt auf der Hand: wegen der geringen Schwerkraft könnten hier Raumschiffe wesentlich leichter abheben als auf Mutter Erde. Doch wer auf dem Mond wohnen will, darf nicht von der Post abhängig sein - er muss dem Trabanten abringen, was er zum Leben braucht. Die Planungen der Experten sehen vor, zunächst die Module einer ersten Behausung per Robot-Laster zum Mond zu schießen. Die ersten Besatzungen wären also quasi Bauarbeiter und mit dem Zusammenbau der Station beschäftigt. Nach dem Richtfest dann soll der kostspielige Nachschub von der Erde - bereits bei der Internationalen Raumstation ISS ein gefürchtetes Nadelöhr - immer weiter reduziert werden.

    Doch Autarkie im All ist eine komplexe Herausforderung, weiß auch Downing: "Materialien müssen einerseits recycelt und andererseits möglichst vor Ort gewonnen werden, was mit den entsprechenden Geräten und Werkzeugen für Wasser, Eisen und Helium-3 möglich wäre. Ansonsten müssen die Mond-Menschen wochen- oder monatelang auf Lieferung von der Erde warten." Wo eine geeignete Stelle für eine Kolonie auf dem Mond wäre, sollen autonome Sonden erkunden, berichtet Dan Rasky vom Nasa Ames Research Center in Kalifornien: "Diese Roboter sehen etwa aus wie eine Salatschüssel und umfassen bis zu sechs Penetratoren. Die Sonden könnten auch für die Erkundung des Mars verwendet werden und untersuchen Beschaffenheit des Geländes, Stürme und sonstige Gefahren."

    Ist ein geeigneter Landeplatz ausgekundschaftet, beginnt eine weitere Aufgabe der intelligenten Salatschüsseln. Dazu Rasky: "Sie übernehmen dann die Aufgabe von Landelichtern für das Crew Exploration Vehicle. Durch die ferngesteuerten Kameras der Sonden können die Astronauten die Oberfläche direkt sehen. Die Standorte der einzelnen Späher dienen dann als topografische Orientierungshilfen beim Landeanflug, der somit präzise gesteuert werden kann." Bevor die Pfadfinder aus Blech und Silizium aber auf die Reise gehen, sollen erste Prototypen bereits im kommenden Jahr auf der Erde beweisen, was sie können. 2006 schließlich will die NASA dann Abwurf und Landung der Pfadfindersonden erstmals praktisch erproben.

    [Quelle: Guido Meyer]