Mittwoch, 24. April 2024

Montagsdemos in Leipzig
"Wir wollen raus! Wir wollen raus!"

ARD-Hörfunkkorrespondent Wolfgang Hauptmann berichtet von der Leipziger Montagsdemo.

04.09.2014
    Auf Transparenten fordern Teilnehmer des friedlichen Demonstrationszuges am 10.10.1989 durch die Leipziger Innenstadt immer wieder "Freiheit" - hier auf einem Banner mit drei Ausrufungszeichen zu lesen.
    Auf Transparenten fordern Teilnehmer des friedlichen Demonstrationszuges am 10.10.1989 durch die Leipziger Innenstadt immer wieder "Freiheit". (picture alliance / Lehtikuva Oy)
    Sprechchöre: "Wir wollen raus! Wir wollen raus! Wir wollen raus! Wir wollen raus!"

    Reporter Wolfgang Hauptmann: "Er ist schon zu einer Tradition geworden, der Leipziger Fürbitte-Gottesdienst jeden Montag Nachmittag in der ehrwürdigen Kirche. Und wer die Ausbürgerung betreibt, nutzt ihn als Treffpunkt. Hinterher wird oft versucht, dem ohnmächtigen Zorn auf die DDR-Behörden in einer Demonstration Luft zu machen. Mehr als eine Hundertschaft Polizei stand an den Zugängen als Sperrkette oder in Zugformation und nicht weit weg entfernt vom Pressezentrum standen Lastwagen nebst Verstärkung, falls die Demonstranten versucht hätten, zum Markt durchzubrechen. Sie taten es nicht. Sie schrien statt dessen."

    Sprechchöre: "Stasi raus! Stasi raus! Stasi raus! Stasi raus!"

    Hauptmann: "Transparente wurden entrollt, beklatscht und so lange in der Luft geschwenkt, bis die Greifer der Staatssicherheit die Losungen in ihre Gewalt gebracht hatten. Sie hießen 'Reisefreiheit statt Massenflucht‘, 'Für ein offenes Land mit freien Menschen‘ und 'Demokratie‘. Aus der Menge drangen immer wieder Rufe an das Ohr der Korrespondenten."

    Frau: "Ich möchte jetzt endlich zu meinem Mann in die Bundesrepublik!"

    Bürger: "Lassen Sie mal die Frau vor"

    "Lass die Frau vor!"

    "Recht auf Selbstbestimmung!"

    Frau: "Mein Mann, der ist in der Bundesrepublik, schon zwei Jahre. Ich sitze mit meiner Tochter hier ganz alleine!"