Geht man nach seinen Gemälden, dann war Hans Poelzig im Herzen ein Expressionist. Nicht von ungefähr sieht man sie überall in dieser Ausstellung hängen. Die Kuratoren Matthias Schirren und Wolfgang Pehnt haben sie bewusst direkt in die Sichtachsen zwischen den Architekturzeichnungen und Modellen gehängt, so dass man das leidenschaftliche Temperament des Mannes rasch erahnt.
Ein Bedenkenträger und Kind von Traurigkeit war er jedenfalls nicht. Dafür sprechen auch die mehr oder weniger sympathisierenden Äußerungen seiner Zeitgenossen, die ihn gern als genialischen Kraftbolzen beschreiben, als Kerl von ungehemmter Natürlichkeit, der die grössten Bauaufträge stemmte und damit ganz dem Ideal des "Weltbaumeisters" nachkam, das im Architekturutopismus der zehner und zwanziger Jahre höchste Anerkennung genoss. Kritiker unterstellten dem bekennenden Preußen freilich auch Gigantismus, manche sogar Vorwegnahme der martialischen Bauvolumen des Dritten Reiches. Poelzig selbst wurde aber 1933 von den Nazis aller öffentlichen Ämter enthoben und wollte 1936, als die Repressalien immer stärker wurden, noch in die Türkei emigrieren. Kurz vor der Abreise starb er jedoch, 67-jährig.
Von Beginn an hat sich Poelzig in der deutschen Bautradition gesehen. Während Kollegen Studienreisen nach Italien, Frankreich oder Spanien unternahmen, reiste er nach Trier, St. Goar oder Melk, um deutsche Romanik und Barock zu studieren. Pehnt und Schirren haben in ihrer Ausstellungskonzeption Wert auf einen chronologisch-systematischen Nachvollzug seiner Entwicklung gelegt, um keine falschen Schlüsse aufkommen zu lassen. Poelzigs Betonung des Preußischen und Deutschen hatte nichts mit verstiegenem Nationalismus zu tun. Sein Projekt war es, Tradition und Moderne zu einem eigenen, wieder erkennbaren Stil zu verschmelzen.
Und das versuchte er auch gleich im großen Stil. Wer heute durch das von Poelzig ungeliebte Berlin geht, stösst auf viele einprägsame Spuren, die er hinterlassen hat: Das riesige Haus des Rundfunks mit seiner 150 Meter langen Klinkerfassade. Die Wohnhäuser rund um den Rosa-Luxemburg-Platz. Internationalen Ruhm erlangte er 1919 mit dem Umbau des Grossen Schauspielhauses in Berlin, dessen riesige Kuppel wie eine Topfsteingrotte mit künstlichen Zapfenreihen behängt war. Das spektakuläre Gebäude wurde im Krieg zerstört.
Während er sich als Industriearchitekt streng an Zweckmäßigkeit mit historisierenden Anklängen orientierte, wucherten in seinen Hauptwerken die Natursymbole und utopischen Metaphern. Das Schauspielhaus als Grotte, der Entwurf für das Bismarck-Nationaldenkmal als felsiges Naturtheater und Trutzburg, das Istanbuler Haus der Freundschaft als begrünte Tempelanlage à la Palestrina und schliesslich, als Höhepunkt, das 1931 fertig gestellte I.G. Farben-Haus in Frankfurt am Main, seinerzeit als 2000-Fenster-Haus und größtes Bürogebäude der Welt bewundert oder verspottet: Eine riesige Stadtkrone aus halbkreisförmig aufgefächerten Flachdachbauten, die Poelzig den Ruf einbrachte, das mörderische Wahnsystem der Nazis und der Auschwitz-Betreiber I. G. Farben architektonisch veredelt zu haben.
Wolfgang Pehnt und Matthias Schirren verweisen in der Ausstellung ausdrücklich auf diesen Verdacht, indem sie die berühmten, großformatigen Fotos von Günther Förg zum leeren I. G. Farben-Haus aus den 90er Jahren neben Poelzigs Entwürfe hängen, Fotos, die in ihrem gemäldehaften, zugleich nüchternen Duktus zeigen, dass man der Architektur eben nicht ansieht, was später in ihr stattfand. Die Diskussion, wie viel Totalitarismus in der Moderne letztlich vorweggenommen wurde oder eben nicht, wird auch mit dieser exzellenten Ausstellung weitergehen.
Ein Bedenkenträger und Kind von Traurigkeit war er jedenfalls nicht. Dafür sprechen auch die mehr oder weniger sympathisierenden Äußerungen seiner Zeitgenossen, die ihn gern als genialischen Kraftbolzen beschreiben, als Kerl von ungehemmter Natürlichkeit, der die grössten Bauaufträge stemmte und damit ganz dem Ideal des "Weltbaumeisters" nachkam, das im Architekturutopismus der zehner und zwanziger Jahre höchste Anerkennung genoss. Kritiker unterstellten dem bekennenden Preußen freilich auch Gigantismus, manche sogar Vorwegnahme der martialischen Bauvolumen des Dritten Reiches. Poelzig selbst wurde aber 1933 von den Nazis aller öffentlichen Ämter enthoben und wollte 1936, als die Repressalien immer stärker wurden, noch in die Türkei emigrieren. Kurz vor der Abreise starb er jedoch, 67-jährig.
Von Beginn an hat sich Poelzig in der deutschen Bautradition gesehen. Während Kollegen Studienreisen nach Italien, Frankreich oder Spanien unternahmen, reiste er nach Trier, St. Goar oder Melk, um deutsche Romanik und Barock zu studieren. Pehnt und Schirren haben in ihrer Ausstellungskonzeption Wert auf einen chronologisch-systematischen Nachvollzug seiner Entwicklung gelegt, um keine falschen Schlüsse aufkommen zu lassen. Poelzigs Betonung des Preußischen und Deutschen hatte nichts mit verstiegenem Nationalismus zu tun. Sein Projekt war es, Tradition und Moderne zu einem eigenen, wieder erkennbaren Stil zu verschmelzen.
Und das versuchte er auch gleich im großen Stil. Wer heute durch das von Poelzig ungeliebte Berlin geht, stösst auf viele einprägsame Spuren, die er hinterlassen hat: Das riesige Haus des Rundfunks mit seiner 150 Meter langen Klinkerfassade. Die Wohnhäuser rund um den Rosa-Luxemburg-Platz. Internationalen Ruhm erlangte er 1919 mit dem Umbau des Grossen Schauspielhauses in Berlin, dessen riesige Kuppel wie eine Topfsteingrotte mit künstlichen Zapfenreihen behängt war. Das spektakuläre Gebäude wurde im Krieg zerstört.
Während er sich als Industriearchitekt streng an Zweckmäßigkeit mit historisierenden Anklängen orientierte, wucherten in seinen Hauptwerken die Natursymbole und utopischen Metaphern. Das Schauspielhaus als Grotte, der Entwurf für das Bismarck-Nationaldenkmal als felsiges Naturtheater und Trutzburg, das Istanbuler Haus der Freundschaft als begrünte Tempelanlage à la Palestrina und schliesslich, als Höhepunkt, das 1931 fertig gestellte I.G. Farben-Haus in Frankfurt am Main, seinerzeit als 2000-Fenster-Haus und größtes Bürogebäude der Welt bewundert oder verspottet: Eine riesige Stadtkrone aus halbkreisförmig aufgefächerten Flachdachbauten, die Poelzig den Ruf einbrachte, das mörderische Wahnsystem der Nazis und der Auschwitz-Betreiber I. G. Farben architektonisch veredelt zu haben.
Wolfgang Pehnt und Matthias Schirren verweisen in der Ausstellung ausdrücklich auf diesen Verdacht, indem sie die berühmten, großformatigen Fotos von Günther Förg zum leeren I. G. Farben-Haus aus den 90er Jahren neben Poelzigs Entwürfe hängen, Fotos, die in ihrem gemäldehaften, zugleich nüchternen Duktus zeigen, dass man der Architektur eben nicht ansieht, was später in ihr stattfand. Die Diskussion, wie viel Totalitarismus in der Moderne letztlich vorweggenommen wurde oder eben nicht, wird auch mit dieser exzellenten Ausstellung weitergehen.