Freitag, 10. Mai 2024

Archiv


Morgendliches Leuchten der Neutronensterne

"Sterne und Kerne" - so waren die diesjährigen "Saturday Morning Physics" in Darmstadt betitelt. In einer achtteiligen Veranstaltungsreihe des Instituts für Physik an der TU setzten sich mehrere hundert Schüler in den letzten Monaten an Samstagvormittagen mit dem Aufbau des Universums, sogenannter dunkler Materie oder Neutronensternen auseinander. Sinn und Zweck der Veranstaltung: Die Lust an Physik zu wecken.

Von Ludger Fittkau | 15.12.2008
    Samstag morgen, 9 Uhr. Der große, 400 Plätze umfassende Hörsaal der Physik an der TU Darmstadt ist bis auf den letzten Platz mit Oberstufenschülern gefüllt - etwa ein Fünftel der Anwesenden sind Schülerinnen. Einige Physikbegeisterte sind schon lange vor Veranstaltungsbeginn angereist.

    " Ich bin schon gestern gekommen und habe in der Jugendherberge übernachtet."

    Alexander Pakakis besucht die 13. Klasse des Otto-Hahn-Gymnasium in Ludwigsburg bei Stuttgart. Er möchte Luft- und Raumfahrt studieren, ein Angebot wie die "Saturday Morning Physics" in Darmstadt vermisst er in Stuttgart sehr:

    "Super. Es war richtig, richtig genial.

    Es macht so viel Spaß, das lohnt sich richtig.

    Wir haben das Ganze begonnen Mitte der 90er Jahre, als wir noch 40 Anfänger in der Physik hatten. Nachdem wir in den 90er Jahren schon mal über 200 hatten, waren wir ganz stark abgesackt. Inzwischen sind wir zurück bei etwa 200 und unsere Statistik zeigt, dass wir schneller aufgestiegen sind durch diese Aktion als im bundesweiten Trend überhaupt. "

    Sagt Dr. Harald Genz, der Organisator der "Saturday Morning Physics", die jeweils im Herbst an acht Samstagvormittagen stattfinden. Mit dem Ziel, für ein Physikstudium zu werben, lud die TU Darmstadt in diesem Jahr bereits zum elften Mal in den Hörsaal- und längst nicht alle Interessierten fanden einen Platz:

    "Wir waren wohl die ersten, die das gestartet haben. Die Idee habe ich mitgebracht aus Amerika, aus Chicago und ich fragte damals meine Kinder, die gerade Abitur machten, wie seht ihr die Chancen und die sagten: Was, Samstags morgens Physik? Da kommt gar keiner. Da haben wir es trotzdem aufgebaut, mit zwei Kollegen, wir haben Wetten gemacht, wie viel wohl kommen würden. Die Wetten gingen zwischen 20 und 100 und wir hatten über 1000 Anmeldungen. Das sprach sich sofort rum."

    Max Mehltretter und Nils Bormann aus Mörfelden-Walldorf sind an diesem kalten Samstagmorgen um 6.30 Uhr aufgestanden, um rechtzeitig in Darmstadt zu sein:

    "War natürlich ein bisschen früh immer, aber es hat sich schon gelohnt.

    Mich interessieren schon die Sachen, die nicht im Unterricht angesprochen werden. Weltall, Neutronensterne, das war einfach total interessant und hier kann man es halt am besten erfahren."

    Professor Braun-Munzinger vom Institut für Kernphysik der TU hält an diesem Tag einen Vortrag über die Möglichkeiten, den Urknall im Labor zu simulieren. Der Wissenschaftler arbeitet vor den Toren Darmstadts auch mit einem Teilchenbeschleuniger, einer kleinen Variante des bekannten CERN-Beschleunigers bei Genf. Angela Balmert aus dem gut 60 Kilometer entfernten Karben fand es prima, dass sie die Anlage im Rahmen von "Saturday Morning Physics" besichtigen durfte. Ob sie nun auch Physik studieren will?

    " Ich weiß es nicht. Ist halt schon relativ schwer und so, mal schauen.

    Ich überlege schon, hier Physik zu studieren. So sicher ist das noch nicht, aber dass ich hier war, hat schon weitergeholfen.

    Ich meine, sie werben auch vor jedem Vortrag und bei jedem Vortrag und nach jedem Vortrag dafür. Es ist ja eigentlich nur ne Werbeveranstaltung. "

    Fabienne Marco, die von der Marienschule Offenbach gekommen ist, will lieber Mathematik studieren. Am Infostand vor dem Hörsaal stehen jedoch zwei Studenten, die über frühere "Saturday Morning Physics" zum Physikstudium gefunden haben - Sandra Kemler und Sebastian Bürkle:

    " Ich war 2005 und 2006 hier, als Schülerin. Und 2007 und 2008 als Helferin.

    Ich war selber als Schüler hier und jetzt zum ersten Mal als Betreuer.

    Das ist ein sehr experimenteller Zugang, man lernt schon mal die Universität kennen, was man davor als der Schule heraus noch nicht so in der Lage ist und es lässt einen ersten Eindruck in das Physikstudium bekommen und ich denke, einen sehr Guten."

    Deshalb plant die Darmstädter TU für den Herbst 2009 bereits die zwölfte Vortragsreihe. Wer sie nicht verpassen will, sollte sich frühzeitig im Institut für Kernphysik der TU melden. Denn wie immer wird der Hörsaal bis auf den letzten Platz belegt sein.