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Moscheebrände
Doch Verdacht auf Brandstiftung

Anschlag oder nicht? In Berlin und in Bielefeld brannten in dieser Woche Moscheen. Während viele Muslime eine islamfeindliche Tat befürchteten, gingen die Ermittler zunächst von technischem Defekt oder Fahrlässigkeit aus. Seit heute halten sie Brandstiftung doch wieder für möglich.

15.08.2014
    Vom Ruß geschwärzte Außenwände sind an einem im Bau befindlichen Teil der Moschee an der Skalitzerstraße in Berlin-Kreuzberg zu sehen.
    Die Ermittler rätseln über die Ursache des Feuers in der Moschee an der Skalitzerstraße in Berlin-Kreuzberg. (dpa / Paul Zinken)
    Nach dem Brand in einer Berliner Moschee schließt die Polizei Brandstiftung nicht mehr aus. Die Kriminaltechniker fanden Spuren einer brennbaren Flüssigkeit, wie die Polizei mitteilte. Die Ermittlungen werden jetzt beim polizeilichen Staatsschutz, der für politisch motivierte Taten zuständig ist, gebündelt. Das Feuer war in der Nacht zu Dienstag in einem noch nicht fertiggestellten Anbau der Moschee an der Skalitzer Straße in Kreuzberg ausgebrochen. Dabei brannten Baumaterialien. Die Flammen verrußten auch die Fassade der Moschee.
    Mehrere hundert Muslime demonstrierten und beteten beim Freitagsgebet nahe dem Brandort auf der Straße. Der Imam der Mosche, Ismail Altin, erklärte: "Für uns steht seit heute Morgen fest, dass ein Brandanschlag auf die Mevlana-Moschee verübt wurde." Ähnlich äußerte sich der Vorsitzende des Islamrats in Deutschland, Ali Kizilkaya.
    "Wenn in unserer Stadt religiöse Gebäude brennen, nehme ich das ernst"
    Berlins Innensenator Frank Henkel (CDU) betonte, der Verdacht einer vorsätzlichen Brandstiftung müsse dringend aufgeklärt werden. "Wenn in unserer Stadt religiöse Gebäude brennen, ganz gleich, ob es sich um Kirchen, Synagogen oder Moscheen handelt, dann nehme ich das äußerst ernst", betonte Henkel. Er führte aus, die Polizei habe in den letzten Tagen in einem engen Dialog mit den Betroffenen gestanden: "Ich habe heute den türkischen Generalkonsul telefonisch über die neuen Erkenntnisse informiert."
    Die Herangehensweise der Berliner Behörden an den Fall sorgte derweil für Unverständnis. Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime, Aiman Mazyek, erinnerte an die Ermittlungspannen bei den Anschlägen der rechtsextremen NSU-Zelle. "Haben wir gelernt aus den NSU-Anschlägen", fragt er in einem Beitrag für die Internetseite islam.de, die er als Chef vom Dienst selbst betreut. Damals hätten die Täter "bewusst keine Bekennerbriefe, keine erkennbaren Spuren" hinterlassen. Bei den NSU-Ermittlungen hatten die Sicherheitsbehörden einen rechtsextremen Hintergrund frühzeitig ausgeschlossen. Im Fall der Berliner Mevlana-Moschee hatte der Staatsschutz unmittelbar nach dem Feuer schon einmal ermittelt. Dann hieß es aber, es gebe keine Anhaltspunkte für eine politisch motivierte Tat. Ein Sprecher der Polizei erklärte nach Angaben der Nachrichtenagentur dpa, man gehe nicht von einer gezielten Brandstiftung aus.
    Auch um Moscheebrand in Bielefeld gibt es Streit
    In Bielefeld brannte Anfang der Woche ebenfalls eine Moschee. Dabei wurde nach Angaben der dortigen Polizei ein Koran angezündet. Die Flammen hätten dann auf einen Teppich und eine Wandverkleidung übergegriffen. Zudem gebe es Einbruchsspuren. Eine Spendenkasse sei aufgebrochen und ein geringer Betrag entwendet worden. Auch hier hieß es, bislang gebe es keine Hinweise auf einen fremdenfeindlichen, politischen oder religiösen Hintergrund. Aus Sicht von Mazyek war es jedoch "unzweifelhaft Brandstiftung". Der Verbandschef unterstrich: "Muslime haben derzeit Angst und sind irritiert, was da an Hass und Gewalt kommt und wie indifferent und beinah teilnahmslos die Öffentlichkeit." (lob/tgs)