Freitag, 03. Mai 2024

Karnevalskultur
Mottowagen in den Karnevalshochburgen kritisieren Politik und Gesellschaft

Die Motivwagen stehen im Fokus der großen Rosenmontagszüge am Rhein. Sie gehören fest zur Tradition des Karnevals und finden mit ihrer satirischen Kritik auch international große Beachtung.

12.02.2024
    Der Mottowagen, der den designierten US-Präsidentschaftskandidaten Trump mit der US-Nationalflagge in Form eines Hakenkreuzes zeigt und mit einer Schere in der Hand, fährt im Rosenmontagszug.
    Einer der Mottowagen beim Rosenmontagszug in Düsseldorf (Federico Gambarini / dpa / Federico Gambarini)
    Die Persiflage-Wagen im Kölner Rosenmontagszug, dem größten seiner Art, zeigten unter anderem Bundeskanzler Scholz als Faultier in der Hängematte und Außenministerin Baerbock als Elefant im Porzellanladen. Auf einem weiteren Wagen streckte eine Narrenfigur ihr blankes Gesäß einigen zum Hitlergruß ausgestreckten Armen entgegen - an einem Arm prangte das Logo der AfD. NRW-Ministerpräsident Wüst, der zu Fuß im Kölner Zug mitlief, sagte, Karneval sei gelebte Vielfalt. Im Übrigen sei es wohltuend, mal ein bisschen Spaß zu haben.

    Satire-Wagen im Düsseldorfer Rosenmontagszug

    Ein Kanzler ohne Hirn und die russisch-orthodoxe Kirche zu Füßen Putins: Die Mottowagen von Satiriker Jacques Tilly waren erstmal am Morgen öffentlich zu sehen, als sie vom Depot zum Aufstellungsort des Düsseldorfer Rosenmontagszugs rollten. Mit dabei in diesem Jahr war eine Pappmaschee-Version des früheren US-Präsidenten Trump, der die Nationalflagge der USA zu einer Hakenkreuz-Fahne verunstaltet. Ein dargestellter Narr demaskierte auf einem weiteren Wagen die AfD. Tilly wagte sich auch an den Nahostkonflikt heran: Ein Hamas-Terrorist schiebt eine palästinensische Familie vor einen israelischen Panzer. Dazu sagte der Wagenbauer, beide Seiten kämen nicht gut weg bei diesem Wagen.
    Die vielen Demonstrationen gegen Rechtsextremismus fanden sich im Düsseldorfer "Zoch" ebenfalls wieder: Ein bunter Fischschwarm mit der Aufschrift "Wir sind mehr" hat sich formiert und ist im Begriff, einen finster dreinblickenden blau-braunen Fisch zu verspeisen.
    Der Düsseldorfer Rosenmontagszug nahm jedoch nicht nur Missstände in der Politik aufs Korn. Wagenbauer Tilly hielt auch Straßen-Rowdys den Spiegel vor. "Sie verdienen Dank und Respekt!" stand auf einem Motivwagen, auf dem drei Papp-Figuren zu sehen waren: eine Polizistin, ein Sanitäter und ein Feuerwehrmann. Wagenbauer Tilly stellte sie mit angsterfüllten Gesichtern, zur Abwehr erhobenen Händen und heftigen Blessuren dar. Darunter standt die Aufschrift: "Stoppt die Attacken auf unsere Einsatzkräfte."

    Kritische Motivwagen auch in Mainz

    Auch der Mainzer Rosenmontagszug lockte zahlreiche Besucher in die Stadt - unter anderem aufgrund der viel beachteten Mottowagen. In Mainz war Kanzler Scholz mit Augenklappe als Schiffbrüchiger zu sehen. Wirtschaftsminister Habeck wurde als "Fliegender Robert" dargestellt, der mit seinem Heizungsgesetz die Bodenhaftung verliert. Bundesgesundheitsminister Lauterbach flog sein Experimentierkasten Gesundheitswesen um die Ohren.
    Diese Nachricht wurde am 12.02.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.