Mozart - Flötenquartette
Da ergeht es einem ganz anders, wenn man die Mozart'schen Flötenquartette mit Emanuel Pahud, Christoph Poppen, Hariolf Schlichtig und Jean-Guihen Queyras hört. Da hat sich ein Teil des Cherubini-Quartetts mit dem Soloflötisten des Berliner Philharmonischen Orchesters zusammengetan, und zumal der Nicolet-Schüler Pahud gehört eben doch längst zu den Unerreichbaren. Dabei handelt es sich auch bei diesen Quartetten um Hausmusik, und Mozart gab nicht durchweg sein Bestes, als er sie niederschrieb. Das dreisätzige D-dur-Werk KV 285 allein entspricht dem Standard dessen, was man von diesem Komponisten gewohnt ist; vor allem die Themenbildung, das Ausspinnen eines musikalischen Gedankens, ist hier ähnlich komplex wie im übrigen Oeuvre. Die Quartette KV 285 a und b tragen doch allzu sehr den Charakter der Gelegenheitskomposition, und das A-dur-Werk KV 298 war wohl eher als Scherz gemeint, geschrieben für eine vergnügt musizierende Runde, die sich daran ergötzte, dass Mozart zwei damals bekannte Lieder und eine Arie in der Manier der italienischen Kollegen setzte. Das Final-Rondo dieses Quartetts trägt eine parodistisch gemeinte Überschrift: "Allegretto grazioso, mà non troppo presto, però non troppo adagio. Così, così - con molto garbo, ed Espressione - Allegretto grazioso, aber nicht zu sehr Presto, aber nicht zu sehr adagio. Wie auch immer - mit viel Anstand und Ausdruck." Natürlich weiß man nicht, wie der Kreis, für den dieses Quartett bestimmt war, sich bei der Aufführung benommen hat. Emanuel Pahud spielt jedenfalls auch bei dem A-dur-Quartett durchgängig con garbo, mit Anstand und bestem Geschmack. Er ist überhaupt ein Nobilissimus der Flöte, wärmer in der Tongebung als sein Lehrer und philharmonischer Vor-Vor-Vorgänger Nicolet, aber auch ohne dessen stets spürbare nervöse Spannung. Er bringt ein Piano und Pianissimo von berückender Süße zustande, und alles wird von einem ganz weiten Atem getragen. Die Souveränität dieses Flötisten wäre beängstigend, wäre nicht so viel Liebenswürdigkeit im Spiel. Immer wieder bringt er ein Legato ein, um das ihn jeder Streicher beneiden kann. Christoph Poppen macht das einzig Richtige: Stellenweise lässt er blitzende Virtuosität hören, meist aber verlegt er sich darauf, unter der Flöte einen faszinierenden Farbteppich auszubreiten und so dem Streicherklang insgesamt die Richtung zu weisen: man hat im wesentlichen zu begleiten, selbst wenn Mozart alle Instrumente immer wieder in die thematische Arbeit einbezieht. * Musikbeispiel: W. A. Mozart - aus: Flötenquartett D-dur KV 285, * Satz. Adagio und 3. Satz. Rondeau Das war das Finalrondo aus dem Flötenquartett D-dur KV 285 von Wolfgang Amadeus Mozart, gespielt von Emanuel Pahud, Flöte Christoph Poppen, Violine, Hariolf Schlichtig, Viola und Jean-Guihen Queyras, Violoncello. Sie hörten einen Ausschnitt aus der neuen EMI-Classics-CD mit Flötenquartetten von Mozart. Außerdem brachten wir heute in der Sendung "Die neue Platte" im Deutschlandfunk einen Hinweis auf die cpo-Produktion der Klaviertrios von Joseph Haydn mit dem Trio 1790. Am Mikrofon bedankt sich Norbert Ely für Ihre Aufmerksamkeit.