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Mücken-Monitoring
Angst vor dem Zika-Virus in Rio

Das Zika-Virus grassiert unter anderem in Brasilien. Schwangere Frauen, die ursprünglich überlegt hatten, die Olympischen Spiele in Rio zu besuchen, dürften sich das nun genauer überlegen. Der Erreger steht in Verdacht, Schädelmissbildungen bei Neugeborenen herbeizuführen. Wissenschaftler aus Rio wollen nun Gebiete identifizieren, in denen die Ansteckungsgefahr mit Zika und anderen Viren besonders hoch ist.

Von Joachim Budde | 09.02.2016
    Eine Stechmücke der Art Aedes aegypti
    Die Gelbfiebermücke Aedes aegypti gilt als der hauptsächliche Überträger des Zika-Virus. (picture alliance /dpa /Gustavo Amador)
    Das Ausmaß der Zika-Epidemie in Brasilien hat selbst jene Forscher überrascht, die sich professionell mit Krankheiten beschäftigen, die von Mücken übertragen werden. In Rio lag das Augenmerk der Wissenschaftler bis Mitte letzten Jahres auf anderen Erregern: dem Dengue-Virus, aber auch Gelbfieber und Chikungunya. Denn die Wissenschaftler wollen wissen, welche Gefahren Athleten und Touristen drohen, die zu den Olympischen Spielen an den Zuckerhut reisen. Seit drei Jahren sammeln Forscher der Bundesuniversität in Rio de Janeiro dazu Daten, sagt Professor Davis Fereirra.
    "Wir haben Fallen aufgestellt, fangen Mücken und untersuchen sie auf Arboviren. So können wir uns ein Bild davon machen, wann und wo welche Mücken unterwegs sind und welche Krankheitserreger sie in sich tragen."
    Vor allem an den Veranstaltungsorten, im Olympischen Dorf, am Hafen und am Flughafen fangen die Forscher Mücken, sagt der Virologe und stellvertretende Direktor des Instituts für Mikrobiologie an der Bundesuniversität von Rio. Das Auswärtige Amt steuert über das "Deutsche Biosicherheitsprogramm" Geld für das Mücken-Monitoring bei. Auch deutsche Wissenschaftler sind daran beteiligt. Dr. Jonas Schmidt-Chanasit vom Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg hat die brasilianischen Kollegen geschult und fliegt regelmäßig zu ihnen, um Ergebnisse zu diskutieren und die Arbeit abzustimmen. Ziel des Monitorings sei "dass wir bestimmte Stadtteile oder Gebiete identifizieren, wo einmal eine hohe Infektionsrate in den Stechmücken festgestellt wurde, dass man dort gezielt bekämpfen kann, um einen Ausbruch eben zu verhindern. Oder, wenn eben keine Bekämpfung stattfinden kann, weil es zu kurzfristig einfach ist, dass man die deutschen Athleten und eben Besucher warnen kann: In diesen Gebieten gibt es viele Stechmücken, die infiziert sind, bitte meidet diese Gebiete, weil eben die Gefahr groß ist, dass man sich dort infiziert."
    Das Dengue-Virus zirkuliert
    An vielen Stellen haben die Forscher vor allem Culex-Mücken gefangen. Für diese Arten gilt bislang, dass sie Zika und auch Dengue nicht verbreiten können. Doch auch die Gelbfiebermücke Aedes aegypti, die als der eigentliche Überträger dieser Viren gilt, ging den Forschern schon so oft in die Falle, dass man jetzt mehr über ihre Populationsdynamik wisse, sagt Davis Fereirra.
    "Und wir haben in diesen Gelbfiebermücken hauptsächlich Dengue-Viren gefunden. In den letzten Jahren waren in Rio nur wenige Menschen mit Dengue infiziert, darum haben wir das Virus nur in wenigen Mücken gefunden. Aber es zirkuliert."
    In Rio schwankt die Zahl der Dengue-Fälle. Auf Ausbrüche folgen in der Regel zwei bis drei Jahre mit wenig Infektionen. Für Zika gibt es beim Monitoring noch Schwierigkeiten. Bis vor kurzem fehlten käufliche Tests, um das Zika-Virus in den gefangenen Mücken nachzuweisen.
    "Wir haben bislang kaum Mücken mit dem Virus gefunden. Wir optimieren gerade erst die Methoden für Zika, denn darüber haben wir uns bis vor sechs Monaten noch gar keine Sorgen gemacht."
    Das hat sich inzwischen geändert. Aber große Sorgen macht sich Davis Fereirra auch mit Blick auf Olympia nicht.
    "Das Risiko ist für Schwangere am größten. Sie sollten nicht nach Brasilien oder in ein anderes Gebiet fahren, in dem Zika zirkuliert, bis wir einige wichtige Fragen zu dem Virus beantwortet haben. Für Athleten und gesunde Touristen sollte Zika aber kein Problem sein. Im August dürfte die Epidemie abgeflaut sein, und man muss dazusagen: Die meisten Menschen, die sich infizieren, zeigen nur sehr leichte oder gar keine Symptome."