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Mülltourismus mit Elektroschrott

Elektrogeräte müssen seit dem 24. März separat entsorgt werden. Die Bürger machen mit. Doch es gibt Probleme beim Transport zur Wiederverwertung.

Von Mirko Smiljanic |
    Bergisch Gladbach, Elektroschrottannahme: Fünf Container voller Herde, Kühlschränke, Monitore und Computer, Haushaltskleingeräte und Leuchtstoffröhren. Der Andrang ist wieder groß.

    "Ja, das ist das Typische, was an Kleingeräten gebracht wird. Tastaturen, Drucker, Telefonanlagen, alles Sachen aus dem Elektronikbereich, der eben sehr kurzlebig ist","

    läutert Wilhelm Carl, Leiter des Abfallwirtschaftsbetriebes von Bergisch Gladbach, während er in einer Kiste mit Elektromüll kramt:

    ""Das sind ja vielfach Modeartikel geworden, die da ersetzt werden, obwohl es technisch nicht notwendig ist, nur weil die Leistungsmerkmale nicht stimmen, und die Computerbildschirme, die hier ankommen, die Röhrengeräte, die funktionieren noch zur Hälfte, werden einfach ausgetauscht gegen Flachbildschirme, ohne dass eine technische Notwendigkeit besteht."

    Viel Müll, deren Rohstoffe recycelt werden sollen. Aus 1000 Tonnen Elektroschrott etwa lassen sich 14 Tonnen Kupfer gewinnen, was aber nicht in den Annahmestationen der Kommunen geschieht, sondern von den Herstellern beauftragte Firmen erledigen. Verantwortlich ist dafür das Elektroaltgeräteregister.

    "Dieses Elektroaltgeräteregister koordiniert dann die Abholung durch die Hersteller, sie weist einem bestimmten Hersteller unsere Übergabestelle zu und verpflichtet ihn, unseren Container abzuholen und einen leeren wieder aufzustellen."

    Und genau da beginnen die Probleme:

    "Es gibt also durchaus die Fälle, in denen ein Hersteller von Elektrogeräten, der im Süddeutschen ansässig ist, einen Auftrag von EAR bekommt, im norddeutschen Raum an einer dortigen Übergabestelle einen vollen Container abzuholen und verwerten zu lassen."

    Was aufwändig und teuer, also wenig sinnvoll ist. Seit langem schon plädieren Fachleute für eine Lösung auf kommunaler, beziehungsweise auf Bundesländerebene.

    "Aber das ist eine Wunschvorstellung, mit der wir nicht durchgedrungen sind. In anderen Ländern wird es so praktiziert, aber hier hat man die zentrale Koordination durch die Hersteller gesetzt."

    Und ein weiteres Problem beobachtet Wilhelm Carl: Die Container werden nicht pünktlich abgeholt. Was keine Schludrigkeit der Firmen ist, eher schon ein handwerklicher Fehler des Gesetzestextes. Der sieht nämlich vor,

    "dass ein Container von einer Firma aufgestellt wird, aber nicht unbedingt wieder abgeholt wird. Dann bekommt eine Drittfirma den Auftrag, diesen Container abzuholen, so dass der Eigentümer des Containers anschließend Schwierigkeiten hat, wieder an sein Eigentum zu kommen. Und diese Abstimmungen, die dann zwischen den Entsorgungsunternehmen notwendig sind und die Transporte, die dann auch mit leeren Containern erforderlich werden, die hindern das gesamte System doch erheblich."

    So dass vor allem die Kommunen über ihre Spitzenverbände immer wieder Nachbesserungsbedarf anmelden, bisher allerdings mit wenig Erfolg. Wenig Erfolg haben sie auch mit ihrer Bitte, möglichst nur einen Containertyp einzusetzen:

    "'"Dadurch, dass wir immer unterschiedliche Containertypen bekommen, teilweise mit festen Dächern drauf, können wir die nicht mit einer Person und einem Gabelstapler beladen, sondern haben einen erhöhten Aufwand.""

    Ob der angesichts ohnehin hoher Abfallgebühren das Elektroschrottgesetz auch in ein zwei Jahren noch gut findet, bezweifeln Kenner. Noch aber ist seine Sammelleidenschaft ungebrochen. Der Kühlschrankcontainer muss alle zwei Tage ausgetauscht werden.

    "Bildschirme so einmal die Woche und die Kleingeräte hier so gut alle ein bis zwei Wochen, die Waschmaschinen und Sonstiges auch so gut ein Container pro Woche."