Ulrike Burgwinkel: Gerade haben wir von der Bologna-Nachfolgekonferenz in Budapest berichtet, vom europäischen Hochschulraum, der noch nicht wirklich realisiert ist, von den protestierenden Studenten, die Bologna den Prozess machen.
Jetzt möchten wir in "Campus & Karriere" ein außergewöhnliches und außergewöhnlich gelungenes Unternehmen vorstellen, das zwar an der Uni Münster das Licht der Welt erblickte, aber in elf weiteren europäischen Städten beheimatet ist: der European Master in Classical Cultures. Professor Peter Funke ist Studiengangsleiter. Guten Tag nach Münster!
Peter Funke: Guten Tag!
Burgwinkel: Herr Professor Funke, was genau ist denn dieser European Master?
Funke: Ja, es ist zunächst mal ein Studiengang, so wie Sie es bei der Anmoderation auch schon gesagt haben, ein wirklich außergewöhnlicher Studiengang. Er ist außergewöhnlich und auch erfolgreich.
Jetzt kann man natürlich sagen, zum Teil wegen Bologna, auf der anderen Seite aber auch trotz Bologna, denn manches an den neuen Bolognaregeln war schwierig, aber man muss sagen, er wäre sicherlich auch nicht zustande gekommen, wenn es bestimmte Regeln in Bologna nicht gegeben hätte. Aber was will der Studiengang?
Der Studiengang ist in seinem Zuschnitt wirklich - das muss man sagen - europaweit einmalig. Er erstreckt sich auf den gesamten Bereich der klassischen Altertumswissenschaften, das heißt auf die Archäologie, die alte Geschichte und die klassischen Philologien des gesamten antiken Mittelmeerraumes. Er ist sehr weit gespannt, und was er sich zum Ziel gesetzt hat, ist, dass er sich auf europäischer Ebene eine Plattform schaffen will, an der Studierende frei flotieren können zwischen den verschiedenen Universitäten und wirklich einen Forschungsraum haben, wo sie einen Master-Abschluss machen auf diesen Bereich der klassischen Altertumswissenschaften.
Und der Witz dabei ist, dass man verpflichtet ist - nicht nur kann, sondern verpflichtet ist -, an wenigstens zwei Universitäten zu studieren, die in unterschiedlichen modernen Sprachen unterrichten, mit dem Effekt aber, dass der Studierende oder die Studierende jeweils dann aber auch ein doppeltes Diplom bekommt. Das heißt, sie bekommen ein voll gültiges Diplom der jeweiligen besuchten Universitäten - das können bis zu drei verschiedene Universitäten in Europa sein. Und das ist das Besondere an dem ganzen Angebot.
Burgwinkel: Das klingt nach einem riesigen organisatorischen Aufwand. Wie stemmt man ein solches Projekt?
Funke: Also der organisatorische Aufwand war riesig, um das Ding erst mal zustande zu bringen, diesen Studiengang. Für die Studierenden selbst, die dies studieren wollen, soll er sehr, sehr einfach sein, denn das Ganze steht unter dem Motto: Flexibel muss das Ganze sein.
Und wir hatten uns vorgenommen - wir, das sind all die Koordinatoren und Projektträger dieses Studienganges -, dass wir hier einen Studiengang entwickeln, der eben nicht zusätzliche Lehrveranstaltungen und zusätzlich in Englisch spezifisch angebotene Lehrangebote hier unterbreitet, sondern das vorhandene Kapital, die vorhandenen Lehrveranstaltungen nutzt und sie öffnet für diese Studierenden, die dann sich jeweils genau spezifisch auf das, was sie interessiert, hin ihre Lehrveranstaltung, ihre Universität aussuchen können.
Und das soll so flexibel wie möglich sein, das heißt, nichts Besonderes, sondern das, was vorhanden ist, das wollen wir nutzen und damit wirklich einen Lehrraum schaffen, wie er eben in Europa eigentlich gewünscht wird. Und das wird für die Studierenden einfach. Für uns war es schwierig, wir haben drei Jahre daran gesessen, um diese ganzen verschiedenen Länder wirklich zusammenzubringen, die Regeln, die Akkreditierungen, die verschiedenen Zuständigkeiten, Behörden da so weit zu bringen, dieses flexible Instrument zu akzeptieren.
Das Problem war, dass die eben das nicht gewohnt waren, dass wir hier ein flexibles Instrument schaffen wollen. Und das haben wir aber jetzt nach drei Jahren mit Unterstützung, finanzieller Unterstützung der EU dann auch wirklich geschafft. Und da sind wir stolz drauf, dass wir das haben. Und das ganze Unternehmen fährt in einem Probegang jetzt mittlerweile zwischen Österreich, der Universität Innsbruck, Frankreich, das ist Toulouse, und Münster und Freiburg, jetzt im ersten Studienjahr, und jetzt im Winter werden alle anderen hinzukommen, das heißt Deutschland, Frankreich, Österreich, Polen, Italien, Griechenland, Zypern und die Türkei.
Das sind die, die jetzt erst mal im Konsortium hier mitwirken. Hinzu kommen noch viele andere Länder, also Spanien, England und so weiter, die klopfen schon an, und die Niederlande. Aber wir wollen jetzt erst einmal im Winter mit diesen Universitäten, mit diesen Ländern und dort eben mit bestimmten Universitäten starten.
Burgwinkel: Und Praktikumspartner mussten Sie nun auch noch suchen.
Funke: Natürlich, das Praktikum ist ein fester Bestandteil des Ganzen, und es ist uns gelungen, hier Praktikumspartner wirklich von hohem Rang zu bekommen. Da ist unter anderem das Deutsche Archäologische Institut mit all seinen Auslandsinstituten dabei, da ist das Numismatische Museum in Athen dabei, die Museen in Toulouse und viele Kooperationspartner in Rom und in Perugia, also wir haben da ein breites Feld. Auch in Posen, denn Polen ist ja mit dabei, bietet hier ganz wirklich interessante Studienpraktikumsplätze an, die dann auch sehr wichtig sind, glaube ich, schon für die berufliche Perspektive, für die weitere berufliche Perspektive der Studierenden, die hier dann auch sagen können, wir haben hier nicht nur europaweit studiert, sondern sind auch in den Praktika europaweit ausgebildet worden.
Burgwinkel: Ihr Motto könnte doch eigentlich sein: Anpacken und nicht verzweifeln!
Funke: So ist das Motto, sonst, wenn wir verzweifelt wären, dann wäre das Ganze nicht zustande gekommen. Das Ganze konnte nur zustande kommen, weil es wirklich ein Kreis wirklich, ich würde schon sagen renommierter Kollegen ist, die aber alle untereinander wirklich auch freundschaftlich zusammengestanden haben, sonst hätten wir das Ding nie zustande gekriegt. Und so packen wir das auch zukünftig hin an.
Burgwinkel: Vielen Dank für das Gespräch! Professor Peter Funke über den europäischen Studiengang der klassischen Kulturen war das.
European Master in Classical Cultures
Jetzt möchten wir in "Campus & Karriere" ein außergewöhnliches und außergewöhnlich gelungenes Unternehmen vorstellen, das zwar an der Uni Münster das Licht der Welt erblickte, aber in elf weiteren europäischen Städten beheimatet ist: der European Master in Classical Cultures. Professor Peter Funke ist Studiengangsleiter. Guten Tag nach Münster!
Peter Funke: Guten Tag!
Burgwinkel: Herr Professor Funke, was genau ist denn dieser European Master?
Funke: Ja, es ist zunächst mal ein Studiengang, so wie Sie es bei der Anmoderation auch schon gesagt haben, ein wirklich außergewöhnlicher Studiengang. Er ist außergewöhnlich und auch erfolgreich.
Jetzt kann man natürlich sagen, zum Teil wegen Bologna, auf der anderen Seite aber auch trotz Bologna, denn manches an den neuen Bolognaregeln war schwierig, aber man muss sagen, er wäre sicherlich auch nicht zustande gekommen, wenn es bestimmte Regeln in Bologna nicht gegeben hätte. Aber was will der Studiengang?
Der Studiengang ist in seinem Zuschnitt wirklich - das muss man sagen - europaweit einmalig. Er erstreckt sich auf den gesamten Bereich der klassischen Altertumswissenschaften, das heißt auf die Archäologie, die alte Geschichte und die klassischen Philologien des gesamten antiken Mittelmeerraumes. Er ist sehr weit gespannt, und was er sich zum Ziel gesetzt hat, ist, dass er sich auf europäischer Ebene eine Plattform schaffen will, an der Studierende frei flotieren können zwischen den verschiedenen Universitäten und wirklich einen Forschungsraum haben, wo sie einen Master-Abschluss machen auf diesen Bereich der klassischen Altertumswissenschaften.
Und der Witz dabei ist, dass man verpflichtet ist - nicht nur kann, sondern verpflichtet ist -, an wenigstens zwei Universitäten zu studieren, die in unterschiedlichen modernen Sprachen unterrichten, mit dem Effekt aber, dass der Studierende oder die Studierende jeweils dann aber auch ein doppeltes Diplom bekommt. Das heißt, sie bekommen ein voll gültiges Diplom der jeweiligen besuchten Universitäten - das können bis zu drei verschiedene Universitäten in Europa sein. Und das ist das Besondere an dem ganzen Angebot.
Burgwinkel: Das klingt nach einem riesigen organisatorischen Aufwand. Wie stemmt man ein solches Projekt?
Funke: Also der organisatorische Aufwand war riesig, um das Ding erst mal zustande zu bringen, diesen Studiengang. Für die Studierenden selbst, die dies studieren wollen, soll er sehr, sehr einfach sein, denn das Ganze steht unter dem Motto: Flexibel muss das Ganze sein.
Und wir hatten uns vorgenommen - wir, das sind all die Koordinatoren und Projektträger dieses Studienganges -, dass wir hier einen Studiengang entwickeln, der eben nicht zusätzliche Lehrveranstaltungen und zusätzlich in Englisch spezifisch angebotene Lehrangebote hier unterbreitet, sondern das vorhandene Kapital, die vorhandenen Lehrveranstaltungen nutzt und sie öffnet für diese Studierenden, die dann sich jeweils genau spezifisch auf das, was sie interessiert, hin ihre Lehrveranstaltung, ihre Universität aussuchen können.
Und das soll so flexibel wie möglich sein, das heißt, nichts Besonderes, sondern das, was vorhanden ist, das wollen wir nutzen und damit wirklich einen Lehrraum schaffen, wie er eben in Europa eigentlich gewünscht wird. Und das wird für die Studierenden einfach. Für uns war es schwierig, wir haben drei Jahre daran gesessen, um diese ganzen verschiedenen Länder wirklich zusammenzubringen, die Regeln, die Akkreditierungen, die verschiedenen Zuständigkeiten, Behörden da so weit zu bringen, dieses flexible Instrument zu akzeptieren.
Das Problem war, dass die eben das nicht gewohnt waren, dass wir hier ein flexibles Instrument schaffen wollen. Und das haben wir aber jetzt nach drei Jahren mit Unterstützung, finanzieller Unterstützung der EU dann auch wirklich geschafft. Und da sind wir stolz drauf, dass wir das haben. Und das ganze Unternehmen fährt in einem Probegang jetzt mittlerweile zwischen Österreich, der Universität Innsbruck, Frankreich, das ist Toulouse, und Münster und Freiburg, jetzt im ersten Studienjahr, und jetzt im Winter werden alle anderen hinzukommen, das heißt Deutschland, Frankreich, Österreich, Polen, Italien, Griechenland, Zypern und die Türkei.
Das sind die, die jetzt erst mal im Konsortium hier mitwirken. Hinzu kommen noch viele andere Länder, also Spanien, England und so weiter, die klopfen schon an, und die Niederlande. Aber wir wollen jetzt erst einmal im Winter mit diesen Universitäten, mit diesen Ländern und dort eben mit bestimmten Universitäten starten.
Burgwinkel: Und Praktikumspartner mussten Sie nun auch noch suchen.
Funke: Natürlich, das Praktikum ist ein fester Bestandteil des Ganzen, und es ist uns gelungen, hier Praktikumspartner wirklich von hohem Rang zu bekommen. Da ist unter anderem das Deutsche Archäologische Institut mit all seinen Auslandsinstituten dabei, da ist das Numismatische Museum in Athen dabei, die Museen in Toulouse und viele Kooperationspartner in Rom und in Perugia, also wir haben da ein breites Feld. Auch in Posen, denn Polen ist ja mit dabei, bietet hier ganz wirklich interessante Studienpraktikumsplätze an, die dann auch sehr wichtig sind, glaube ich, schon für die berufliche Perspektive, für die weitere berufliche Perspektive der Studierenden, die hier dann auch sagen können, wir haben hier nicht nur europaweit studiert, sondern sind auch in den Praktika europaweit ausgebildet worden.
Burgwinkel: Ihr Motto könnte doch eigentlich sein: Anpacken und nicht verzweifeln!
Funke: So ist das Motto, sonst, wenn wir verzweifelt wären, dann wäre das Ganze nicht zustande gekommen. Das Ganze konnte nur zustande kommen, weil es wirklich ein Kreis wirklich, ich würde schon sagen renommierter Kollegen ist, die aber alle untereinander wirklich auch freundschaftlich zusammengestanden haben, sonst hätten wir das Ding nie zustande gekriegt. Und so packen wir das auch zukünftig hin an.
Burgwinkel: Vielen Dank für das Gespräch! Professor Peter Funke über den europäischen Studiengang der klassischen Kulturen war das.
European Master in Classical Cultures