
Am schwersten betroffen seien weiterhin schwarze Frauen und Frauen aus benachteiligten Wohngegenden. Das geht aus einer Untersuchung des Programms MBRRACE-UK hervor, das Müttersterblichkeit, Fehlgeburten und Todesfälle bei Säuglingen sowie deren Ursachen untersucht. In den Jahren 2020 bis 2022 wurden 13,41 Todesfälle pro 100.000 Schwangerschaften gezählt. Rechnet man Corona-Infektionen, die die zweithäufigste Todesursache ausmachten, heraus, dann ergibt sich eine Rate von 11,54. Das seien 8,79 Todesfälle pro 100.000 Schwangerschaften mehr als in den Jahren 2017 bis 2019 und der höchste Wert seit dem Zeitraum 2003 bis 2005.
Als Hauptursache für den Tod während der Schwangerschaft oder kurz nach der Entbindung wurden Thrombosen und Thromboembolien aufgrund von Blutgerinnseln festgestellt. Auch Herzerkrankungen und ein allgemein schlechter Gesundheitszustand waren demnach häufig Ursachen.
Höhere Sterblichkeit bei schwarzen Frauen
Das Risiko von schwarzen Frauen, während der Schwangerschaft oder kurz danach zu sterben, war dreimal so hoch wie bei weißen Frauen. Bei asiatisch-stämmigen Frauen und Frauen aus benachteiligten Gegenden ergab sich ein doppelt so hohes Risiko wie bei weißen Frauen aus weniger armen Wohngegenden.
Dass deutlich mehr schwarze Frauen als weiße betroffen sind, wird bereits seit längerem in Großbritannien als Problem diskutiert. Auf einer Fachkonferenz, über die die BBC 2019 berichtete, wurden als Ursache neben soziale Benachteiligungen auf Vorurteile verwiesen. Schwangerschaftsvorsorge wird demnach nur unzureichend in Anspruch genommen, auch weil die Frauen teilweise das Gefühl hätten, nicht ernst genommen zu werden. Schwarze Mütter berichteten, dass sie rassistischen Vorurteilen beim NHS begegnet seien.
NHS räumt Handlungsbedarf ein
MBRRACE-UK-Expertin Knight forderte Konsequenzen. Ein Sprecher des Nationalen Gesundheitsdienstes (NHS) räumte ein, dass "weitere Maßnahmen" notwendig seien. Die Investitionen des NHS England in die medizinische Betreuung von Schwangeren sowie flankierende Maßnahmen seien deswegen auf 186 Millionen Pfund (216 Millionen Euro) pro Jahr erhöht worden.
Der NHS steht bei dem Thema nach einer Reihe von Skandalen stark unter Druck. 2022 wurde ein Untersuchungsbericht veröffentlicht, wonach durch Missstände in zwei Kliniken im Westen Englands innerhalb von zwei Jahrzehnten 201 Babys und neun Mütter starben.
Müttersterblichkeit weltweites Problem
Laut einem vor knapp einem Jahr veröffentlichten Bericht der UNO starben 2020 weltweit alle zwei Minuten Frauen während einer Schwangerschaft oder Geburt. Dabei zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen Ländern des globalen Südens und des globalen Nordens. In Deutschland starben 2020 laut UNICEF 34 Mütter während der Entbindung, das mache 4 Todesfälle pro 100.000 Lebendgeburten. In der Demokratischen Republik Kongo lag der Wert bei 547 Todesfällen pro 100.000 Lebendgeburten.
Diese Nachricht wurde am 13.01.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.