Ein höchst seltsames Stück ist das: eine Mischung aus "Sechs Personen suchen einen Autor" und "Così fan tutte", eine Mixtur aus Commedia dell’arte und absurdem Theater.
Ein älterer Mann will seine kapriziöse junge Frau, mit der er seit sechs Jahren verheiratet ist, wieder enger an sich binden. Ein ausgebrannter Stückeschreiber sucht nach einem Plot für sein neues Libretto, findet es zwischen klischeehaften Standardsituationen und einem mutigen Blick ins reale Leben.
Das Ganze unterfüttert von der so ruhelosen Musik Rossinis mit ihren permanenten "stops and goes", ihrem fast besinnungslosen Rasen und plötzlichen Innehalten, ihrer maschinenhaften Motorik und dem ruckartigen Rückwärtsdrehen.
1814 schrieb Gioacchino Rossini diese Pirandello antizipierende Oper vom "Türken in Italien" für die Mailänder Scala. Napoleon war verbannt nach Elba, das ständige Vor und Zurück von Revolution und Restauration schien am Ende. An der Scala hatte man eben Mozarts "Così fan tutte" geöffnet, jenes Beziehungs-Labor über jugendlichen Partnertausch, dirigiert von einem älteren Spielmeister.
Regisseur David Alden verpflanzt das selten gespielte Stück rigoros in seine Kindheitserinnerungen der 1950er Jahre. Der alternde Mann Don Geronio ist bei ihm ein Filmboss im tapetenverkleisterten Strackbein-Büro. Die junge Frau mit Gucci-Dessous lässt sich umzirzen von einem Sammy-Davis-Junior-Typ. Und dann schwebt im roten Helikopter am Fallschirm jener Fremde ein, den Fiorilla sich eigentlich erträumt, der Türke.
""Es kommt aus ihren eigenen Fantasien. Es ist der Andere. Der tritt auf wie von einem Film in die Realität. Er hat immer ein Geheimnis und ein Mysterium im Stück","
so Regisseur Alden. Freilich gibt es da auch noch eine Zigeunerin vom Kaukasus, Zaida, die einstige Geliebte des Türken, die ihm nachtrauert und ihn nun hier wieder trifft. Man kann sich denken, was passiert. Die beiden Frauen streiten sich um den Ex. Und der Librettist reibt sich abwechselnd die Hände oder rauft sich die Haare. Höhepunkt ein von Alden als Trinkgelage an einer Endlosbar inszenierter Handel, bei dem der Türke Geronio die Frau abkaufen will.
Alden lässt das ganze Stereotypen-Programm von Cinecittà und Hollywood auffahren mit Frauen auf dem Laufsteg, Schampus-Gläser balancierenden Bunnies, Gitarre spielenden Cowboys, tanzenden Zigeunerinnen, dazu eine Marthalersche Diener-Figur und ein bühnenfüllendes Traumschiff, das am Ende den Türken mitsamt seiner Zaida aufsammelt.
Freilich das Stück - wie auch der Poet zwischendurch bemerkt - zieht sich in die Länge. Und die zu Beginn wie ein Werbespot auf einem einarmigen Banditen abgespulten Filme mit von Lippenstiften zu Traumfrauen-Beinen mutierenden Bildern halten nicht recht, was sie an Kurzweil versprechen.
Sängerisch ist der Abend ein Hochgenuss - zumal mit Christine Schäfer als die Koloraturen ebenso fein ziselierender Fiorilla wie Lawrence Brownlee als ihr erster Liebhaber Narciso. Aber auch Renato Girolami als Ehemann Geronio, Alfred Daza als Poet und Alexander Vinogradov als Türke machen gute Figur.
Constantinos Carydis gelingt es über weite Strecken, das heikle Gespinst der Rossinischen Rouladen am Laufen und Bühne und Graben zusammenzuhalten. Das Publikum war offenbar zufrieden und wäre wohl glücklich gewesen, hätte das Inszenierungsteam sich zu beherzteren Strichen und einer ausgefeilteren Personenregie entschieden.
Ein älterer Mann will seine kapriziöse junge Frau, mit der er seit sechs Jahren verheiratet ist, wieder enger an sich binden. Ein ausgebrannter Stückeschreiber sucht nach einem Plot für sein neues Libretto, findet es zwischen klischeehaften Standardsituationen und einem mutigen Blick ins reale Leben.
Das Ganze unterfüttert von der so ruhelosen Musik Rossinis mit ihren permanenten "stops and goes", ihrem fast besinnungslosen Rasen und plötzlichen Innehalten, ihrer maschinenhaften Motorik und dem ruckartigen Rückwärtsdrehen.
1814 schrieb Gioacchino Rossini diese Pirandello antizipierende Oper vom "Türken in Italien" für die Mailänder Scala. Napoleon war verbannt nach Elba, das ständige Vor und Zurück von Revolution und Restauration schien am Ende. An der Scala hatte man eben Mozarts "Così fan tutte" geöffnet, jenes Beziehungs-Labor über jugendlichen Partnertausch, dirigiert von einem älteren Spielmeister.
Regisseur David Alden verpflanzt das selten gespielte Stück rigoros in seine Kindheitserinnerungen der 1950er Jahre. Der alternde Mann Don Geronio ist bei ihm ein Filmboss im tapetenverkleisterten Strackbein-Büro. Die junge Frau mit Gucci-Dessous lässt sich umzirzen von einem Sammy-Davis-Junior-Typ. Und dann schwebt im roten Helikopter am Fallschirm jener Fremde ein, den Fiorilla sich eigentlich erträumt, der Türke.
""Es kommt aus ihren eigenen Fantasien. Es ist der Andere. Der tritt auf wie von einem Film in die Realität. Er hat immer ein Geheimnis und ein Mysterium im Stück","
so Regisseur Alden. Freilich gibt es da auch noch eine Zigeunerin vom Kaukasus, Zaida, die einstige Geliebte des Türken, die ihm nachtrauert und ihn nun hier wieder trifft. Man kann sich denken, was passiert. Die beiden Frauen streiten sich um den Ex. Und der Librettist reibt sich abwechselnd die Hände oder rauft sich die Haare. Höhepunkt ein von Alden als Trinkgelage an einer Endlosbar inszenierter Handel, bei dem der Türke Geronio die Frau abkaufen will.
Alden lässt das ganze Stereotypen-Programm von Cinecittà und Hollywood auffahren mit Frauen auf dem Laufsteg, Schampus-Gläser balancierenden Bunnies, Gitarre spielenden Cowboys, tanzenden Zigeunerinnen, dazu eine Marthalersche Diener-Figur und ein bühnenfüllendes Traumschiff, das am Ende den Türken mitsamt seiner Zaida aufsammelt.
Freilich das Stück - wie auch der Poet zwischendurch bemerkt - zieht sich in die Länge. Und die zu Beginn wie ein Werbespot auf einem einarmigen Banditen abgespulten Filme mit von Lippenstiften zu Traumfrauen-Beinen mutierenden Bildern halten nicht recht, was sie an Kurzweil versprechen.
Sängerisch ist der Abend ein Hochgenuss - zumal mit Christine Schäfer als die Koloraturen ebenso fein ziselierender Fiorilla wie Lawrence Brownlee als ihr erster Liebhaber Narciso. Aber auch Renato Girolami als Ehemann Geronio, Alfred Daza als Poet und Alexander Vinogradov als Türke machen gute Figur.
Constantinos Carydis gelingt es über weite Strecken, das heikle Gespinst der Rossinischen Rouladen am Laufen und Bühne und Graben zusammenzuhalten. Das Publikum war offenbar zufrieden und wäre wohl glücklich gewesen, hätte das Inszenierungsteam sich zu beherzteren Strichen und einer ausgefeilteren Personenregie entschieden.